Viele von uns dürften das kennen: Die Person, die wir daten, benimmt sich plötzlich irgendwie distanziert. Er:sie wirft alle paar Minuten einen Blick aufs Handy, um zu sehen, wer geschrieben hat. Anfangs tun wir dieses Verhalten vielleicht noch als harmlos ab. Aber dann, wenn wir im Nachhinein über die gemeinsam verbrachten Abende nachdenken, schleicht sich uns doch der Verdacht auf, er:sie könnte uns womöglich betrügen – oder zumindest mit jemand anderem flirten.
Die meisten Fragen, die mir als Astrologin gestellt werden, drehen sich um die Liebe. Manchmal werde ich gefragt: „Mag mich diese Person?“, oder: „Wird unsere Beziehung funktionieren?“ Am häufigsten wollen die Leute aber von mir wissen: „Werde ich betrogen?“
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Vor nicht allzu langer Zeit war aber ich diejenige, die diese Frage stellte. Ich spürte ein paar komische Schwingungen von meinem Partner, und ich wurde langsam misstrauisch. Er schenkte mir nicht mehr so viel Aufmerksamkeit, flirtete weniger mit mir, und ging nicht ans Handy – zu Zeiten, zu denen wir sonst häufiger telefoniert hatten. Jedes Mal, wenn ich eine Frage zu unserer Beziehung stellte, fiel seine Antwort zwiespältig aus. Zu meinem Glück habe ich aber die Gabe der kosmischen Einsicht zu meiner Verfügung. Ich weiß, wie ich mithilfe der Sterne und Karten uneindeutige Antworten durchblicke.
Ich praktiziere viele verschiedene Formen der Astrologie, doch ist die Stundenastrologie bzw. das Fragehoroskop mein liebstes Tool. Sie kann quasi jede Frage beantworten, sofern sie richtig formuliert und gestellt wird. Wenn der:die Astrolog:in die Frage kennt, die dem:der Fragenden besonders auf der Seele brennt, erstellt er:sie ein Stundenhoroskop für den Zeitpunkt, in dem die Frage gestellt wird. Anhand dieses Horoskops lässt sich dann die Antwort ableiten.
Natürlich wandte ich mich also an die Stundenastrologie, als ich zu vermuten begann, dass in meiner Beziehung etwas nicht stimmte. Ich fragte: „Betrügt mich mein Partner?“ Daraufhin nutzte ich mein ganzes Wissen, um sicherzustellen, dass das Horoskop gültig und vertrauenswürdig war. Und die Antwort war ein klares „Ja“.
Die Venus und der Mond standen im Horoskop im siebten Haus. Die Venus im Sternbild Fische war ein eindeutiges Anzeichen dafür, dass mein Partner eine Beziehung mit jemand anderem hatte – obwohl das offensichtlich bloß ein Flirt war. Der Mond im Sternzeichen Fische hingegen wies darauf hin, dass sich diese Beziehung bald auch auf die körperliche Ebene erweitern würde.
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Andere Planeten, die in einem Stundenhoroskop auf einen Seitensprung hindeuten, sind der Mars, der eine sexuelle Beziehung symbolisiert, und der Saturn, der impliziert, er:sie sei in jemand anderen verliebt. Die Sonne repräsentiert Ehrlichkeit. Der Merkur zeigt, dass nichts zwischen dir und deinem:deiner Partner:in steht; der Betrug könnte dann womöglich schon eine Weile zurückliegen. Diese Planeten müssen allerdings im siebten Haus stehen, der Mond muss berücksichtigt werden und der Winkel des Aszendenten muss mehr als drei Grad, aber weniger als 27 Grad betragen, damit sich das Horoskop als „Ja“ deuten lässt.
