Wenn ein Mensch, den man liebt, stirbt, wird plötzlich alles still. Heißt es. Und irgendwie stimmt das. Nicht immer, das ist klar. Manchmal bricht die Welt auch tosend über einem zusammen, und reisst alles mit, was vorher wie der rettende Anker gewirkt hat.
Aber gerade wenn jemand gelitten, gekämpft, sich immer wieder aufgebäumt und am Ende nur noch auf den Tod gewartet hat, dann ist es ein bisschen wie die Ruhe nach dem Sturm. Eigentlich hat man es vielleicht sogar erhofft, weil der Tod als Erlösung so nah schien, dass er in diesem Fall vielleicht das rettende Schiff war. Für die Angehörigen und Freunde, weil sie es nicht mehr ertragen können, wie der Mensch, den sie lieben, leidet, und für den Sterbenden, weil es ein Zerren zwischen Leben und Tod ist und am Ende wissentlich doch nur der Schlusspunkt steht. Nur der Moment, der Moment an dem alles passieren soll, ist noch nicht klar.
Dann ist er da, der Moment, und man wartet darauf, dass er kommt, der Schmerz: Vielleicht trägt man ihn schon längst in sich, vielleicht aber ist auch alles taub und still – ein bisschen so, als säße man hinter einer Glaswand und nichts dränge an einen heran. Die Welt dreht sich weiter und das, obwohl ein wichtiges Stück fehlt.
Wenn man selbst trauert, ist die Welt ein bisschen grauer als vorher und meist ist es ganz egal, was Freunde, Partner, Familie sagen, damit es einem besser geht. Sie machen es vielleicht nicht besser, aber ganz bestimmt machen sie es auch nicht schlechter. Denn sie sind da und stehen einem zur Seite – auch wenn das manchmal etwas ungelenk ist.
Wieso aber haben so viele Menschen ein Problem damit, mit Trauernden umzugehen? Wieso stockt einem der Atem, wenn man die Nachbarin trifft, deren Mann gerade gestorben ist; wieso fühlt man sich so hilflos, wenn die beste Freundin auf der Bettkante im Zimmer sitzt und um ihre Großmutter weint, und wieso, ja wieso nur, bekommt man Fluchtgedanken, wenn jemand einem, wenn auch schon mit Abstand und eher nüchtern, erklärt, dass er seinen Bruder schon vor Jahren verloren hat?
Diplom-Pädagogin Annette Dobroschke ist Notfallseelsorgerin, Familientherapeutin und Psychoonkologin und leitet den Berliner Verein TABEA e.V. Sie hat in ihrer täglichen Arbeit mit Trauernden zu tun und kennt viele Arten zu trauern, mit denen man umgehen können muss, auch wenn man selbst vielleicht ganz anders reagieren würde. „Trauer hat generell sehr viele Facetten. Gefühle und Verhaltensweisen sind individuell und wechseln schnell“, weiß Dobroschke. „Außenstehende erleben nur Ausschnitte und sollten diese nicht interpretieren.“
Jeder Trauernde fühlt sich sicherlich besser und geborgener, wenn er weiß, jemand ist für ihn da, auch wenn er das vielleicht nicht in Anspruch nehmen möchte. Oft rührt unser Gefühl, nicht mit einem Trauernden umgehen zu können, einfach aus der eigenen Unsicherheit, denn auch heute noch ist der Tod und der damit verbundene Schmerz ein Thema, das in vielen Familien, Freundschaften und auch Partnerschaften erst einmal tabu ist. Und dann plötzlich aktuell wird, wenn jemand zum Betroffenen wird. Das überfordert oft auch den Partner, die Familie, die Freunde desjenigen.
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Außenstehende erleben nur Ausschnitte und sollten diese nicht interpretieren.
