Das Heulen der Motoren ist Musik in ihren Ohren. Die Geschwindigkeit ist ihre Droge. 2014 gründete Cäthe Pfläging gemeinsam mit einer Freundin The Curves, einen Motorradclub für Frauen. 10 bis 20 Frauen treffen sich hier regelmäßig für Ausfahrten und um gemeinsam an ihren Rädern zu schrauben.
Wir treffen die leidenschaftliche Bikerin am Rande des Videodrehs zu Jennifer Rostocks Song „Hengstin" in Berlin Kreuzberg. Cäthe ist eine der Protagonistinnen in dem Musikclip, der Frauen in allen ihren Facetten und ihrer Power feiert. Zur Videopremiere am 28.10 hat Refinery29 gefragt: Was ist die wahre Stärke einer Hengstin? Und wie behauptet sich eine Frau in Männerdomänen heute?
„Die Motorradszene ist auf den ersten Blick sicherlich eine Männerdomäne. Aber die Frage ist ja: Geht es darum uns Frauen etwas zu verbieten? Oder anders gefragt: Sind die Männer einfach nur zahlenmäßig überlegen oder will man uns Frauen gar nicht erst auf dem Motorrad sehen? Ich für meinen Teil empfinde das nicht so. Wir sind schon so viele Frauen auf dem Bike und es kommen immer mehr dazu. Wir bilden immer mehr unsere eigene Szene. In Berlin ist es definitiv nicht so, als wollten die Männer unbedingt unter sich bleiben. Außerdem ringt die Industrie mittlerweile darum, Frauen aufs Motorrad zu bekommen“, erzählt sie darüber, was in der Bikerszene gerade passiert.
Klar gäbe es ein paar Unterschiede in der Fahrweise von Männern und Frauen. Letztlich ginge es aber doch vor allem um das Erlebnis: „Frauen achten eher darauf, dass die ganze Gruppe zusammen bleibt. Bei Männern geht es häufig mehr um die Challenge und darum sein eigenes Ding zu machen. Frauen tasten sich häufig auch erst einmal an die Geschwindigkeit heran. Sind sie dann aber erst einmal selbstsicher geworden, fahren letztlich beide Geschlechter gleich. Schnell. Kraftvoll“, so Pfläging. „Am Ende ist es aber vor allem wichtig, dass beide Parteien Respekt vor dem Fahren und vor der Geschwindigkeit haben – egal ob Mann oder Frau. Du musst dich selber einschätzen können."
Und was versteht die taffe Bikerin unter einer Hengstin? „Ich denke, eine Hengstin ist eine Frau, die agiert statt nur zu reagieren. Eine Frau, die Entscheidungen trifft, zu ihren Entscheidungen steht und auch auf die Gefahr hin, dass sie nicht von allen ganz so gerne gemocht wird, ihr Ding durchzieht“, erklärt sie und erkennt direkt Parallelen zum Motorradfahren. „Beim Motorradfahren geht es auch darum, sich zu überwinden, dass man eine Herausforderung annimmt, dass man sich nicht leiten lässt von seinen Ängsten, dass man sich reinlegt in die Kurven. Das hat auch ganz viel mit dem alltäglichen Leben zu tun. Insofern bin ich auch Hengstin – auf dem Motorrad.“