Ich bin sehr religiös, was meinen Finsta-Account angeht – es ist definitiv mein meistgenutztes Social-Media-Konto.
Alter: 21
Branche: Studentin
„Meine Freund:innen und ich haben alle Finstas – wir alle posten jede Woche ‚Wochenendrückblicke‘, um all die lustigen Bilder/Videos zu zeigen, die an dem Wochenende auf den Partys oder in den Bars passiert sind, in denen wir waren. Das ist wirklich lustig und eine tolle Möglichkeit, sich an jedes einzelne Wochenende zu erinnern (Studierende können das bezeugen: Manchmal fühlen sich die Wochenenden alle gleich an). Das ist eine unserer Lieblingsbeschäftigungen. Ich freue mich jedes Mal darauf, die cleveren und bissigen Bildunterschriften von allen zu lesen und zu sehen, in welche Exzesse wir an diesem Wochenende verwickelt waren.“
„Es wird definitiv viel getrunken und gefeiert, was es NIE auf meinen Rinsta-Account (den echten Insta-Account) schaffen würde. Ich sehe auf meinem Finsta definitiv weniger vorzeigbar aus.“
Als ich sah, dass sie mich drei Jahre später auf ihrem Finsta blockiert hatte, hielt ich unsere Freundschaft für beendet.
Alter: 20
Branche: Studentin
„Mein Ex hat mich nie gelöscht, weil er sich vermutlich in mein Leben einmischen will. Ich habe ihn auch nicht entfernt, weil das nachtragend wäre. Deshalb poste ich jetzt nur noch Sachen darüber, wie toll mein Leben läuft und wie dankbar und glücklich ich bin, mit meinen Freund:innen abzuhängen und mit anderen Jungs zu reden und so.“
„Ich fluche ständig, bin viel authentischer und poste lustige Videos und hässliche Selfies (hässlich, aber ich sehe immer noch ziemlich gut aus). Es ist immer komisch, wenn du einer Person auf Finsta folgst und sie dann wegzieht oder ihr nicht mehr miteinander redet oder so. Sollte ich beleidigt sein, wenn sie mich aus ihrer Followerliste entfernt? Ich werde sie wahrscheinlich nie wieder sehen, aber irgendwie kenne ich intime, seltsame Details über ihr Sexleben oder was auch immer.“
Es war mir sehr peinlich, dass sie den Account gefunden hatte, also beschloss ich, ihn von nun an nur noch privat zu nutzen und nie zu posten.
Alter: 23
Branche: Tech
„Ich nutze mein Finsta, um Blogger:innen/Marken zu folgen, die mir wichtig sind, aber meinen normalen Feed nicht verstopfen sollen. Ich möchte sicher sein, dass ich die Posts der Leute sehe, die ich im echten Leben kenne. Deshalb behalte ich mein normales Insta nur für meine Freund:innen und ein paar Bands, die mir sehr wichtig sind, damit ich keine Posts verpasse. Auf meinem Finsta folge ich etwa 500 Blogger:innen und Marken, die mir zwar wichtig sind, von denen ich aber nicht jeden einzelnen Post sehen muss.“
„Ich poste nichts auf meinem Finsta. Die meisten Blogger:innen/Marken, denen ich auf Finsta folge, beschäftigen sich mit nachhaltiger Mode, was mir sehr am Herzen liegt – aber ich versuche nicht selbst eine ‚Influencerin‘ zu sein, also poste ich einfach nichts. Ich halte mein Konto privat und nutze es hauptsächlich, um Inhalte zu verfolgen und zu lesen. Gelegentlich kommentiere ich etwas. Mit meinem normalen Account kommentiere ich kaum etwas, deshalb kommentiere ich definitiv mehr über meinen Finsta-Account (Teilnahme an Gewinnspielen, Interaktion mit Blogger:innen/Marken usw.). Außerdem nutze ich meinen Finsta-Account, um gebrauchte Kleidung zu shoppen oder selbst Artikel zu verkaufen.“
Nur enge Freund:innen folgen meinem Finsta, also ist es so, als würde ich mit 30 Leuten Insider-Witze in einem einzigen Posting teilen.