Diplom-Pädagogin Annette Dobroschke
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Fundierte Tipps und Ratschläge, wie man mit Menschen umgeht, die einen Trauerfall verarbeiten, hat Annette Dobroschke. Sie leitet den Verein, der trauernde Menschen professionell berät und begleitet nicht nur, sondern ist auch Trägerin des Bundesverdienstkreuzes für den Aufbau der Trauerbegleitung in Deutschland. Sie weiß also wovon sie spricht, und hat uns sieben Tipps für euch verraten, wie ihr euch verhalten könnt, wenn ihr mit dem Thema Tod in Berührung kommt und einem lieben Menschen beiseite stehen möchtet.
1. Es ist mutig und sehr hilfreich, wenn man auf trauernde Menschen zugeht. Dabei sollte man immer aufrichtig und diskret sein, kein Mitgefühl, Stärke oder Ähnliches vorspielen und dem Trauernden Schutz vor Neugier und Tratsch bieten.
2. Die Art und das Maß der Trauer oder Reaktionen des trauernden Menschen sollten niemals bewertet werden. Außenstehende erleben nur Ausschnitte und sollten diese nicht interpretieren.
3. Trauernde Menschen benötigen Zeit, um sich in die neue Situation einzufinden. Diese sollte man ihnen geben, denn man selbst kann nicht erfassen, was sich für den einzelnen alles ändert.
4. Beim Sprechen ordnen sich die Gedanken: Gefühle werden klarer, wenn sie benannt werden. Wenn möglich, sollte man einem trauernden Menschen Raum bieten, um über die Gestorbenen und das Erlebte zu sprechen.
5. Offenheit zahlt sich aus. Man darf sich ruhig trauen, die Gestorbenen und das Geschehene selbst beim Namen zu nennen. Der kurze Satz „Ich habe gehört, dass XY gestorben ist und es tut mir sehr leid, dass du solche Schmerzen erleidest“ sorgt nicht nur für Klarheit, sondern kostet weniger Energie, als so zu tun, als wäre nichts geschehen.
6. Vielen Trauernden ist es sehr unangenehm, von sich aus um Hilfe zu bitten. Das Selbstbewusstsein trauernder Menschen ist meist durch das Verlusterleben geschwächt, Hilfsbedürftigkeit macht sie zusätzlich „klein“. Daher bringen pauschale Floskeln wie „Melde dich, wenn du etwas brauchst“ nur selten etwas. Besser ist es, konkrete Unterstützung und Hilfe anzubieten.
7. Trauernde Kinder sind ein ganz besonderer Fall: Kinder trauern diskontinuierlich, das heißt, sie trauern nicht durchgängig. Ein Grund, dass sie oft übersehen oder falsch interpretiert werden. Es ist wichtig, auch Kindern konkret Trost zuzusprechen.
Sicherlich ist jeder Trauernde anders im Umgang und man kann die Hilfe, die er benötigt oder eben nicht, von außen nicht immer genau einschätzen. In jedem Fall hilft es jedoch, aktiv Unterstützung anzubieten und da zu sein. Manchmal hilft es auch, daran zu denken, wie man sich selbst fühlt bei einem Verlust und was einen in solchen Situationen verletzen oder vor den Kopf stoßen würde. Es ist in Ordnung auch dem Trauernden zu verraten, dass man mit ihm fühlt und sich trotzdem manchmal unsicher fühlt, wie man helfen kann. Für Menschen, die auch anderweitig Unterstützung benötigen oder denen vielleicht eine Stütze fehlt, um den Verlust eines besonderen Menschen zu verarbeiten, gibt es Vereine wie TABEA.
Alle Infos und Kontaktdaten findet hier:
TABEA e.V.
Der TABEA e.V. hat 1992 die erste Beratungsstelle für Trauernde Menschen in Berlin eröffnet.
Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Begleitung von trauernden Kindern, Jugendlichen und Familien sowie verwaisten Babyeltern.
www.TABEA-eV.de, Team@TABEA-eV.de, Telefon: 030 / 495 57 47
TABEA e.V.
Der TABEA e.V. hat 1992 die erste Beratungsstelle für Trauernde Menschen in Berlin eröffnet.
Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Begleitung von trauernden Kindern, Jugendlichen und Familien sowie verwaisten Babyeltern.
www.TABEA-eV.de, Team@TABEA-eV.de, Telefon: 030 / 495 57 47
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