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Bobbi Brown: „Make-up soll nicht maskieren, sondern verschönern“

Photographed by Ben Ritter.
Bobbi Brown, Make-up-Artist, Autorin und Gründerin des gleichnamigen Kosmetiklabels, hat beschlossen, ihr Unternehmen zu verlassen. In einem offenen Brief blickt sie auf 27 erfolgreiche Jahre zurück und erzählt, was sie sich für ihre Zukunft erhofft. Im Februar 1991 launchten wir die erste Bobbi Brown Essentials Linie auf einem kleinen Tisch des ikonischen Bergdorf Goodman Department Stores. Gemeinsam mit unseren Freunden Rosalind und Ken Landis haben mein Mann Steven und ich eine Firma gegründet, die nur eine Absicht hatte: Frauen zu zeigen, dass Make-up nicht aufwändig sein muss. Der Ursprung des Ganzen lag jedoch noch einige Jahre vorher. Kürzlich erst verheiratet und schwanger, hatte ich New York verlassen und beschlossen, nicht weiter als freie Make-up-Artist und Maskenbildnerin zu arbeiten. Ich wollte nicht mehr so viel reisen. Ich kam auf die Idee, einen Lippenstift zu kreieren, der die natürliche Farbe der eigenen Lippen tragen sollte. Dank meiner langjährigen Erfahrung an diversen Sets wusste ich jedoch, dass keine zwei Lippen die gleichen sind. Also designte ich vorerst 10 Töne, die allesamt auf Braun basierten, und machte daraus eine Lippenstiftlinie, die cremig, matt und geruchsneutral war. Alle zehn Farben konnten individuell miteinander vermischt werden, um den genauen Farbton der eigenen Lippen zu treffen. Das klingt schlüssig und simpel, war damals jedoch ein wahrhaft revolutionärer Gedanke. Eine ganze Weile verkaufte ich die Lippenstifte von zu Hause aus und brachte sie täglich zur Post oder lieferte sie gar selbst aus. Alles, was ich vorerst hatte, war Mundpropaganda. Jeder Lippenstift war in einem braunen Briefumschlag verpackt, in dem außerdem noch ein Kärtchen mit allen Inhaltsstoffen enthalten war. Erst als Leslie Seymour, damalige Beautyredakteurin der Glamour, über meine Lippenstifte schrieb, fing das Telefon an zu klingeln wie verrückt. Zufällig fand ich mich bald darauf im Gespräch mit einer Vertreterin des Bergdorf Goodman wieder und kurze Zeit später hatten wir die ersten Lippenstifte auch schon auf einem Make-up-Tisch des BG in Manhattan auszuliegen. Vier Jahre später verkauften wir das Unternehmen an Estée Lauder – ich behielt jedoch als Chief Creative Officer die Verantwortung.
Photo Courtesy: Bobbi Brown
The 10 lip colors that started it all.
Es ging für uns alle jedoch um so viel mehr als nur um Make-up. Ich hatte über zwei Jahrzehnte lang die Möglichkeit, Frauen aus allen Teilen der Welt meine Schönheitsphilosophie näherzubringen. „Be who you are“ – Sei wer du bist! Das war mein Mantra, das ich bis heute vertrete und darauf bin ich ungemein stolz. Es ist eine Message, die bei Frauen jeden Alters und jeder Herkunft Resonanz findet. Für mich selbst hatte sich dieses Credo in meiner Arbeit mit all den Supermodels manifestiert, unter ihnen Naomi, Cindy, Christie, Linda und Helena. Ich habe die Arbeit mit ihnen seh geschätzt, doch natürlich sah ich keineswegs so aus wie sie. Doch ich bemerkte, dass ich meinen Job am besten tat und es mir dabei auch besser ging, wenn ich mich einfach nicht mit ihnen verglich. Wir alle waren unterschiedlich, aber warum sollte man sich deshalb schlechter fühlen? Ich fing also an, mir selbst und anderen die Wichtigkeit der Selbstliebe und Authentizität zu predigen. Keine Frau sollte anders sein, jedoch sollte jede Frau die beste Version ihrer selbst sein können. Anstatt offensichtlich Rouge aufzutragen, versuchte ich die Menschen davon zu überzeugen, dass der Look und die Haut- und Wangenfarbe, die sich nach einem erfrischenden 5k-Lauf einstellte, viel schöner sei. Ich versuchte mittels meines Make-ups nicht die Augen einer Frau zu überschminken, sondern ihre Form zu betonen. Ich habe immer versucht, kein Make-up zu vermarkten, sondern die Wahrnehmung von Schönheit zu verändern und eine Bewegung des Selbstbewusstseins zu starten. Und ich finde, das ist mir in der Zeit ganz gut gelungen. Vor allem in den letzten Jahren war es so wundervoll und erfüllend zu sehen, wie viele junge Unternehmerinnen in der Beautybranche Fuß fassen konnten. Gleichzeitig ist es jedoch auch etwas entmutigend, teilweise gar frustrierend, dabei zuzusehen, welch großen Einfluss Trends wie Contouring auf junge Frauen ausüben. Trends, die ihnen suggerieren, sie müssten sich eine Maske aufsetzen und anders sein, um besser zu sein. Ich hoffe darauf, dass genügend Frauen rechtzeitig bemerken, dass Make-up nicht dazu da ist, etwas abzudecken, sondern um das, was bereits da ist, zu betonen und zu verbessern. Wahre Schönheit liegt in der Vitalität und der Gesundheit eines jeden Menschen. Und ich bin bereit dazu, noch einmal Teil einer weiteren Beautyrevolution zu werden. Während ich diesen Brief schreibe, überkommen mich sämtliche Emotionen: Trauer darüber, dass ich das Unternehmen verlasse, und Vorfreude auf alles, was noch kommt und was mir dabei hilft, meine Message an die Welt zu tragen. Doch vor allem anderen bin ich glücklich und dankbar, und optimistisch, was die Zukunft der Schönheit der Frau angeht. Bis bald,
Bobbi

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