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Maria Koch von 032c über die Relevanz von Kim Kardashian & den Alexanderplatz

Fotos: 032c Apparel, Foto Maria Koch: Thomas Lohr
Wenn man dem Slogan der kürzlich gelaunchten Linie von 032c Apparel folgen würde, dann müsste man dem Resist-Sweater eigentlich widerstehen. Doch wenn unter anderem Djane Peggy Gould ihn quer durch Instagram trägt, dann ist das lässige Teil ruckzuck ausverkauft. Der Fanclub von 032c wächst offline wie online und lebt die Freiheit der Marke, deren Name sich von einem Rot-Ton aus der Pantone-Skala ableitet. Die starke Farbe bildet zwar bis heute die Grundlage des Layouts jeder Ausgabe, die Kollektionen des Apparels allerdings haben knallige Effekthascherei nicht nötig.
Was 2002 als Magazin begonnen hat, ist mittlerweile zur Plattform geworden. 032c versteht sich als Manual for Freedom, Research and Creativity und setzt das im Heft genauso um wie auf Events, Ausstellungen oder T-Shirts. Vor zwei Jahren gab es die ersten Kleidungsstücke der Marke, im Januar 2018 zeigte Apparel zum ersten Mal eine Show. Während der Pitti Uomo wurde nicht nur die neue Kollektion gezeigt, sondern auch das, woran 032c glaubt. Merchandise ohne Bedeutung? Nicht mit Maria Koch, Ehefrau des Chefredakteurs Jörg Koch und Designerin des Apparels. Vor dem Launch vor gut zwei Jahren hat sie bei Jil Sander und Marios Schwab gearbeitet und war als Dozentin tätig.
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Nach der ersten 032c Apparel Show während der Pitti in Florenz steckt sie jetzt in den Vorbereitungen für die Präsentation während des Reference Festivals. Wie Koch dazu steht, wenn Fans der Marke das Magazin nicht kennen, warum sich der Kardashian-Hype nicht abnutzt und was heute den Reiz von Streetwear ausmacht, kannst du im Interview nachlesen!

Refinery29: Habt ihr mit 032c Apparel einen Trend aus einer Nische heraus ausgelöst?

Maria Koch: Wir verstehen uns nicht als Nische. Das sind andere, vermeintlich kommerziellere Titel viel eher. Wir haben eine Auflage von 75.000. Dazu kommen die Follower auf unseren Online-Kanälen. Wir sind unabhängig, deswegen können wir so arbeiten, wie wir es tun. Es gibt keine Teilhaber außer Jörg und mir.
Wir haben Apparel auch gelauncht, weil ich Designerin bin. Eigentlich wollte ich mich selbstständig machen. Das habe ich dann ad acta gelegt. 032c sollte immer mehr als ein Magazin sein. Wir machen Events und Ausstellungen, beraten Modefirmen, sind Mitinhaber vom Reference Festival und Jörg ist noch Editor-in-Chief bei SSense. Es reicht heute nicht mehr, auf Print angewiesen zu sein. Die Kioske sterben aus. Das ist ein Problem.
Wir haben uns schnell von Merchandise zu Apparel entwickelt, weil unsere Teile mehr sind als Fanartikel. Im Oktober kommt beim Reference Festival die erste Pret-a-porter-Show für Frauen, gemischt mit der Männerlinie.

"Viele wissen gar nicht, dass es das Magazin gibt. Junge Leute haben mir schon erklärt, dass es sich bei 032c um eine Klamottenmarke handelt. Das ist doch lustig! Einen intellektuellen Banner brauche ich außerdem nicht."

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Gab es einen Auslöser für den Launch der ersten Teile?

Das war eine Orchestrierung von Momenten. Bei Instagram haben wir Kids entdeckt, die sich 032c aufs T-Shirt gemalt haben. Dann gab es Leute, die sich Handycases selbst gemacht haben. Auch Freunde haben uns in der Idee bestärkt.

Wie findet ihr es, wenn Träger eures Apparels die Brand 032c und das Magazin gar nicht kennen?

Das passiert natürlich. Das ist uns klar. Doch wenn jemand Chanel-Parfum trägt, frage ich mich nicht, ob die Person den Entwurf des letzten Couture-Kleides kennt oder womöglich versteht.
Es ist ein normaler Effekt, den ich nicht als problematisch wahrnehme. Viele wissen gar nicht, dass es das Magazin gibt. Junge Leute haben mir schon erklärt, dass es sich dabei um eine Klamottenmarke handelt. Ich finde das eher cool und lustig. Ich brauche den intellektuellen Banner nicht per se. Umgekehrt kennen viele Apparel nicht. Diese verschiedenen Kosmen finden wir spannend.

Inwiefern ist dein Designprozess bei den Männer- und Frauenkollektionen unterschiedlich?

Es gibt da verschiedene Kriterien. Anfangs habe ich mich mit der Apparel schwer getan, weil ich 15 Jahre lang Ready-to-wear für Frauen gemacht habe. Aber ich sehe das als Training und Herausforderung.
Photo: Courtesy of 032c Apparel.
Photo: Courtesy of 032c Apparel.