Ich wollte jedoch noch einen tieferen Einblick in die Situation, bevor ich meinen Partner konfrontierte. Ein paar Tage darauf legte ich mir also das Tarot. Wenn du die Tarotkarten mischst, kannst du deine Energien in sie einfließen lassen; die Geister empfangen dann deine Frage und nutzen die Tarotkarten, um mit dir zu kommunizieren. Der Haken: Du darfst die Geister nicht überlasten, indem du dieselbe Frage zu häufig stellst. Sonst geben sie dir irgendwann falsche Antworten.
Aus einem Thoth-Tarotdecks (das für intensive, offene Lesungen bekannt ist) zog ich die folgenden drei Karten: die Sieben der Schwerter (die für Täuschung steht), den Turm (eine Trennung) und die Drei der Kelche (törichtes Verhalten).
Die Tarotkarten deuteten darauf hin, dass mich mein Partner belog. Trotz dieses Ergebnisses – und der Antwort, die mir schon meine Stundenastrologie-Lesung geliefert hatte – wollte ich es erstmal nicht wahr haben. Ich versuchte, geistig gegen die Antworten anzukämpfen. Schließlich sickerte aber doch irgendwie die Wahrheit durch, und ich fing an zu glauben, dass ich angelogen wurde – und die Trennung unumgänglich war.
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Das Stundenhoroskop hatte stark angedeutet, dass mein Partner mindestens mal mit jemand anderem flirtete, und das Ziehen der Drei der Kelche war ein weiteres Warnsignal der Untreue. Normalerweise ist das eine positive Karte; ich wurde aber das Gefühl nicht los, dass in der Trennung, die die Karten anzukündigen schienen, noch eine dritte Partei mitspielte. Nachdem ich meine Kolleg:innen um ihre Meinung zur Bedeutung der Karte bat, war ich umso überzeugter davon, dass hier noch jemand außerhalb unserer Beziehung eine Rolle spielte. Das suggeriert sogar die Karte selbst: Darauf tanzen drei Leute miteinander. Zwei von ihnen halten Augenkontakt, wohingegen die dritte Person keine Ahnung zu haben scheint, was hier gerade passiert.
Natürlich wollte ich es aber richtig wissen, also buchte ich noch mehrere Lesungen mit anderen Tarot-Leser:innen, um mir mein Stundenhoroskop und meine eigenen Karten bestätigen zu lassen. Sie alle zogen ähnliche Karten und interpretierten sie auf ähnliche Weise. Da sie mir alle quasi dieselbe Geschichte zu erzählen schienen, musste da ja was dran sein. Wie wahrscheinlich war es schließlich, dass mir vier verschiedene Tarot-Leser:innen dieselbe Zukunft in Aussicht stellten, ohne die Details zu kennen? Da wurde mir bewusst, dass ich etwas unternehmen musste.
Ich beschloss, meinen Partner zur Rede zu stellen. Ich schickte ihm eine Reihe von Nachrichten, in denen ich ihn darum bat, mit mir zu telefonieren. Er fragte, worüber ich denn reden wollte. Seine Zeit war vorbei: Ich erzählte ihm direkt via iMessage von meinem Verdacht, und er antwortete auf einmal nicht mehr. Ihm war eindeutig klar, dass er erwischt worden war. Als er mir dann schließlich doch zurückschrieb, weigerte er sich, mir ein klares „Ja“ oder „Nein“ zu geben. Stattdessen gaslightete er mich wiederholt – und wenn ich vorher noch Zweifel gehabt hätte, wären die spätestens jetzt verflogen, weil er meinen Verdacht effektiv bestätigte, indem er mir keine eindeutige Antwort gab. Ich wusste, dass ich Recht gehabt hatte.
Die Moral von der Geschicht’ ist ziemlich simpel: Belüge oder betrüge niemals eine Hexe. Wir finden es früher oder später raus – ob Gutes oder Schlechtes. Und all denjenigen, die sich gern mit Magie einen tieferen Einblick in ihr Leben verschaffen, möchte ich sagen: Vertraue immer auf deine Intuition.
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