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Spirituelles Räuchern – was es mit dem neuesten Esoterik-Trend auf sich hat

Foto: GettyImages: Anfisa Kameneva/ EyeEm
Mein Instagram-Feed ist gerade voll mit Kristallen, Edelsteinen und Bildern von kleinen Schalen, in denen Kräuterbündel vor sich hin räuchern. Zu Beginn dachte ich an einen dieser Trends, wie sie manchmal die Einwohner*innen dieser hippen Blase namens Berlin im Sturm mit sich reißen. Schließlich wird hier das Thema Lifestyle noch richtig groß geschrieben und jede*r, der*die was auf sich hält, pflegt mindestens einen ungewöhnlichen Spleen, über den dann bei Partys pausenlos gesprochen werden kann (ich denke da an Yoga, Pilates, keinen Alkohol trinken, Running Groups oder vegane Ernährung).
Inzwischen bin ich mir allerdings sicher, dass diese neue Bewegung das Zeug dazu hat, auch über die Grenzen der Hauptstadt hinaus Menschen für sich zu begeistern. Es ist gerade eine Art New New Age am Laufen und ich muss gestehen, dass auch ich schon ein wenig angefixt bin. Ein unbeschriebenes Blatt ist das ganze Thema für mich indes nicht. Meine Eltern quälte ich schon während meiner Jugend mit Räucherstäbchen und nannte eine beeindruckende Anzahl von Düftölen samt -lampe mein Eigen. Um den Hals baumelte ein „Yin und Yang“-Anhänger und ich besaß einen Setzkasten, in dem ich neben kleinen Porzellantierchen auch diverse Edelsteine untergebracht hatte. Ich kann nun nicht sagen, ob das normal war oder ich ein wenig verschroben, aber man hat derlei ohne Probleme finden können und teuer war es auch nicht. Wahrscheinlich waren es die Nachwehen des New Age. In jedem Fall war ich total dabei, ohne jedoch auch nur Ansatzweise den Sinn zu hinterfragen.
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Das beschriebene Verbrennen von Kräuterbündeln findet gerade mehr und mehr seinen Weg ins Rampenlicht und auch ich habe mir das spirituelle Räuchern mal genauer angeschaut. An sich ist dieses Ritual nämlich eine schöne Sache, auch wenn man nicht unbedingt zu den sonderlich esoterischen Menschen gehört. Denn dass bestimmte Düfte tatsächlich Auswirkungen auf unser (Wohl-)Befinden und unsere Stimmung haben, ist ein Fakt. So wie auch bestimmte Farben verschiedene Emotionen in uns hervorrufen.
Was es mit dem Räuchern auf sich hat, woher die Tradition kommt und worauf du unbedingt achten solltest, wenn du räuchern möchtest, habe ich recherchiert und hier übersichtlich zusammen gefasst.

Woher kommt die Tradition des Räucherns?

Das Verbrennen von Kräutern und Räucherwerk ist eine Tradition, die weltweit und in vielen Kulturen seit Jahrtausenden durchgeführt wird. All around the globe. Hier kennen es die meisten sicher von der sogenannten Kirchenmischung. Es ist vor allem ein spirituelles und kirchliches Ritual, das aus verschiedenen Intentionen durchgeführt wird. Zur spirituellen Reinigung, Desinfektion, Wertschätzung oder zur Beruhigung.

Warum wird geräuchert?

Allen Räucherritualen gemein, von indigenen Völkern in Nordamerika bis hin zu europäischen Gottesdiensten, ist der Gedanke der Reinigung. Durch Räucherrituale sollen Räume oder Wohnungen von negativen Energien und alten Informationen befreit werden. Mit dem Rauch werden also die alten Geister vertrieben und es gibt einen kompletten Reset. Warum du räucherst, ist dir überlassen: als Einweihung deiner neuen Wohnung, als frischer Start in die Woche, als Abschluss eines schlimmen Streits oder als Neustart nach einer Krankheit.

Welche Räucherkräuter gibt es und wie wirken sie?

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Am weitesten verbreitet sind weißer Salbei (positive Energie) und Palo Santo (reinigt und wirkt erdend). Man kann im Prinzip aber alle Kräuter verbrennen, die Mutter Erde uns zur Verfügung stellt. Sie alle hier aufzulisten würde den Rahmen sprengen. Neben den eingangs genannten zwei Kräutern gehören außerdem Lavendel (beruhigt), Thymian (gibt Mut), Rosenblüten (öffnen das Herz), Zimt (entspannt), Sandelholz (wirkt aphrodisierend), Rosmarin (wirkt belebend), Eukalyptus (desinfiziert) und Holunder (stärkt die Abwehrkräfte) zu den am häufigsten verwendeten Kräutern. Wenn du ein wenig Übung hast, kannst du eigene Mischungen erstellen. Falls du es gemütlicher magst, gibt es auch fertige Kräutermischungen.

Wann wird geräuchert?

Wann immer du magst. Zum Runterkommen nach einem stressigen Tag. Wenn du nach einem Streit deine Räume „reinigen“ und neu starten möchtest. Um Mut und Motivation zu geben, für einen positiven Start in den Tag oder einfach, wenn du dich gerne mit dem jeweiligen Duft umgeben möchtest und es dein Wohlbefinden steigert.

Wie funktioniert das Räuchern?

Zum Räuchern braucht man einiges an Utensilien, welche man aber nicht unbedingt extra kaufen muss. Wichtig ist eine feuerfeste Schale (zum Beispiel aus Terrakotta, Stein oder Ton), ein wenig Sand (kannst du vom Spielplatz um die Ecke mopsen, aber bitte ohne Katzenpipi), eine feuerfeste Unterlage und einen alten Löffel (um die Kohle darauf zu entzünden). Erhitzt werden die Kräuter mit einem Stück Schnellzünderkohle oder Räucherkohle. Die kommen zumeist in Tablettenform und sind euch bei Sisha-Pfeifen-Experimenten in der Jugend vermutlich schon über den Weg gelaufen.
Zuerst wird die Kohle im Löffel entzündet. Wenn sie glüht, legst du sie in das mit Sand ausgestreute, feuerfeste Gefäß und streut noch ein wenig Sand darauf, damit sie nicht zu heiß wird. Mit dem Löffel streust du dann einfach das Räucherwerk auf die Kohle und lässt es brutzeln. Alternativ kannst du auch mit Kräuterbündeln, sogenannten Smudges räuchern. Diese entzündest du an der Kohle und läufst dann damit durch die Wohnung oder wedelst dich ein bisschen ein.
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Wichtig ist, dass alle Fenster geöffnet sind, da der Rauch der brennenden Kohle nicht eingeatmet werden sollte. Und immer und unbedingt das Kohlestück nach dem Räuchern mit Sand zuschütten (nie mit Wasser!) und das Zimmer beziehungsweise die Wohnung nicht verlassen, bis alles erkaltet ist.

Worauf du beim Räuchern achten solltest

In erster Linie, dass du nicht deine eigenen vier Wände abfackelst und während des Vorgangs gut lüftest. Gehe immer mit Zeit und Vorsicht an die Sache heran. Aus ethischer Sicht ist es wichtig, keine Smudge-Bündel zu kaufen, auf denen mit traditionellen Ritualen der Ureinwohner Nordamerikas oder anderer Kulturen geworben wird. Kräuter zu verbrennen, an deren Wirkung du glaubst, ist vollkommen fein. Unternehmen zu unterstützen, die durch kulturelle Aneignung Geld verdienen möchten, ist weniger fein. Halte also wie immer die Augen auf und sei aufmerksam.

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