Sie sind die Retter in der (Kater-)Not, kommen meist in weniger als 30 Minuten und bringen einem Dinge, die man wirklich braucht. Kurierfahrer von Deliveroo und Co. sind nicht mehr aus dem Leben wegzudenken. Wenn man sich nach der Partynacht nicht bewegen kann und der Gang zum Dönermann ums Eck zu einem Akt der Unmöglichkeit wird, wenn der Spieleabend doch nicht nur mit Snacks auskommt, der Bürotag länger dauert als 9 Stunden, der Kühlschrank nur Dips und Butter hergibt oder das erste Kind auf die Welt kommt und der werdende Papa vor Aufregung und Hunger beinahe im Kreißsaal umfällt (kein Scherz!), dann ist man auf Food-Kuriere angewiesen. Wir gewähren ihnen Einblick in unsere Wohnungen, sie erleben uns in den intimsten Situationen – dafür bringen sie uns Essen. Da muss es doch witzige und verrückte Geschichten zu erzählen geben, oder? Oh ja! Uns haben die Münchener Deliveroo-Kuriere Philipp und Mauricio alle unsere frechen und direkten Fragen beantwortet. Dafür sagen wir an dieser Stelle „Danke“ und bis zum nächsten Mal, im Bademantel, an der Haustür.
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Was war euer schrägstes Erlebnis beim Ausliefern?
Philipp: Ich habe schon an viele Promis ausgeliefert – ist immer irgendwie absurd zu sehen, dass sie wie jeder andere auch einfach eine Pizza bestellen und hinter einer der Türen Münchens wohnen. Eine Herausforderung mit den Liefertaschen war auch eine Fahrt mit einem Paternosteraufzug. Ein gutes Gefühl hatte ich, als ich einmal Essen an einen werdenden Papa in den Kreißsaal geliefert habe. Der war einfach nur unglaublich dankbar für den Burger, den ich ihm gebracht habe.
Mauricio: Witzig ist einfach, wenn Leute im Pyjama oder halb nackt die Tür öffnen, aus dem Bett gekrochen kommen, die Haare zu Berge stehen und sie eigentlich keine Menschenseele sehen wollen, aber irgendwie doch dankbar sind, dass man Ihnen ihr Abendessen bringt, ohne dass sie das Haus verlassen müssen.
Philipp: Haha, stimmt, ein anderer Kurier hat tatsächlich von dem furchtbaren Erlebnis erzählt, dass ein Kunde splitterfasernackt die Tür geöffnet hat. Da muss dann auch kein Trinkgeld mehr sein…
Passen die Bestellungen eigentlich zu den Bestellern?
Mauricio: Eigentlich ja. Studenten bestellen oft Fast Food wie Burritos oder Burger. Wenn ich Quinoa-Bowls, Salate oder Wraps in meinem Rucksack habe, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass eine Frau die Tür öffnet. Eine Bestellung von einem bodenständigen, guten Restaurant geht meistens an ältere Leute oder Familien.
Gibt es zwischen den Auslieferern Insider-Witze? Warnt ihr euch gegenseitig?
Philipp: Man trifft auf jeden Fall immer mal wieder andere Kuriere in den Restaurants und entwickelt Freundschaften. Dann unterhält man sich auch mal gerne über bestimmte Restaurants oder Stammkunden, die regelmäßig bestellen. Dabei kommt es auch mal zu dem ein oder anderen Running-Gag.
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Mauricio: An einem super ätzenden Regentag habe ich schon mal einen anderen Kurier gefragt, ob er sich kurz zu mir ins Auto setzen will, um sich aufzuwärmen. Man merkt auf jeden Fall, dass ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen den Kurieren besteht.
Was war eure größte Lieferung und an wen ging sie?
Philipp: Meine größte Bestellung, die ich alleine geliefert habe, waren 63 Pizzen und zwei Taschen voll mit Getränken. An dem Tag war ich mit dem Auto unterwegs. Es gab aber auch schon Firmenbestellungen mit über 100 Gerichten, die mehrere Kuriere ausgeliefert haben.
Ist der Rucksack eigentlich schwer?
Mauricio: Nein, der Rucksack ist nicht schwer. Im Durchschnitt sind die Bestellungen für ein bis zwei Personen, das lässt sich gut tragen. Große Bestellungen werden meistens von den Autokurieren übernommen und die haben Liefertaschen.
Fahrt ihr mit deinem eigenen Fahrrad, bzw. Auto?
Mauricio: Ja, ich fahre mit meinem eigenen Fahrrad oder Auto. Aber ehrlicherweise ist mir es auch am liebsten so, weil ich mein Rad und Auto kenne und direkt von Zuhause aus losfahren kann, wenn ich arbeiten möchte.
Was ist, wenn ihr mal eine Panne habt?
