Das ständige Klingeln und Vibrieren deines Telefons und die durchgängigen Erinnerungen deines hypersynchronisierten Kalenders gehen dir auf die Nerven? Vielleicht brauchst du eine analoge Pause von all den Apps und Gerätschaften.
Dieses Gefühl teilen bereits tausende von Menschen mit dir: Der neue Trend im Zeit planen nennt sich „Bullet Journal“ und soll jedem dabei helfen können, Struktur und Ordnung ins Leben zu kriegen, behutsam und auf die ganz eigene Weise. Das Bullet Journal ist für den Timer, was die KonMari Methode für das Aufräumen. Die Methode legt den Fokus dabei sowohl auf das Organisieren, aber auch auf Momente der inneren Achtsamkeit. So soll man lernen, wie so ein Timer überhaupt wirklich etwas bringen kann. Und zwar, indem in temporale Segmente (täglich, monatlich, jährlich oder auch einmalig vs. regelmäßig) unterteilt und nach Relevanz sortiert wird.
Der Brooklyner Produktdesigner Ryder Carroll hatte mit dem Bullet Journal begonnen, als er noch in Wien zur Schule ging. Mit ADHS diagnostiziert, suchte er nach Maßnahmen und Mitteln, die auf seine individuellen Bedürfnisse abgepasst waren und ihn dabei unterstützen sollten, mehr Struktur im Alltag unterzubringen. Schritt für Schritt entwickelte er also eine Methode, die ihm dabei half, mehrere Dinge in kürzerer Zeit abzuhaken und nannte dies vorerst „rapid logging“, was übersetzt etwa soviel bedeutet wie „schnelles Erfassen“. 2013 launchte er dann die offizielle Seite bulletjournal.com und fand innerhalb kürzester Zeit massiven Zuspruch und euphorisches Feedback im Netz.
Der größte Pluspunkt, betonen Nutzer und Nutzerinnen immer wieder, sei der, dass mit Bullet Journal endlich eine Methode auf dem Markt ist, die sich den individuellen Lebensumständen und dem eigenen Rhythmus anpassen lässt, was wiederum bei erstaunlich vielen wirklich zu gesteigerter Produktivität führt.
Unter dem Hashtag #bulletjournal findet man allein auf Instagram bereits über 280.000 Bilder, ebenso wie es etliche YouTube-Videos und Pinterest-Boards gibt, die sich dem Thema widmen. Auch die Presse hat natürlich längst Wind bekommen: Buzzfeed und Time Out London schrieben schon über das analoge Orga-Wunder und proklamieren, „diese Menschen seien so organisiert“, dass es „einem in der Seele gut tut.“
Doch in Anbetracht der Vielzahl von akribisch und detailliert gestalteten Bullet Journals da draußen, kann der Gedanke, ein eigenes zu starten, schon ziemlich einschüchternd sein – ungefähr so einschüchternd, wie eine Hochzeit planen zu wollen, nachdem man sich 5 Minuten lang im Wedding-Universum auf Pinterest aufgehalten hat. Um euch zu beruhigen, haben wir mit Erfinder Ryder Carroll und zwei der populärsten Bullet-Journal-Schreiberinnen und Bloggerinnen Kara Benz von Boho Berry und Kim Alvarez von Tiny Ray of Sunshine über den Einstieg und die besten Annäherungsmethoden gesprochen.
