In der Schule lernte sie Klavier und klassischen Gesang. Nachmittags mischte sie im Keller Hip Hop Beats zusammen. Heute tourt Josephine Müller als DJ Yo-C durch Deutschlands Clubszene und steht mit Rapper Frauenarzt auf der Bühne.
Wir treffen die Musikerin am Rande des Videodrehs zu Jennifer Rostocks Song „Hengstin" in Berlin Kreuzberg. Josephine ist eine der Protagonistinnen in dem Musikclip, der Frauen in allen ihren Facetten und ihrer Power feiert. Zur Videopremiere am 28.10 hat Refinery29 gefragt: Was ist die wahre Stärke einer Hengstin? Und wie behauptet sich eine Frau in Männerdomänen heute?
„Natürlich musste ich mich am Anfang irgendwie erst einmal in der Hip-Hop-Szene beweisen. Ich habe aber schon damals einfach immer gemacht, worauf ich Bock hatte und was ich geliebt habe. Hinter meinem Rücken gab es immer Leute, die über mich geurteilt haben, aber es gab wenige Sachen, von denen ich mich richtig angegriffen gefühlt habe“, erzählt Josephine von ihren Anfängen als DJ.
Gerade die Rapszene wird häufig als besonders frauenfeindlich wahrgenommen. Aber stimmt das Vorurteil? Josephine hat da eine klare Meinung: „Es gibt frauenfeindlichen Rap. Das kann man gar nicht abstreiten. Aber ich sehe das in erster Linie als Kunstform. Ich fühle mich in keinster Weise davon angegriffen. Sonst würde ich wohl auch nicht mit Frauenarzt zusammenarbeiten. Ich sehe das so: Jeder soll die Kunst machen, die er gut findet und ich mache meine. Und Leuten, die sich davon angegriffen fühlen, würde ich sagen, sie sollen drüber stehen. Macht euer Ding und lasst euch nicht aufhalten.“
Dennoch gibt es Dinge, die sie sich für die Zukunft, gerade im Hinblick auf Frauen im HipHop, erhofft: „Ich wünsche mir, dass über Frauen nicht mehr nur äußerlich geurteilt wird. Vor allem im Hinblick auf das, was da so im Internet abgeht. Viele – und das sind häufig eben Männer – beurteilen leider weniger die Qualität von dem, was wir machen. Es geht meistens nur um Äußerlichkeiten und das nervt mich total. Es wäre schön, wenn die Leute einfach ein bisschen lockerer werden, dieses ganze Genderding nicht so ernst sehen und eher die Qualität der Künstler bewerten. Sonst, so empfinde ich das jedenfalls, geht female Hip Hop gerade in eine gute Richtung – vor allem in Deutschland. Da passiert viel. Wir sollten da auch alle zusammenhalten. Wir müssen eine große Female-Hip-Hop-Familie werden.“
Und um das zu verwirklichen, kann es sicher nicht schaden, die eine oder andere Hengstin an Bord zu haben: „Eine Hengstin macht für mich aus, dass sie sie selbst ist und dass sie sich nicht von irgendwelchen Männer dominierten Berufen einschränken lässt. Sie zieht einfach ihr Ding durch. Gerade hier in Deutschland haben wir die Möglichkeit alles zu machen, was in anderen Ländern vielleicht nicht so geht. Deshalb sollten wir die Chance wahrnehmen und uns nicht einlullen lassen und auf jeden Fall Gas geben.“
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