Mauricio: Hatte ich tatsächlich schon mal. Mein Auto ist nicht das neueste, da geht schon mal etwas kaputt. Einmal ist es beim Ausliefern auf einer super befahrenen Kreuzung zur Feierabendzeit einfach stehen geblieben und die Reifen haben komplett blockiert. Zum Glück war ich auf dem Weg zu einem Restaurant und hatte noch kein Essen dabei. Die Zentrale von Deliveroo hat dann einen anderen Kurier auf meine Bestellung gesetzt und ich habe den ADAC gerufen. Die kamen dann auch nach ca. 1,5 Stunden und haben mir von der Kreuzung geholfen. Zuhause angekommen habe ICH mir dann erstmal Essen liefern lassen (lacht).
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Bei Regenwetter könnt ihr einem nur leidtun. Habt ihr schon mal eine Schicht wetterbedingt absagen müssen?
Mauricio: Nein, eigentlich nicht. Ich kann selbst entscheiden, wann ich ausliefern möchte und habe prinzipiell immer die Möglichkeit mit meinem Auto oder Fahrrad zu fahren. Wenn das Wetter passt, fahre ich gerne mit dem Fahrrad, ansonsten mit dem Auto, vor allem jetzt im Winter.
Hand aufs Herz: Habt ihr schon einmal vom Essen genascht?
Mauricio: Haha, nein eigentlich nicht – ich habe mal eine Pizza vom Restaurant geschenkt bekommen, weil die versehentlich eine Pizza Salami statt Pizza Hawaii gemacht haben. Dann habe ich die Pizza Salami bekommen.
Hat euch schon einmal ein Kunde/eine Kundin seine*ihre Nummer zugesteckt?
Philipp: Ja ziemlich witzige Story – ich habe mal einen fünf-Euro-Schein als Trinkgeld zugesteckt bekommen und auf dem Schein stand die Handynummer der Kundin – natürlich habe ich nicht angerufen!
Wurdet ihr schon einmal zum Mitessen eingeladen?
Philipp: Ja, einmal hat Deliveroo ein Essens-Gewinnspiel für Gruppen von bis zu 10 Personen gestartet. Die Gruppe, die gewonnen hat, war nur zu sechst und dann haben sie mich eingeladen. Natürlich war ich nur so lange dort, bis der nächste Auftrag reinkam.
An welchen Tagen in der Woche (und im Jahr) ist am meisten los?
Mauricio: Normalerweise am Wochenende, vor allem Sonntagabend. Natürlich auch, sobald es kalt wird, bei Regen und an Feiertagen, wenn viele Geschäfte geschlossen haben.
Wie viel Trinkgeld bekommt ihr durchschnittlich?
Philipp: Im Durchschnitt sind es so zwei Euro pro Lieferung – das variiert allerdings sehr stark und ist davon abhängig, mit welchen Kunden man es zu tun hat oder wie groß die Bestellung ist. Schlechtes Wetter ist auch ein Trinkgeld-Treiber!
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Was war der höchste Trinkgeldbetrag einer Lieferung und wieso denkt ihr, habt ihr so viel bekommen?
Philipp: Das war bei der riesigen Pizza-Bestellung, da habe ich 15 Euro auf die Hand bekommen. Ansonsten habe ich es auch schon erlebt, dass mir eine Schachtel Zigaretten angeboten wurde, weil der Kunde kein Bargeld hatte. Habe ich auch nicht nein gesagt. Viele Kunden geben auch direkt beim Bestellen online ein paar Euro.
Was habt ihr durch diesen Job gelernt?
Mauricio: Ich kenne mich durch den Job wie ein Taxifahrer in der Stadt aus und weiß, bei welchem Restaurant es sich lohnt auch privat hinzugehen oder zu bestellen. Die Leute sind immer super erstaunt, wenn ich kleine Gassen kenne, die sonst niemand kennt, oder ich kein Navi brauche. Interessant ist auch jedes Mal zu sehen, welche Menschen sich hinter einer Tür verbergen, wer welches Essen bestellt und was es für Bruch-Buden und Paläste in der Stadt gibt.
Macht ihr außer dem Radfahren noch weiteren Sport?
Mauricio: Absolut, ich liebe Sport! Ich spiele Lacrosse und trainiere dafür zwei bis dreimal die Woche, fast jedes Wochenende habe ich ein Spiel. Das nimmt schon viel Zeit in Anspruch. Aber durch den Kurierjob bin ich super flexibel und kann selbst entscheiden, wann und wie viel ich arbeiten möchte. Das ist gegenüber anderen Nebenjobs echt ein großer Vorteil. Insofern kann ich alles gut vereinen.
Hat ein Kunde schon einmal versucht, euch einen Streich zu spielen?
Philipp: Oft sagen die Leute, sie haben das falsche Essen bekommen, obwohl ich ihre Bestellung direkt auf meinem Handy habe und genau sehen kann, was sie bestellt haben. Das ist dann ein Fall für den Kundenservice. Ansonsten gibt es nicht wirklich Streiche. Absurd sind Situationen, wenn der Kunde beispielsweise fragt, ob man beim Runtergehen den Müll mitnehmen kann. Da lache ich dann einfach und sage charmant: „Hey, nichts für ungut, aber eigentlich bin ich nur hier, um dir dein Essen zu liefern.“
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