Was inspiriert dich?

Alles, was mir begegnet. Das können Reisen sein, aber auch Musik oder Instagram und selbstverständlich der Austausch mit meinem Mann.

Welche Musik hörst du am liebsten?

Ich höre Rap, sehr viel Soul oder 90ies Pop und Klassik. Ich finde meinen eigenen Musikgeschmack nicht besonders elaboriert. Ich mag es hardcore oder catchy und poppig. Klassik zertrümmert mir wiederum das Herz. Es nimmt mich total mit. Nichts für den Alltag also.
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Über welche Posts freust du dich bei Instagram?

Das kann ich gar nicht genau sagen. Wenn ich auch nur einen Post doof finde, entfolge ich der Person sofort. Der Cliché-Nerv-Post ist Essen. Dieser pseudo Genusssinn oder gar Essen als Fetisch finde ich ordinär und öde.

Wie wählt ihr eure Kollaborationspartner aus?

Nach ihrem Können. Wenn ich ein Telefon machen wollte, dann würde ich mich an Apple wenden. Bei einer Wachsjacke an Barbour und so weiter. Wir wollen mit Expert*innen zusammenarbeiten.

Ich finde es generell nicht intelligent verschwenderisch mit Ressourcen umzugehen, dabei geht es auch um Arbeitskraft an sich.

Was wäre die Kollaboration deiner Träume?

Ein Parfum mit Frédéric Malle. Die Ästhetik und den Anspruch finde ich toll. Auch eine Marke, die vermeintlich nische ist und gleichzeitig irre erfolgreich.

Wie motivierst du dich, wenn es mal nicht so läuft?

Ich glaube nicht an die Idee von Eingebung. Das ist Quatsch. Ich gehe jeden Tag stringent ins Büro, auch wenn ich mal keine Lust habe. Irgendwas ist ja immer. Deadlines zwingen mich zu Entscheidungen und dabei entsteht automatisch ein kreativer Prozess.

Wie gehst du mit Zweifeln und Ängsten um?

Das gehört dazu. Der Wahrnehmung von außen, also zum Beispiel einem Hype, sollte man nicht unbedingt glauben. Gespräche mit Freunden und Freundinnen helfen mir das einzuschätzen. Wenn Zweifel berechtigt sind, muss man an sich arbeiten.

Warum setzt ihr immer wieder auf limitierte Serien?

Unsere Intention ist es nicht einen Hype zu kreieren. Wir limitieren von vorn herein, um nicht zu viel zu produzieren. Wir schätzen die Stückzahlen realistisch ein. Limitierte Editionen sind für uns kein Marketingtool. Ich finde es unmöglich, wenn Produkte ruckzuck reduziert werden.
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Geht es da auch um Nachhaltigkeit?

Durchaus. Das habe ich sogar mal unterrichtet: Designstrategien im Masterprogramm für Nachhaltigkeit in der Mode. Es geht mir da aber nicht um Organic. Ich finde es generell nicht intelligent so mit Ressourcen umzugehen, dabei geht es auch um Arbeitskraft an sich. Dieses Überschwemmen und Ausreizen verstehe ich nicht. Wieso sollte es ein Design in 50 Farben geben, wenn ein Ton genau der richtige ist? Nachhaltigkeit hat einfach eine stärkere Energie und Kraft, als die Flüchtigkeit oder Masse.
Foto: 032c Apparel
Foto: 032c Apparel

Sind Saisons für euch noch wichtig?

Nein, da hat sich in den letzten Jahren so viel verändert. Key Pieces funktionieren immer. Ich kaufe im Sommer auch mal einen Kaschmirpullover. Eben ganz nach meinen persönlichen Bedürfnissen.

Designst du manchmal für dich?

Ja, eigentlich immer. Es gibt einzelne Teile, die ich nicht tragen würde, die dann aber totale Bestseller sind. Lacht.

Wie würdest du deinen persönlichen Stil beschreiben?

Der ist durchaus stimmungsabhängig. Mein Stil lebt von Extremen. Mal ist er sehr opulent oder total minimal. Bei Events setze ich herausgeputzt auf ein großes Kleid, extravaganten Schmuck und total hohe Schuhe. Im Alltag trage ich Seidenbluse und Jeans. Sexappeal und class sind sicherlich ein Motor.

Menschen, die man aus der Ferne toll findet, sollte man vielleicht gar nicht kennenlernen, weil man dann enttäuscht werden könnte. Da fällt mir Monica Bellucci ein.

Gehst du in deiner Freizeit shoppen?

Nein, ich kenne die Margen. Das sehe ich nicht ein. Bei Beauty ist es nicht so, ich bin absolut in to Beautyproducts.

Hast du eine Beauty-Routine?

Ich probiere viel aus. Manchmal schaue ich ein YouTube-Tutorial. Außerdem frage ich Freundinnen, die eine tolle Haut haben, welche Produkte sie verwenden.
Ich mag die Produkte von Biologique Recherche und Dr. Barbara Sturm. Davor habe ich lange auf Sisley gesetzt. Bei Düften liebe ich Frederic Malle. Da habe ich drei, die ich selbst zusammenmische. Zumindest so lange es noch kein 032c Parfum gibt.
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Was schätzt du an Berlin?

