Menschen und Ressourcen ausbeuten is’ nicht mehr. Stattdessen geht das allgemeine Interesse aktuell eher Richtung alles im grünen Bereich. Zum Glück. Da haben schließlich alle was davon. Frage ist nur: Was heißt dieses Nachhaltigkeit eigentlich ganz genau? Wo ist auch wirklich Gutes drin? Wo steht’s nur als irreführende Werbefloskel drauf? Und welche Erklärungen verstecken sich hinter den vielen Begriffen, die einem auf dem Weg zum besseren Bewusstsein plötzlich so bewusst werden? Hier kommt der Einsteigerkurs für ein fließendes Grundlagengespräch auf Umweltfreundlich:
1. Nachhaltig
Ok, wir starten gleich mal mit einer Definition, die kaum anders kann, als ein bisschen nach Lehrbuch zu klingen: Nachhaltig bedeutet, ökonomisch – in Bezug auf Umweltschutz aber vor allem ökologisch – so zu handeln, dass gegenwärtigen und zukünftigen Generationen vergleichbare oder bessere Lebensbedingungen sicher sind. Oder etwas praktischer formuliert: Nachhaltig ist, wenn nicht mehr verbraucht wird, als nachwachsen, sich regenerieren oder künftig wieder bereitgestellt werden kann.
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2. Fair Trade
Ist vor allem als Siegel bekannt und kennzeichnet Produkte, bei deren Herstellung bestimmte soziale, ökologische und ökonomische Kriterien eingehalten wurden. Achtung! Nicht alles, wo Fair Trade drauf steht ist auch wirklich zertifiziert. Immer gucken, dass besagtes Siegel auch wirklich auf Verpackung oder Etikett abgebildet ist. Und wenn nicht, dann bedenken, dass sich das Wort fair meist vor allem darauf bezieht, Menschen nicht auszubeuten. Das ist natürlich das Wichtigste – sagt aber noch nichts darüber aus, ob auch Tiere und Ressourcen, zum Beispiel die Böden auf denen Getreide, Kaffeebohnen oder Rohstoffe für Textilien gewachsen sind, gut behandelt wurden. Am Besten double-checken, ob das entsprechende Produkt auch bio ist.
3. Bio
Produkte, Materialien oder Inhaltsstoffe, die unter ökologischen Bedingungen angebaut oder hergestellt beziehungsweise umweltschonend produziert wurden. Für Lebensmittel sind das Wort Bio und auch Öko EU weit geschützte Begriffe, für den Auflagen eingehalten werden müssen. Bei Kosmetik und Klamotten ist das anders! Dort darf auch ohne weitere Zertifizierung Bio drauf stehen – ganz abgesehen von schwammigen Bezeichnungen wie „naturnah“ oder „aus natürlichen Rohstoffen“.
Also im Zweifel besser immer noch mal nach einem Siegel gucken oder einfach nachfragen.
4. Lokal / Regional
Bedeutet das Gleiche. Und zwar nur, dass ein Produkt in der Nähe gemacht wurde. Und das ist unter Umweltschutzaspekten eigentlich immer ganz gut. Denn dann waren die Wege kurz, die Ware kam nicht mit großem CO2-Fußabdruck zu uns geflogen und die Anbau- oder Herstellungsbedingungen waren nach deutschem Standard – und der ist meistens hoch. Nach Siegeln brauchen wir dann weniger zu suchen. Die sind vor allem dann wichtig, wenn die Herstellung tendenziell immer eher belastend für unsere Erde ist. Der Apfel vom Hofladen aus dem Umland kommt natürlich auch ohne Ökoplakette aus.
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5. Co2 neutral
Apropos Fußabdruck und apropos weite Wege: Alles, was Treibhausgase freisetzt und damit den Klimawandel vorantreibt, erhöht unseren persönlichen Co2-Fußabdruck. Fliegen oder Autofahren zum Beispiel oder auch das Betreiben von Maschinen. Alles, was ohne diese Gase auskommt, wird als Klima- oder Co2 neutral bezeichnet. Bei allem, wo’s drauf steht, aber logischer Weise gar nicht sein kann, sollten unsere grünen Alarmglocken schrillen: denn dann bedeutet die Angabe oft einfach, dass Atomstrom verwendet wird oder wurde. Und der ist ja nun gelinde gesagt nicht so richtig öko! Wirklich grün wäre Strom aus erneuerbaren Energiequellen wie Sonne, Wasser oder Wind. Gibt’s bei Anbietern wie naturstrom.de, greenpeace-energy.de oder lichtblick.de.
