Mittlerweile weiß ich, welche Kleidung mit meinen großen Brüsten (halbwegs) gut aussieht. Nur leider finde ich sie nirgendwo. Und dabei ist eine BH-Größe 75 E angebracht an einen kleinen, schmalen Körper mit kurzen Beinen nichts Ungewöhnliches und trotzdem ist es fast unmöglich dafür gescheit einzukaufen, ohne dass ich gleich sehr viel fülliger aussehe, als ich bin. Die Proportionen sind einfach andere als die Designvorgaben der meisten Modehäuser. Nur weil ich an der Brust mehr Stoff brauche, heißt das allerdings nicht, dass das ganze Shirt weiter geschnitten sein soll. Leider hat das die Industrie noch nicht so ganz verstanden. Und so trage ich seit Jahren zu große Oberteile und Styles, die meinen Busen zu einem Einheitsbrei mit dem Bauch formen, oder sehr enge Shirts. In der Schule, als mein Körperverständnis und -gefühl noch lange nicht so ausgeprägt war, platzte ich förmlich aus einem hautengen Stretch-Oberteil mit Marylin Monroe Aufdruck heraus. Der Kopf der Ikone war genau auf Brusthöhe abgebildet und ließ ihn wegen meinem Busen überdimensional groß aussehen. Das ließen mich Jungen aus meiner Stufe selbstverständlich unter tobenden Lachern wissen. Seitdem mache ich einen großen Bogen um solche Designs und Typen, die mich auslachen. Meinem Selbstbewusstsein hat der Mangel an passender Fashion selbstverständlich einen Knacks verpasst. „Wieso sieht das bei mir so doof aus?“ und andere Gedanken dieser Art waren jahrelang mein stetiger Shopping-Begleiter. Die Konsequenz nach ewigem Frust war es also, eine Art Uniform zu tragen: schwarze Oversize-Pullis im Winter, simple Tees mit Box-Cut und T-Shirt-Kleider im Sommer. Bloß keine Blazer oder Tank-Tops, dem Crop-Top-Trend habe ich mich nicht mal auf 50 Meter genähert, weil die Oberteile kaum meinen BH verdeckten und Underboob war damals noch nicht am happening. Vom BH-Struggle fang ich gar nicht erst an. Die Unterwäsche von Mainstream Retailern wie H&M oder Zara, wo man verzierte und bezahlbare Teile bekommt, passt manchmal – meistens aber nicht.
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Ich trage keine Standard-Größe, weil es diese nicht gibt
Das alles hat jetzt dank ASOS ein Ende, denn das Versandhaus, das bereits speziell Kleidung für kurvige, kleine, große und schwangere Frauen anbietet, hat sein Sortiment für Kund*innen wie mich erweitert. Fuller Bust heißt die neue Linie, die mir alle meine textilen Träume erfüllen wird. Neben heißen Teilen für unten drunter hat sich das Designteam ebenfalls bei Kleidern und Tops extrem viel Mühe gegeben, Schnitte zu designen, die Menschen mit großen Brüsten schmeicheln. Erhältlich sind bisher über 300 Teile, bei denen im Brustraum extra mehr Platz für Busen von DD bis H-Cups gelassen wurde. Damit hat sich der englische Retailer ganz klar an die Spitze der Body-inklusiven Unternehmen gebeamt, denn sie haben einmal mehr bewiesen, dass es wirklich jede erdenkliche Körperform gibt. Gut, von kompletter Inklusion ist die gesamte Branche noch weit entfernt. Es fehlt definitiv Fashion für Menschen mit Behinderung oder etwa trans*freundlichere Designs. Aber wir bewegen uns in die richtige Richtung, nämlich weg von veralteten Standardgrößen, die so vielen einfach nie richtig gepasst haben und noch immer nicht passen. Sein hart erarbeitetes Geld für Skinny-Jeans auszugeben, die an den Oberschenkeln schmerzend spannen oder sich gezwungen fühlen, BHs zu kaufen, die weder ein schönes Dekolletee machen, noch den Busen richtig stützen und damit ebenfalls gesundheitliche Probleme verursachen, muss jetzt ein Ende haben. Kleidung hat enormes Empowerment-Potential, das ich der jungen Generation sehr wünsche, damit keine*r oder zumindest viel weniger Menschen mit meinem 90er-Jahre-„Wenn es für mich nichts zum Anziehen zu kaufen gibt, muss mein Körper ja falsch sein“-Mindset durch die (virtuellen) Kaufhäuser trotten müssen. Ich freue mich, dass ich und so viele andere Großbusige sich dank ASOS jetzt im Mainstream repräsentiert sehen und endlich für recht kleines Geld Kleidung kaufen können, die passt. Meine Bestellung ist bereits unterwegs und ich kann es kaum erwarten, meine zwei liebsten Accessoires so richtig in Szene zu setzen.
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