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Keine Angst vor Psychotherapie: Das erwartet dich bei einem Therapeuten

Foto Getty Images

Es gibt Beschwerden, bei denen ein Besuch bei deinem Hausarzt eher sinnlos ist. Ist nicht der Körper betroffen, sondern die Seele, kann der Weg zu einem Psychotherapeuten der richtige sein. Doch oftmals haben wir Hemmungen, da wir nicht wissen, was uns dort erwartet, wir vielleicht Angst haben, alles von uns preisgeben zu müssen oder weil wir denken, dass andere Menschen uns einen „verrückt“-Stempel aufdrücken könnten. Dabei kann eine Psychotherapie vielleicht genau das sein, was dir dazu verhilft, dich wieder besser zu fühlen. Nicht immer braucht es eine knallharte Diagnose wie Schizophrenie oder Psychose - ein Therapeut hilft, wenn du Ängste, Zwänge oder eine längere Phase negativer Verstimmtheit hast. Viele Menschen leiden an psychischen Belastungen und kreisen ständig um ein und denselben Gedanken, haben Minderwertigkeitskomplexe, fühlen sich im Studium oder auf der Arbeit überfordert, haben belastende Beziehungsprobleme oder Prüfungsangst. Wenn du dir unsicher bist, ob eine Therapie in deinem Fall indiziert ist, kannst du erst einmal einen Termin bei deinem Hausarzt vereinbaren und deine Symptome schildern. Dieser kann dich anhand der geschilderten Problematik beraten und dir bestenfalls einen Therapeuten empfehlen. Jedoch solltest du beachten, dass oftmals mit langen Wartezeiten zu rechnen ist. Du denkst darüber nach, einen Therapeuten aufzusuchen, hast aber Angst vor der Therapie? Keine Sorge. Wir erklären dir, was dich dort erwartet und wie die ersten Sitzungen ablaufen: 1. Art der Therapie
Therapie ist nicht gleich Therapie! So gibt es eine Menge verschiedener Richtungen, die jeweils mit unterschiedlichen Konzepten und Behandlungsmethoden arbeiten. Am häufigsten wirst du Therapeuten mit den Schwerpunkten Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie oder Psychoanalytiker finden. Die Verhaltenstherapie ist in Deutschland eindeutig auf dem Vormarsch. Dies liegt daran, dass hier schnelle Behandlungserfolge zu erwarten sind - das ist sogar wissenschaftlich erwiesen. So konnte in MRT-Studien nachgewiesen werden, dass es zu strukturellen Veränderungen des Gehirns kommt. Aber keine Sorge: Eine Therapie macht aus dir keinen anderen Menschen. Letztendlich konzentriert die Verhaltenstherapie sich auf das Hier und Jetzt und versucht Lernmuster und Perspektiven zu verändern. Die tiefenpsychologische fundierte Psychotherapie und die Psychoanalyse arbeiten auch mit der Gegenwart, allerdings wird hier verstärkt die Vergangenheit einbezogen, da vermutet wird, dass die Ursachen für deine heutigen Probleme in der Kindheit und Jugend liegen.
Generell gibt es eine Sitzung à 50 Minuten pro Woche. Die Ausnahme ist die Psychoanalyse: Hier werden 2-3 Sitzungen je Woche abgehalten. 2. Terminvereinbarung
Der wichtigste Schritt ist es zunächst, sich zu überwinden und einen Termin zu vereinbaren. Du hast die Möglichkeit, verschiedene Therapeuten auszuprobieren, damit du die Person findest, zu der du den besten Draht hast und bei der du dich öffnen kannst. Bei Google findest du zahlreiche Therapeuten in deiner Nähe. Alternativ findest du auf der Homepage der KVNO die Telefonnummer der Zentralen Informationsbörse Psychotherapie (ZIP). Hier kannst du dir die Kontaktdaten von Therapeuten geben lassen, welche freie Kapazitäten haben. 3. Das Erstgespräch
Der große Tag ist gekommen und das Erstgespräch steht an. Nervosität ist völlig normal und du kannst dir sicher sein, dass es nicht nur dir so geht. Auch der Therapeut weiß dies und wird die Situation deswegen so angenehm wie möglich gestalten, damit du dich wohl fühlst. Empathie ist für viele Therapeuten übrigens kein Fremdwort…ganz im Gegenteil: Viele Menschen, die diesen Beruf ausüben, tun dies aus Leidenschaft und aus der Motivation heraus, anderen Menschen helfen zu wollen. Solltest du dich dennoch nicht wohlfühlen, so kannst du dies mitteilen und die Praxis verlassen.
Die meisten Erstgespräche starten mit einer lockeren Begrüßung und einem Kennenlernen. Der Therapeut erzählt ein bisschen was zur Therapie und stellt dir einige Fragen, z.B.: „Warum bist du hier?“ oder „Was möchtest du verändern?“. Nun kannst du völlig unstrukturiert und ehrlich von deinen Problemen, Gedanken und Symptomen berichten. Der Therapeut wird hier und da noch einige Fragen stellen, so dass er oder sie sich ein klares Bild machen kann. Am Ende wird geschaut, ob eine Therapie bzw. das jeweilige Therapieverfahren optimal für dich ist.

