Während sie auf ihren Traum hin arbeitet, kämpft Jacqueline Straub gleichzeitig für die Gleichberechtigung der Frau in der römisch-katholischen Kirche: Jacqueline Straub fühlt sich berufen. Sie will das Wort Gottes verkünden und für eine moderne Kirche stehen. Zeitgeist? Schön wär's! Die Entscheidungsträger der Kirche stehen ihrem Wunsch im Weg. Das Priesteramt in der römisch-katholischen Kirche ist ausschließlich Männern vorbehalten, die im Zölibat leben. Die Absage für Jacqueline wird so argumentiert: Die Apostel Jesu waren Männer. Deshalb wolle Jesus – und damit auch Gott – offensichtlich nur Männer in den Positionen der Priester. In diesem Punkt lässt Papst Franziskus nicht mit sich reden.
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„Wer die Messe dient, kann nicht eine Frau sein, es sei denn, es ist kein Mann vorhanden und es gibt einen guten Grund, dies zu tun, in diesem Fall darf sich die Frau unter keinen Umständen dem Altar nähern, sie darf dem Priester bei der Messe antworten“, so steht es im Altar-Abstandsgebot von 1917 in Canon 813 §2.
Jacqueline suchte nach ihrem Theologiestudium das Gespräch mit der Kirche, um die bestehenden ausgrenzenden Regeln zu überdenken: „Mir fehlt etwas, wenn ich diesen Dienst nicht ausführen kann. Ich kann die Sehnsucht, die ich in mir spüre, nicht voll und ganz leben“, sagt die 27-Jährige.
Das Argument der Kirche enkraftete sie so: „Es braucht Priesterinnen in der katholischen Kirche, weil Jesus Christus schon damals die Frauen zuerst aufgefordert hat, die Auferstehungsbotschaft in die ganze Welt zu verkünden. Und Paulus hat auch die Taufe höher bewertet als das Geschlecht. Das sieht man daran, dass in der Urkirche Frauen die gleichen Möglichkeiten hatten wie die Männer und auch in der Mission und in der Seelsorge tätig waren. Die katholische Kirche hat im Zweiten Vatikanischen Konzil in ‚Lumen gentium‘ den Grundsatz der Rechtsgleichheit verankert, also Mann und Frau auf die gleiche Stufe gestellt.“
Solange sie gegen patriarchalische Strukturen ankämpfen muss, predigt sie auf Youtube
Die in Luzern lebende Theologin geht mit ihrem Traum an die Öffentlichkeit, zwei Bücher hat sie schon veröffentlicht. Gefahr, exkommuniziert zu werden, läuft sie aber mit ihrer Ausdrücklichkeit nicht: „Unter Papst Franziskus werden etwa Bischöfe oder Priester, die sich für das Frauenpriestertum aussprechen, nicht mehr exkommuniziert. Die Rede- und Diskussionsfreiheit ist unter Franziskus sehr groß geworden. Ich muss also keine Exkommunikation fürchten.“
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Und trotzdem: Männer in kirchlichen Machtpositionen nehmen sie oft nicht ernst. Doch solange sie noch gegen patriarchalische Strukturen und traditionelle Paragrafenreiter ankämpfen muss, predigt sie auf Youtube. „Youtube und generell Social Media sind die Zukunft – auch oder gerade für die Kirchen. Dort halten sich Menschen heute auf. Darum möchte auch ich dort mit meinem Onlineprojekt PREACHERS.NEWS präsent sein. Die Menschen gehen heute nur noch wenig in die Kirchen“, sag Jacqueline. „Studien zeigen aber, dass die Sehnsucht und die Sinnfragen durchaus präsent sind. Durch die sozialen Netzwerke können wir so näher bei den Menschen sein und auf eine moderne Weise die Kirche zu den Menschen und diese in ihren aufkeimenden Glauben bringen.“
Aber wir wollten ehrlich wissen: Glaubst du wirklich, dass dein Traum in naher Zukunft Realität werden kann? Wirst du eines Tages auf der Kanzel stehen? „Ich bekomme Gegenwind, ja. Aber ich bekomme auch innerhalb der Kirche sehr viel Unterstützung und Zuspruch. Viele wollen die Kirche modernisieren. Allerdings haben leider jene, die die Kirche so lassen wollen, wie sie ist, die Macht etwas zu ändern“, erklärt die gebürtige Schwäbin. „Jene, die für Veränderungen in der Kirche sind, müssen ihre Stimmen noch lauter erheben, damit sich etwas ändert. Es dauert lange, aber es wird sich lohnen.“ Und Jacqueline ist bereit, noch lauter zu werden und immer weiter zu kämpfen, dass sich etwas für die Frauen in der katholischen Kirche ändert, denn in der evangelischen Kirche ist es seit ungefähr 50 Jahren möglich, dass Frauen als Pastorinnen arbeiten dürfen .
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