6. Biologisch abbaubar
Das mit den besagten Sigeln ist eine ganz gute Sache, um sich im Wortewirrwarr besser orientieren zu können. Denn wie weiter oben bereits angedeutet, ist nicht alles, das mit ähnlichem Wortlaut gekennzeichnet ist, auch gleich ökologisch korrekt – weder beim Einkauf noch später bei der Entsorgung. Eine Plastiktüte oder ein Coffee-to-go-Becher sind beispielsweise zwar häufig mit dem Halbsatz „biologisch abbaubar“ beschriftet sein. Das heißt aber noch lange nicht, dass sich eins von beiden zu 100 Prozent zersetzt. Für die Kennzeichnung reichen 90 Prozent biologischer Abbaufähigkeit aus. Und selbst die dauert oft sehr lange. Mit sehr meinen wir in diesem Fall sehr, sehr: Bis Plastik vergeht, vergehen 300 bis 500 Jahre.
7. Cradle to cradle
Heißt auf Deutsch: von der Wiege bis zur Wiege, wird etwas galanter aber mit dem Wort „Ökoeffektivität“ übersetzt und beschreibt Vorgänge und Produkte, die vollständig kompostierbar sind oder komplett wieder- beziehungsweise weiterverwertet werden können.
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8. Upcycling
Apropos Wieder- oder Weiterverwerten: Nicht alles, was wir nicht mehr brauchen, muss in den Müll – nein, nicht mal wenn’s kaputt ist. Neben dem Recyceln, gibt’s auch noch den direkten Weg: das Upcyclen, bei dem Dinge einfach umgestaltet und so direkt umgenutzt werden. Gutes Beispiel: Bridge & Tunnel, das Startup-Label von zwei Power-frauen aus Hamburg, die aus alten Jeans neue Taschen und seit Neustem auch Mode machen.
9. Slow Fashion
Genau, Mode! Die hat ja nun auch ziemlich viel mit Nachhaltigkeit zu tun – beziehungsweise ziemlich wenig. Denn immer nur den neusten Trends zu folgen und so quasi jede Woche was neues kaufen zu wollen, ist so ungrün wie kaum etwas sonst. Denn all die günstigen Teile, die wir hier tragen wollen, müssen ja aus irgendwie hergestellt werden – und dann besonders weite Wege gehen. Denn Angebaut werden können die meisten Materialien für unsere Jeans und T-Shirts nicht in der Nähe. Baumwolle wächst in xxx und gern mal unter xx. Verarbeitet wir dann in den allermeisten Fällen unter ausbeuterischen Umständen in Billiglohnländern. Nähen tun übrigens zu 80 Prozent Frauen. Also auch unter Girlpower-Gesichtspunkten eigentlich nicht so richtig vertretbar. Alle was schnell gefertigt und günstig an Modehaus-Keten verkauft wird, wird allgemein als Fast Fashion bezeichnet. Im Gegensatz dazu stehen Eco- und Fairfashion, zusammengefasst als Slow Fashion. Achtung Misverständniss: Slow Fashion heißt nicht High Fashion. Sprich: nicht was teuer oder von einem Designer ist, ist automatisch slow. Da gibt es verschiedene Preissegmente. Und auch beziehungsweise besonders Second Hand gehört auf die Slow Fashion-Liste, weil’s die gebrauchten Klamotten schon gibt – und so erst gar keine neuen Ressourcen verbraucht werden.
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10. B-Corp
B-Corps sind Unternehmen, die nicht nur in die eigene Tasche wirtschaften, sondern einen Teil ihrer Erlöse weitergeben. Immer für den guten Zweck – und meistens für einen guten grünen. Als solche Unternehmen ausgezeichnet sind zum Beispiel Freche Freunde, das Obstmus für Kinder, Little Sun, die von Olafur Eliasson designte Solar-Taschenlampe aus Berlin oder der Mehrwegflaschenhersteller Dopper aus den Niederlanden.
11. Mikroplastik
Letzteres setzt sich mit der Dopper Foundation zum Beispiel für weniger Plastik in unseren Ozeanen ein. In dem Zusammenhang wird viel von Mikroplastik gesprochen. Gemeint sind damit nicht die kleinen Plastikteilchen, die man bei genauem Hingucken oft am Sandstrand finden kann, sondern noch kleinere Kunststoffpartikel, die teils sogar ganz ungesehen im Wasser herumtreiben. Aufgenommen von Fischen landen sie wieder in unserer Nahrung oder generell im Trinkwasser und so in unserem Organismus. Eklig! Was hilft? Generell weniger Plastik benutzen – und vor allem auf solches verzichten, dass direkt im Wasser landet, wie beispielsweise die kleinen Kunststoffteilchen im Peeling.
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