Sterben ist ein Lebensabschnitt, der genauso musikalisch begleitet wird, wie andere Etappen unseres Weges: Journalist und Künstler Stefan Weiller besuchte sterbende Menschen im Hospiz und fragte sie, wie sie ihr Dasein ausklingen lassen. Entstanden ist das berührende Buch „Letzte Lieder. Sterbende erzählen von der Musik ihres Lebens."
Wer denkt, dass die großen Symphonien oder traurige Balladen den Ton angeben, irrt sich. Stefan Weiller berichtet, dass viele Menschen, nochmal die Lieder hören, die sie prägten und einmal innig liebten, mit denen sie gute Zeiten verbinden, an die Kindheit erinnern oder deren Texte eine Art Mantra sind. „Popstars, die wir anhimmelten, sind mit unserer Persönlichkeit verflochten. Auch im Sterben darf man bleiben, wer man im Leben war. Sterben ist eine Lebensphase", sagt der Autor zum Deutschlandradio. So lernte er, „dass der richtige Disco-Stampfer der 90er manchem Menschen auch dann noch in die Beine geht, wenn er gar nicht mehr laufen kann. Das gute Gefühl, nochmal jung zu sein und sich auf der Tanzfläche zu bewegen, ist noch da".
Ein Mann zum Beispiel hörte im Hospiz nun David Bowies „Space Oddity" und fühlt sich wieder so leicht wie damals in den 70ern. Eine Dame erzählt, dass sie sich in den Zeilen von Tim Bendzkos „Am seidenen Faden" erkennt und aufblüht. Andere summen Weiller die Kinderlieder vor, die Mama früher gesungen hat und die sie nun gemeinsam mit anderen Kindheitserinnerungen Revue passieren lassen.
Die Menschen, die sich auf ihr Lebensende vorbereiteten waren zwischen 27 und 93 Jahren alt, die Lieder, die sie nannten dementsprechend unterschiedlich: Von The Beatles bis Bendzko, der Soundtrack des Sterbens ist vielseitig. So wie die Menschen.
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