Die unglaubliche Lebensqualität, die zu meiner Idee von Kultur und Stadtgröße passt. Ich mag das Weitläufige. Dadurch kann man an einem Tag nicht zuviel machen. Ich kann mich in Berlin konzentrieren. Viele sagen, dass man hier rumhängt. Das sehe ich anders. Die Lebensqualität zieht viele spannende Menschen an. Das macht unser Team möglich. Man muss abends nicht noch in einer Bar arbeiten, wie es vielleicht in London der Fall wäre. Außerdem lieben unsere Kinder die Stadt.

Könntest du dir vorstellen woanders zu leben?

LA fände ich spannend, weil ich die Stadt noch nicht richtig verstehe, aber viele relevante Youth Movements kommen von dort: Skate, Grunge, Aerobic usw . Und ich bin Fan von Salzburg. Ich komme aus Göttingen, also einer Kleinstadt. An Salzburg reizt mich die klassisch-musische Historie, die Landschaft und die Qualität der Küche. Die gepflegten Straßen liebe ich. Obwohl ich sie manchmal als Spießertum verurteile. Vielleicht finde ich gerade den Kontrast zu Berlin spannend.

Was sind deine Lieblingsorte in Berlin?

Der Grunewaldsee ist sehr schön. Da mag ich den Hundestrand. Den Ku’damm finde ich pitoresk lustig. Der Alexanderplatz ist so dumpf und passiv. Das mag ich und kann gar nicht sagen, warum. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich nur selten dort bin. Nur mal mit meiner Tochter, wenn sie zu Topshop will.

Wie finden eure Kinder 032c Apparel?

June jobbt hier manchmal, um sich Teile zu leisten. Karl interessiert sich nicht für Mode. Es freut mich, wenn June unsere Kollektionen liebt. Sie ist fast unsere Zielgruppe und findet das richtig cool.
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Welche Personen würdest du dir in 032c Apparel wünschen?

Die meisten hatten es schon an. Menschen, die man aus der Ferne toll findet, sollte man vielleicht gar nicht kennenlernen, weil man dann enttäuscht werden könnte. Da fällt mir Monica Belluci ein. Ich finde sie einfach wahnsinnig schön und kann gar nicht sagen, ob sie auch schlau ist. Milly Bobby Brown finde ich toll, Djuna Barnes, eine Intelektuelle, hätte ich spannend gefunden. Aber auch Kim Kardashian. Das meine ich gar nicht zynisch. Ich finde sie wirklich unironisch ganz toll. Oder Anne Imhoff. Alles Menschen, die in sich ganz eigen sind und eine besondere Intensität haben.

Ist der Kardashian-Hype nicht langsam abgenutzt?

Ich glaube, dass sich eher andere Personen abnutzen, die das nicht so konsequent durchziehen. Ich meine, dass sie in Zukunft in einer Reihe mit Marylin Monroe, Jane Birkin als Referenzen für ein gewisses Zeitprofil stehen wird. Jetzt wird sie verständlicherweise manchmal belächelt. Doch ein grosser Teil der Gesellschaft definiert sich durch Hülle und Ästhetik. Im Grunde sind die Kardashians kunstvoll skurril. Das finde ich beeindruckend. Auch die Redundanz dabei. Ich empfinde das als sehr prägnant.

Ich bin gelangweilt von der Frage nach der Bedeutung von Berlin oder Deutschland als Standort. Zusammenhalt oder Zugehörigkeit hat für mich nichts mit dem Personalausweis zu tun.

Könntest du dir vorstellen als Designerin mehr im Vordergrund zu stehen?

Berühmt sein ist für mich persönlich nicht primär spannend. Aber es ist einfach ein Teil meines Jobs sich zu zeigen, interviews zu geben usw, d.h. Nahbar zu sein.

Welche Rolle wird Geschlecht in Zukunft in der Mode spielen?

Das Geschlecht spielt für mich, abgesehen von meinen privaten Vorlieben, gar keine Rolle.

Was macht den Reiz von Streetwear aus?

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Streetwear funktioniert, weil Mode immer von der Straße kommt. Rein soziologisch. Das Establishment steht mit Anzug und Kostüm für etwas, das immer mehr vor die Wand fährt. Ein ernstzunehmender Mensch hat oft keine Jobuniform mehr, weil dieser Look nicht mehr der Topos für Erfolg und Seriösität ist. Das müssen erst mal alle checken. Ich würde Streetwear jedoch eher als Alternative Wear definieren.

Welche Frage soll dir mal gestellt werden?

Da fällt mir gar nichts ein. Ich bin eher gelangweilt von der Frage nach der Bedeutung von Berlin oder Deutschland als Standort. Wie wichtig sind Berlin und Deutschland für dich? Was tust du für die Stadt? Dieses Fragenmodul ist mir zu nationalbewusst. Zusammenhalt oder Zugehörigkeit hat für mich nichts mit dem Personalausweis zu tun.
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