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Lasst euch von Perfektion und Komplexität nicht einschüchtern
Bullet Journals eignen sich für jeden. Das System ist gemacht, um euch das Leben zu erleichtern und nicht, um euren Instagram-Feed aufzuhübschen. Um ein Bullet Journal zu führen, muss man kein geborener Maler, Illustrator oder Kalligraf sein. „[Einsteiger] denken oft, dass ihr Journal von Anfang an super strukturiert sein muss, wenn das Leben doch ein einziges Chaos ist“, schreibt Alvarez, „aber viele, ich glaube sogar, die meisten Bullet Journals sind auch chaotisch und erschließen sich nur dem Schreiber selbst.“ So verführerisch das auch sein mag, ihr braucht keine speziell teuren Ballpoint Pens, keine fancy Highlighter und auch kein kunstvolles Washi Tape. Und auch, wenn es ein offizielles Bullet Journal gibt, das Carroll in Zusammenarbeit mit dem deutschen Notizbuchhersteller Leuchtturm entworfen hat, sagt der Erfinder selbst, „es muss wirklich kein Bullet Journal sein. Es geht nicht um das Aussehen, es geht um Effizienz und um den Einfluss, den dieses Buch auf dein Leben haben kann.“ Also, nehmt euch ein Notizbuch und legt los. Nehmt aktiv & langfristig am Austausch in der Community teil
„Fühlt euch immer willkommen, Fragen zu stellen und Vorschläge zu äußern“, rät Carroll. „Mit das schönste am Bullet Journal ist ja, und das motiviert auch mich jeden Tag aufs Neue, dass sich eine so tolle Gemeinschaft daraus gebildet hat. Es ist eine Community, die von festem Zusammenhalt und positiven Kritiken geprägt ist. Ich glaube, genau deshalb ist dieses System so erfolgreich geworden, weil alle möchten, dass wirklich jeder Teilnehmer erfolgreich ist.“ Auf dem Blog von Bullet Journal kann man seit Neuestem auch nachlesen, wie spezifische Personengruppen das Tool zu ihren Gunsten instrumentalisieren: Beispielsweise liest man über angewandte Methoden von Bloggern oder aber Tipps und Tricks von Eltern. Außerdem erfährt man auf dem „Getting Started“-Segment der Seite genauere Anweisungen zu den einzelnen Schritten. Behandelt werden zum Beispiel die vier Hauptsäulen: das Anlegen des Index’ und das Sortieren nach zukünftigen, monatlichen und täglichen Einträgen und To-Dos. Carroll empfiehlt, sich in den ersten zwei Monaten an die Empfehlungen zu halten, weil man das System des (Aus-)Sortierens so schnell und einfach lernen kann, um danach seine eigene Herangehensweise herauszufiltern.
Bullet Journals eignen sich für jeden. Das System ist gemacht, um euch das Leben zu erleichtern und nicht, um euren Instagram-Feed aufzuhübschen. Um ein Bullet Journal zu führen, muss man kein geborener Maler, Illustrator oder Kalligraf sein. „[Einsteiger] denken oft, dass ihr Journal von Anfang an super strukturiert sein muss, wenn das Leben doch ein einziges Chaos ist“, schreibt Alvarez, „aber viele, ich glaube sogar, die meisten Bullet Journals sind auch chaotisch und erschließen sich nur dem Schreiber selbst.“ So verführerisch das auch sein mag, ihr braucht keine speziell teuren Ballpoint Pens, keine fancy Highlighter und auch kein kunstvolles Washi Tape. Und auch, wenn es ein offizielles Bullet Journal gibt, das Carroll in Zusammenarbeit mit dem deutschen Notizbuchhersteller Leuchtturm entworfen hat, sagt der Erfinder selbst, „es muss wirklich kein Bullet Journal sein. Es geht nicht um das Aussehen, es geht um Effizienz und um den Einfluss, den dieses Buch auf dein Leben haben kann.“ Also, nehmt euch ein Notizbuch und legt los. Nehmt aktiv & langfristig am Austausch in der Community teil
„Fühlt euch immer willkommen, Fragen zu stellen und Vorschläge zu äußern“, rät Carroll. „Mit das schönste am Bullet Journal ist ja, und das motiviert auch mich jeden Tag aufs Neue, dass sich eine so tolle Gemeinschaft daraus gebildet hat. Es ist eine Community, die von festem Zusammenhalt und positiven Kritiken geprägt ist. Ich glaube, genau deshalb ist dieses System so erfolgreich geworden, weil alle möchten, dass wirklich jeder Teilnehmer erfolgreich ist.“ Auf dem Blog von Bullet Journal kann man seit Neuestem auch nachlesen, wie spezifische Personengruppen das Tool zu ihren Gunsten instrumentalisieren: Beispielsweise liest man über angewandte Methoden von Bloggern oder aber Tipps und Tricks von Eltern. Außerdem erfährt man auf dem „Getting Started“-Segment der Seite genauere Anweisungen zu den einzelnen Schritten. Behandelt werden zum Beispiel die vier Hauptsäulen: das Anlegen des Index’ und das Sortieren nach zukünftigen, monatlichen und täglichen Einträgen und To-Dos. Carroll empfiehlt, sich in den ersten zwei Monaten an die Empfehlungen zu halten, weil man das System des (Aus-)Sortierens so schnell und einfach lernen kann, um danach seine eigene Herangehensweise herauszufiltern.