4. Probatorische Sitzungen

Wenn der Therapeut zu dem Entschluss gekommen ist, dass eine Therapie angeraten ist, so werden weitere Termine vereinbart. In der Regel gibt es vorerst fünf probatorische Sitzungen bzw. acht bei der analytischen Therapie, welche auch ohne Antragsstellung von der Krankenkasse übernommen werden. In diesen Sitzungen geht es nun darum, dass der Therapeut dich und deine Geschichte kennenlernt, damit er am Ende zu einer Diagnose kommen kann. Nun ist es wichtig, dass du offen und ehrlich über deine Probleme redest. Um ein besseres Verständnis zu erlangen, wird der Therapeut dir immer wieder Fragen stellen. Zudem kann es sein, dass dir Fragebögen oder Tests aushändigt werden, die du zwischen den Sitzungen ausfüllen sollst. Hier werden teilweise sehr private Dinge abgefragt, die jedoch lediglich dazu dienen, am Ende die richtige Diagnose stellen zu können.

5. Konsiliarbericht und Antrag bei der Krankenkasse

Bevor der Antrag für eine Psychotherapie bei der Krankenkasse eingereicht wird, ist es nötig, dass du deinem Hausarzt einen Besuch abstattest. Von deinem Psychologen wirst du einen Bogen bekommen, den so genannten Konsiliarbericht, den der Hausarzt auszufüllen hat. Hier geht es darum, dass körperliche Ursachen für dein Befinden ausgeschlossen werden können. Manchmal kann ein Ungleichgewicht in deinem Körper, z.B. ausgelöst durch eine Schilddrüsenerkrankung, zu deinem Unwohlsein führen. Dies zu prüfen ist die Aufgabe des Arztes. Liegen nun alle Unterlagen bei dem Psychotherapeuten vor, können diese bei der Krankenkasse eingereicht werden. Und da wären wir auch schon beim Punkt „Kosten“.

6. Kosten

Ob eine Therapie bewilligt oder abgelehnt wird, hängt natürlich von deiner Diagnose ab und dem Antrag, den dein Therapeut verfasst hat. Wenn ein Therapeut davon ausgeht, dass eine Therapie notwendig ist, z.B. weil du unter einer Angst- oder Panikstörung leidest, so wird die Krankenkasse den Antrag oftmals auch bewilligen. Im Falle einer Kurzzeittherapie werden vorerst 25 Stunden = 25 Sitzungen à 50 Minuten bewilligt. Merkt der Therapeut während der Kurzzeittherapie, dass die bewilligten Stunden nicht ausreichen, so kann er ein Gutachten schreiben und weitere Stunden bei der Krankenkasse beantragen. Bei mehr Stunden (meist sind es 45 bei einer Verhaltenstherapie) handelt es sich um eine Langzeittherapie. Wird der Antrag von der Krankenkasse bewilligt, so werden die kompletten Kosten für die Behandlung übernommen.

7. Schweigepflicht und Diagnose

Du möchtest deinem Therapeuten nicht alles erzählen, weil du Angst hast, dass es irgendwie rauskommt? Keine Sorge! Psychotherapeuten stehen wie Ärzte unter Schweigepflicht. So dürfen sie noch nicht einmal mit anderen, unbeteiligten Psychologen über dich reden. Durch deine Diagnose entsteht dir übrigens kein Nachteil. So ist diese bei deiner Krankenkasse registriert, aber sie taucht nirgendwo sonst auf und wird dich auch in deinem weiteren Leben nicht negativ beeinflussen. So musst du dir z.B. keine Sorgen darüber machen, dass dein Arbeitgeber womöglich deine Akten einsehen kann.

8. Hilft eine Psychotherapie überhaupt?

Eine Psychotherapie ist in vielen Fällen sehr hilfreich sowie erfolgversprechend und kann dazu beitragen, dass es dir wieder besser gehen wird. Jedoch musst du dich darauf einstellen, dass eine Linderung der Symptomatik nicht über Nacht eintritt und es natürlich auch an dir liegt, ob eine Veränderung vonstatten gehen kann. Deswegen ist es wichtig, dass du die nötige Portion Motivation mitbringst, dich auf die Therapie einlässt und den Willen hast, etwas zu verändern. Bei einer Verhaltenstherapie gibt es beispielsweise oft Hausaufgaben: Hier sollst du Fragebögen und Aufgaben bearbeiten oder dich aktiv deinen Ängsten stellen. Aber keine Sorge - mit dem richtigen Therapeuten wirst du an die Hand genommen und bist nicht alleine mit deinem Problem.

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