Cara Delevingnes neue Haarfarbe entspricht exakt der auf dem Pinterest-Foto, mit dem ich vor einigen Jahren zum Friseur gegangen bin. „Ich will Khaleesi-Haare“, erklärte ich bestimmt und schüttelte meine überschulterlange Mähne. Meine Naturhaarfarbe ist dunkelblond. Dank gezielt gesetzter Strähnchen ging ich seit Jahren zweifelsfrei als Blondine durch, ohne nennenswerten Schäden in den Längen mit mir herumzutragen. Doch ich wollte mehr.
Schuld daran sind die unzähligen Folgen Game Of Thrones, die ich damals staffelweise geguckt habe. Platinblond ist in der Serie die Haarfarbe von Daenerys Targaryen, die neben Unmengen an Titel auf dem Weg zum eisernen Thron auch die Unterstützung von Drachen aufweisen kann. Deshalb war ihre weiße Mähne für mich das ideale Symbol, um 24 Stunden am Stück Stärke und fortgeschrittene #Girlboss-Mentalität sichtbar mit mir herumzutragen. Mein Blond sollte nicht königinnenhaft sein, sondern Khaleesi-Style!
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Meine Friseurin wies mich dezent darauf hin, dass Schauspielerin Emilia Clarke in der Serie eine Perücke trägt. Ich hörte weg. Dann begann die Prozedur. Meine Haare überlebten. Was bröckelte, war die gutgelaunte Fassade meiner Kolleginnen und Kollegen. „Anders“, sagte meine damalige Chefin knapp. Es ist allgemein bekannt, dass diese Reaktion in Essos, Westeros und Berlin-Mitte exakt dasselbe bedeutet: „Vorher war alles besser, aber ich schätze deinen Charakter und du hast eben gefragt“.
Mit der eigentlichen Herausforderung wurde ich erst in den darauffolgenden Wochen Zuhause konfrontiert. Auf die Pflegebedürfnisse meiner Haare war ich vorbereitet. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, Wäsche um Wäsche darum kämpfen zu müssen, den aschigen Ton beizubehalten. Ich besaß zwar ein Silbershampoo, hatte damit aber nur mäßigen Erfolg. Acht Wochen später trafen sich auf meinem Kopf ein riesiger, dunkler Ansatz und gelbliches Resthaar zum High Five.
Pünktlich zum Nachfärben erschien ein neuer, vielversprechender Hoffnungsträger auf der Bildfläche, um mit meinen Gefühlen zu spielen: Olaplex, eine dreiteilige Formel, die verspricht, Blondieren schonender zu machen. Mein erster Test war euphorisch und versprach ein Happy End: Auch nach der Ansatzbehandlung war ich im Vollbesitz meiner überschulterlangen Haare. Sie fühlten sich überhaupt nicht blondiert an und waren genauso hell, wie ich sie haben wollte. Wenn ich heute einen Soundtrack für den Moment, in dem ich in den Spiegel blickte, auswählen müsste, wäre das das Pianostück aus La La Land.
Doch wenn La La Land und Game Of Thrones eins gemeinsam haben, dann, dass Happy Ends nur von kurzer Dauer sind. Nach einem platinblonden Sommer mit regelmäßigem Nachfärben glich meine Mähne einem Teller zu lange gekochter Spaghetti.
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Heute sind meine Haare immer noch hellblond, aber eben auch nur noch einen Hauch länger als Caras. Insgeheim habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, meine alte Länge mit dem Khaleesi-Ton zu erreichen. Friseure und Coloristen werden an dieser Stelle um Nachsicht gebeten. Ich weiß selbst, dass das unrealistisch ist. Trotzdem macht es mir Spaß, daran zu glauben.
Ganz unabhängig von der Länge investiere ich für die Farbe alle zwei bis drei Monate ca. 150 bis 200 Euro. Gute 50 Euro kommen für Pflegeprodukte obendrauf. Ein Mittel gegen den Gelbstich habe ich mittlerweile gefunden. Ich schwöre auf das Silbershampoo von Clynol, das ich gerne auch mal gute 15 Minuten einwirken lasse. Allerdings sind darin Sulfate enthalten, was mir Coloristin Therese Vahlberg von Andreas Kurkowitz Colouring gerade bei gefärbtem Haar nicht empfehlen würde. „Generell lassen sich Pigmente eher durch Conditioner ins Haar einbringen als durch Shampoo“, erklärt sie.
Damit steht ein weiteres Produkt auf meiner Investitionsliste. Die ganze Prozedur ist also nur empfehlenswert, wenn man auf der Suche nach einer neuen Herausforderung ist und lieber Instagrambilder von seinen Haaren statt von Bungeesprüngen macht. Caras neue Haarfarbe ist wunderschön, aber eben auch wahnsinnig anstrengend und ziemlich teuer.
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