Alter: 24
Branche: Finanzen
„Für alles. Nach der Uni habe ich alle meine Social-Media-Konten gelöscht, außer mein Finsta. Ich merkte, dass es mir egal war, was Hunderte von Bekannten taten, aber ich liebte es, lustige Updates mit Freund:innen zu teilen. Und mit meinem Finsta kann ich genau das tun!“
„Ich versuche, auf meinem Finsta eine gewisse Ästhetik beizubehalten, aber im Allgemeinen kommentiere ich offener, als ich es auf meinem Rinsta tun würde. Nur enge Freund:innen folgen meinem Finsta, also ist es so, als würde ich mit 30 Leuten Insider-Witze in einem einzigen Posting teilen. Und zu sagen: 'Sorry, ich habe nur ein Finsta', ist die beste Antwort auf alle, die dich nach deinem Usernamen fragen.“
Einmal habe ich mich versehentlich unter Alkoholeinfluss auf meinem normalen IG gepostet und bin zu entsetzten Nachrichten meiner Mutter aufgewacht…
Alter: 24
Branche: Werbung
„Freche Selfies, mittelmäßige Landschaften, die es nicht auf mein richtiges Instagram geschafft haben, und Inhalte, die meine Mutter nicht sehen soll. Es ist toll, um Ex-Freunde und die Ex-Freund:innen meines aktuellen Freundes zu stalken (*schuldig*).“
„Mein normales Instagram ist sehr kuratiert. Ich benutze meine Seite als meinen Lebenslauf, deshalb muss ich immer ein gewisses Maß an Professionalität wahren. Alles ist durchdacht, auch meine Instagram Stories.“
Ich verkünde häufig mein Verlangen nach Timothée Chalamet.
Alter: 23
Branche: Tech
„Ich denke, es ist eine Art Chronik meines Lebens. Aber so fing es nicht an. Ursprünglich habe ich es während der Uni erstellt, um meine betrunkenen Abenteuer festzuhalten. Wenn ich nach einer Nacht aufwachte, hatte ich immer die witzigsten Bilder auf meiner Kamera und meine Nächte waren nie normal, also gab es immer eine Geschichte. Ich dachte mir, ja, meine engen Freund:innen interessieren sich bestimmt für diese Dinge. Jedenfalls war es eine Zeit lang ein Hit. Dann bekam ich Depressionen, der bevorstehende Abschluss jagte mir Angst ein und die Ungewissheit über meine Zukunft, und mein Finsta wurde zu einem Ort der Selbstironie. Inzwischen habe ich mich in der Welt der Erwachsenen zurechtgefunden. Ich nutze die Seite zwar immer noch, um von wilden Nächten zu berichten (auch wenn das nur noch selten vorkommt) und meine Gedanken über meine letzte existenzielle Krise mitzuteilen, aber ich nutze sie auch, um meine ehrliche Meinung über Politik, Popkultur und den aktuellen Stand der Dinge kundzutun.“
„Ich bin auf meinem Finsta offener, ehrlicher und hässlicher. Mein echtes Insta ist zwar nicht per se kuratiert, aber es ist eher ein Einblick in die coolen Seiten meines Lebens. Meine Bildunterschriften werden im Voraus geplant und ich wähle die Fotos mit viel Bedacht aus. Meine Finsta-Fotos hingegen werden so gepostet, wie sie sind. Ich habe keine Skrupel, 10 Fotos auf einmal zu posten, entweder als Sammlung oder als einzelne Posts, aber Gott bewahre mich davor, dass ich auf meinem normalen Account zweimal an einem Tag poste.“
Manche Leute haben es nicht verdient, mich so zu kennen, wie mich meine Finsta-Follower:innen kennen.