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„Ist es meine Zeit wirklich wert?“
Das Planen mit der Bullet-Journal-Methode predigt außerdem Achtsamkeit. Ein Wort, dessen Klang erst einmal Ehrfurcht einflößt. Das Prinzip der Achtsamkeit soll aber, laut Carroll, nichts anderes vermitteln, als das genaue Betrachten einer Aufgabe oder eines Projekts. „Man soll konstant im Auge behalten, wie viel Zeit man für etwas aufwenden möchte. Für mich persönlich ist Zeit das wertvollste Gut, das mir zur Verfügung steht.“ Weshalb er auch sagt, dass ein Vorhaben, das man immer wieder vor sich hinschiebt oder bei dem man ob der Machbarkeit ins Grübeln gerät, es vielleicht einfach nicht wert ist, für einen ganz persönlich, auf einer To-Do-Liste zu stehen. Carroll empfiehlt außerdem, Aufgaben, die wiederum aus mehreren Einzelteilen bestehen, auch in diese zu zerlegen und explizit so zu notieren. „Wenn es zum Beispiel um einen Arzttermin geht, sollte man sich gegebenenfalls die einzelnen Schritten niederschreiben, wie etwa ‚Telefonnummer heraussuchen‘ und ‚um 14 Uhr anrufen‘. Das kann helfen!“ Fasse dich kurz & mache es nicht zu kompliziert
„Neue Nutzer tendieren dazu, sich an bereits fertigen Journals zu orientieren und steigen dann ein mit utopischen Zielsetzungen“, so Carroll. „Sie möchten dann am liebsten gleich einen Sleep Tracker, einen Gewohnheitstracker, und dies und das sofort abhaken. Und dann ist man ziemlich schnell überwältigt.“ Es gibt mittlerweile unendlich viele Möglichkeiten, ein Bullet Journal zu führen, aber davon sollte die eigene Methode nicht beeinflusst werden. Carroll betont immer wieder, dass sich ein Bullet Journal nie wie obligatorisches Haushaltführen anfühlen sollte: „Es sollte vor allem immer Spaß machen und sich spürbar positiv auf die Produktivität auswirken. Man sollte sich nicht unter Druck gesetzt oder gezwungen fühlen, sondern es immer wieder zum Anlass nehmen, um sich selbst zu belohnen und zu loben. Sich gut zu fühlen für alles, was man strukturiert abgehakt hat.“ Zerbrich dir nicht den Kopf über Kleinigkeiten
„Es gibt Tage, an denen man nicht alles schafft. Das ist einfach so. Manchmal braucht man einfach eine Pause“, sagt Bloggerin Alvarez. „Manchmal hilft es, etwas Abstand zu nehmen, damit man umso gekräftigter und mit frischen Gedanken erneut anpackt.“ Ein solches Bullet Journal anzufangen ist eine persönliche, fast intime Angelegenheit, die sich mit dem eigenen Lebensstil entwickeln. „Und zeitweise wird es dann eben dazu kommen, dass die ein oder andere Seite leer bleiben wird. Aber das ist gar nicht schlimm. Vermutlich kommt man dann nach ein paar Tagen wieder zu sich und kann sich klar und deutlich fragen, ‚okay, was hat sich seit meinem letzten Eintrag geändert?‘ und dann kann man bei Null anfangen ohne sich schlecht zu fühlen“, beteuert Benz.
