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Selbstoptimierung: Warum wir zu diesem Wahn Stop sagen müssen!

FOTO: Andersen Bek

Immer mehr, immer schneller, immer besser: Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, die uns viel abverlangt! Schwächen dürfen nicht gezeigt werden, denn wir müssen funktionieren – als Mitarbeiterin, als Freundin, als Mutter, als Partnerin und das rund um die Uhr! Wir sollen schöner sein als alle andern, sportlicher, intelligenter, erfolgreicher, gesünder – eben perfekt in jedem Bereich und immer am Maximum! Selbstoptimierung kann ein Segen sein, oder aber ein Fluch! Wir haben heutzutage tausende von Möglichkeiten und wollen das Beste für uns rausholen, jede Chance nutzen, eine absolute Win-Win- Situation schaffen. Keine Zeit verlieren, denn schließlich leben wir nur einmal und das Leben soll in vollen Zügen ausgekostet werden. Workshops, Coachings und Psycho-Ratgeber sollen uns dabei helfen, im Handumdrehen zum besseren – sprich: leistungsfähigeren – Menschen zu werden.

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Rumhängen, Selbstzweifel, auf der Suche nach dem Sinn des Lebens? Solche Probleme kennt der Selbstoptimierer nicht. Er ist stattdessen immer aktiv und vor allem produktiv, denn wer heute Gas gibt, ist der Gewinner von Morgen.
Natürlich hört sich Selbstoptimierung zunächst nicht schlecht an, denn wir entwickeln uns in rasendem Tempo weiter und haben ein Bewusstsein dafür, was wir wollen und wo unser Weg uns hinführen soll. Ziele zu haben ist wichtig, denn nur so können wir Dinge angehen, aktiv werden und Visionen entwickeln. Aber Selbtsoptimierung macht auch etwas mit uns, denn sie wirkt sich stark auf unser Denken und Fühlen aus. Der Mensch vergleicht sich von Natur aus mit seinen Mitmenschen und überträgt das Gesehene auf sich selbst. Das kann Neid und Minderwertigkeitsgefühle auslösen, denn immerhin gibt es immer einen Kollegen X, der erfolgreicher ist und eine Freundin Y, die immer sportlicher und attraktiver ist. Also geben wir noch mehr Gas, denn schließlich wollen auch wir ganz oben auf der Leiter stehen.

Ziele zu haben ist wichtig, denn nur so können wir Dinge angehen, aktiv werden und Visionen entwickeln.

Jessica Laqua
In unseren Köpfen spielt sich ein ewiger Film des Vergleiches ab: Wir suchen ständig nach neuen Wegen, wie wir unsere Ziele noch schneller erreichen. Das löst Stress aus und verlangt von uns, unsere Schwächen zu verbergen. Dabei soll uns dieses ganze Vorgehen doch glücklicher machen, denn ein Mensch, der in allen Bereich super ist, muss doch glücklich sein – oder etwa nicht?!

Psychologen sind schon seit jeher auf der Suche nach einer Formel für das große, persönliche Glück. Forscher des University College London fanden heraus, dass wir umso glücklicher sind, wenn wir Glück teilen und unsere Erwartungen übertroffen werden. Auch soziale Bindungen spielen in die Glücksformel hinein. Stress, weil man die Leistungs-Messlatte ganz weit oben ansetzt, ist kein Faktor, der mit einfließt. Genau deswegen sagen wir jetzt STOP zur Selbtsoptimierung! Wo bleiben Muße, Ruhe und Entspannung? Wir sollten mehr in uns hineinhören und uns nicht von außen zu Spitzenleistungen treiben lassen. Es wichtig herauszufinden, wer wir selber sind und was man als Individuum vom Leben erwartet. Natürlich hauen Medien, Werbung und Gesellschaft immer weiter auf uns ein und sagen uns, wie wir in der heutigen Zeit zu sein haben..forever young und so! Aber macht uns das wirklich glücklich? Ist es nicht wichtiger, sich Zeit zu nehmen, für die Dinge, die einem selbst am meisten bedeuten und neue Energie geben? Wie wäre es damit, den Samstag im Bett zu verbringen - bei einem guten Buch und einem leckeren, hochkalorischen Croissant, anstatt mit Eiweiß-Shake und Fitness- Tracker im Fitnessstudio das Laufband zu quälen, da die Bikinifigur noch nicht vollständig ausgereift ist? Egal was du tust, versuche es mit Spaß und Leidenschaft zu machen. Manchmal hat man den Blick dafür verloren, weil Selbstoptimierung in unser alltägliches Verhalten über geht und man am Ende gar nicht mehr so genau weiß, warum man die Dinge eigentlich macht - sie gehören einfach dazu. Besonders dann, wenn du dich von deinen Aktivitäten gestresst fühlst, solltest du reflektieren, ob du nicht schon längst im Sog der Selbstoptimierung steckst. Manchmal lebt es sich auch ganz gut, wenn man eine Sprache weniger lernt, zwei Kilo mehr auf den Rippen hat und die Karriere langsam anstatt in Lichtgeschwindigkeit vorangeht. Muße und Entspannung sind die Zauberwörter und so gelingt bewusste Selbstverwirklichung anstatt stressige Selbstoptimierung. Und glaubt man der Glücksformel, so sollte man den Fokus vielleicht weniger auf sich selbst richten sondern ein bisschen mehr auf seine Mitmenschen eingehen, damit am Ende ein glücklicheres ICH auf uns wartet.

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