Alter: 22
Branche: Marketing
„Ich teile mein Leben mit meinen engen Freund:innen. Ich poste fast nie auf meinem Rinsta. Ich poste ein paar Mal pro Woche auf meinem Finsta, aber früher war es mehr. Ich interagiere auch mit mehr Leuten auf meinem Finsta. Ich kommentiere zum Beispiel ihre Finsta-Posts mit meinem Finsta, aber ich würde viel seltener einen normalen Instagram-Post kommentieren.“
„Es ist mir unangenehm, wenn Leute, mit denen ich früher eng befreundet war, es aber nicht mehr bin, meinem Finsta folgen (Ex-Freunde, Ex-Kumpels, alte Mitbewohner usw.). Manche Leute haben es nicht verdient, mich so zu kennen, wie mich meine Finsta-Follower:innen kennen. Deshalb habe ich den Account ja überhaupt erst eingerichtet.“
Ich poste natürlich gerne skandalöse Dinge, aber auch Bemerkungen über mich und das Leben im Allgemeinen.
Alter: 21
Branche: MINT
„Ursprünglich habe ich eins erstellt, als ich noch in der Uni war und über meine illegalen Aktivitäten posten wollte. Aber jetzt, wo ich meinen Abschluss gemacht habe, dient er eher als Enge-Freunde-Funktion. Ich poste natürlich gerne skandalöse Dinge, aber auch Bemerkungen über mich und das Leben im Allgemeinen. Es ist schön, dass man seinen Freund:innen auch direkt folgen kann, so wie bei Twitter, nur mit Fotos. Und ja, ich habe es auch schon benutzt, um meine Liebschaften und ihre Familien/Freund:innen zu stalken, lol.“
„Ich poste auf jeden Fall häufiger und nerviger.“
Auf meinem beruflichen Account habe ich 3.000 Follower:innen – auf meinem privaten Finsta sind es 33.
Alter: 25
Branche: Produktdesign
„Ich teile das Leben, das auf meinem Instagram, das mit meiner Arbeit verbunden ist, langweilig wäre. Meine beruflichen Follower interessieren sich für Branchennachrichten und coole Bildmomente. Für mein normales Instagram plane ich also meine Beiträge und überlege, wie ich den Algorithmus nutzen kann. Auf meinem beruflichen Account habe ich 3.000 Follower:innen – auf meinem privaten Finsta sind es 33. Auf meinem Finsta zeige ich mich beim Kochen, trauere meinem kaputten Mixer nach und erfinde neue Rezepte. Ich poste nur Geschichten, die sich zehn Leute ansehen.“
„Ich poste fast ausschließlich Stories und weniger bearbeitete Fotos aus dem echten Leben. Ich kommentiere auch nicht viel und beteilige mich nicht oft. Und ich folge grundsätzlich nur echten Menschen, die ich kenne – keinen Influencern.“
Auf meinem Finsta-Account bin ich offener, was meine politischen Ansichten angeht.
Alter: 20
Branche: Film
„Um Accounts zu folgen und mit ihnen zu interagieren, die Nachrichten posten, die mich wirklich interessieren. Meistens handelt es sich um politisch linksgerichtete Nachrichten. Da ich eine auf drei Ebenen Diskriminierungserfahrungen mache, kann es dazu führen, dass ich mit rassistischen, sexistischen und queerenfeindlichen Beschimpfungen überhäuft werde, wenn ich meinen vollen Namen und mein Gesicht preisgebe. Darauf möchte ich nicht eingehen. Auf meinem Hauptaccount, der öffentlich ist, zeige ich hauptsächlich Make-up-Looks (ich LIEBE Make-up), und dann habe ich noch einen öffentlichen Foto-/Film-Account, der eher eine Art Portfolio darstellt.“
„Auf meinem Finsta-Account bin ich offener, was meine politischen Ansichten angeht. Ich poste zwar nicht viel, aber ich mag und kommentiere meistens die Beiträge anderer Accounts. Auf meinem regulären Instagram-Account poste ich eine Mischung aus Beiträgen und Kommentaren und versuche aktiv, Follower zu gewinnen, indem ich Seiten mit Beiträgen tagge, strategische Hashtags verwende usw.“