Das Planen mit der Bullet-Journal-Methode predigt außerdem Achtsamkeit. Ein Wort, dessen Klang erst einmal Ehrfurcht einflößt. Das Prinzip der Achtsamkeit soll aber, laut Carroll, nichts anderes vermitteln, als das genaue Betrachten einer Aufgabe oder eines Projekts. „Man soll konstant im Auge behalten, wie viel Zeit man für etwas aufwenden möchte. Für mich persönlich ist Zeit das wertvollste Gut, das mir zur Verfügung steht.“ Weshalb er auch sagt, dass ein Vorhaben, das man immer wieder vor sich hinschiebt oder bei dem man ob der Machbarkeit ins Grübeln gerät, es vielleicht einfach nicht wert ist, für einen ganz persönlich, auf einer To-Do-Liste zu stehen. Carroll empfiehlt außerdem, Aufgaben, die wiederum aus mehreren Einzelteilen bestehen, auch in diese zu zerlegen und explizit so zu notieren. „Wenn es zum Beispiel um einen Arzttermin geht, sollte man sich gegebenenfalls die einzelnen Schritten niederschreiben, wie etwa ‚Telefonnummer heraussuchen‘ und ‚um 14 Uhr anrufen‘. Das kann helfen!“ Fasse dich kurz & mache es nicht zu kompliziert
„Neue Nutzer tendieren dazu, sich an bereits fertigen Journals zu orientieren und steigen dann ein mit utopischen Zielsetzungen“, so Carroll. „Sie möchten dann am liebsten gleich einen Sleep Tracker, einen Gewohnheitstracker, und dies und das sofort abhaken. Und dann ist man ziemlich schnell überwältigt.“ Es gibt mittlerweile unendlich viele Möglichkeiten, ein Bullet Journal zu führen, aber davon sollte die eigene Methode nicht beeinflusst werden. Carroll betont immer wieder, dass sich ein Bullet Journal nie wie obligatorisches Haushaltführen anfühlen sollte: „Es sollte vor allem immer Spaß machen und sich spürbar positiv auf die Produktivität auswirken. Man sollte sich nicht unter Druck gesetzt oder gezwungen fühlen, sondern es immer wieder zum Anlass nehmen, um sich selbst zu belohnen und zu loben. Sich gut zu fühlen für alles, was man strukturiert abgehakt hat.“ Zerbrich dir nicht den Kopf über Kleinigkeiten
„Es gibt Tage, an denen man nicht alles schafft. Das ist einfach so. Manchmal braucht man einfach eine Pause“, sagt Bloggerin Alvarez. „Manchmal hilft es, etwas Abstand zu nehmen, damit man umso gekräftigter und mit frischen Gedanken erneut anpackt.“ Ein solches Bullet Journal anzufangen ist eine persönliche, fast intime Angelegenheit, die sich mit dem eigenen Lebensstil entwickeln. „Und zeitweise wird es dann eben dazu kommen, dass die ein oder andere Seite leer bleiben wird. Aber das ist gar nicht schlimm. Vermutlich kommt man dann nach ein paar Tagen wieder zu sich und kann sich klar und deutlich fragen, ‚okay, was hat sich seit meinem letzten Eintrag geändert?‘ und dann kann man bei Null anfangen ohne sich schlecht zu fühlen“, beteuert Benz.
Mach es zu deinem Baby
Am Ende des Tages geht es darum, sein eigenes Leben besser strukturieren zu können und es den jeweiligen Lebensbedingungen anzupassen: Es soll den Tagesrhythmus erfassen, die Gewohnheiten und die Aufgaben in eine vernünftige und realisierbare Ordnung bringen, erklärt Carroll. Es soll Klarheit bringen in ein Chaos von To-Dos, die im Alltag oft schnell überwältigen können. Dabei ist es absolut in Ordnung, sich von anderen, schon sehr viel fortgeschritteneren Bullet-Journal-Schreibern Inspiration zu holen. Man muss dabei lediglich an die eigenen Standards und Gegebenheiten denken. Während es für die einen bedeutet, akribisch aufzuschreiben, was man zu welchem Zeitpunkt erledigen muss, die Aufgaben und Dringlichkeitsgrad zu sortieren, kann es für andere auch ein loses Nachschlagewerk sein. „Die Hauptsache ist, es einfach zum ganz eigenen Begleiter zu machen“, schließt Alvarez ab.
Am Ende des Tages geht es darum, sein eigenes Leben besser strukturieren zu können und es den jeweiligen Lebensbedingungen anzupassen: Es soll den Tagesrhythmus erfassen, die Gewohnheiten und die Aufgaben in eine vernünftige und realisierbare Ordnung bringen, erklärt Carroll. Es soll Klarheit bringen in ein Chaos von To-Dos, die im Alltag oft schnell überwältigen können. Dabei ist es absolut in Ordnung, sich von anderen, schon sehr viel fortgeschritteneren Bullet-Journal-Schreibern Inspiration zu holen. Man muss dabei lediglich an die eigenen Standards und Gegebenheiten denken. Während es für die einen bedeutet, akribisch aufzuschreiben, was man zu welchem Zeitpunkt erledigen muss, die Aufgaben und Dringlichkeitsgrad zu sortieren, kann es für andere auch ein loses Nachschlagewerk sein. „Die Hauptsache ist, es einfach zum ganz eigenen Begleiter zu machen“, schließt Alvarez ab.
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