Die Sängerin M.I.A. ist kein Popstar, der sich unbedingt beliebt machen will. Vielleicht singt sie gerade deshalb nicht wie andere über vergangene oder große Lieben. Ihr Spezialgebiet sind gesellschaftliche und politische Situationen, in denen das Gefühl der Nächstenliebe zu fehlen scheint – und sie fragt sich offen, was der Scheiß eigentlich soll. Völlig berechtigt.
Wir haben Mathangi Maya Arulpragasam, wie sie mit bürgerlichem Namen heißt, anlässlich der #mbcollective Fashion Story getroffen. Die gebürtige Sri Lankerin ist das Gesicht der globalen Kampagne, mit der sich Mercedes-Benz weltweit für Mode engagiert und die ab jetzt alle Modewochen, die unter dem Brand laufen, repräsentieren soll. Zum Launch dieses neuen Konzepts haben wir mit der 41-Jährigen in London darüber gesprochen, was sie stark macht und warum sie dennoch weicher geworden ist. Hat M.I.A etwa ihren Swag verloren, für den sie so gefeiert wurde; also das anzusprechen, vor dem sich viele scheuen?
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Du bist kuscheliger geworden – zumindest hört sich dein aktuelles Album „AIM” versöhnlicher an, als seine Vorgänger. Hast du kapituliert?
Es klingt tatsächlich sanfter, eine Kapitulation ist es dennoch nicht, ganz im Gegenteil. Ich habe es während dem US-Präsidentschaftswahlkampf geschrieben – während Donald Trumps Weg an die Macht. In einer Zeit, in der die Welt sich mehr und mehr zu spalten schien. Also dachte ich: Das Revolutionärste wäre jetzt, etwas Schönes und Liebenswertes zu schaffen – ganz im Gegensatz zu dem ganzen Frust, der gerade überall herrscht. Es ist also nicht so, dass ich weicher geworden bin. Das war ganz einfach das Konzept. Ich versuche das Bündnis wiederherzustellen.
„Kill them with kindness”, sozusagen?
(lacht) Genau! Das habe ich bisher noch nie ausprobiert.
Was entscheidet darüber, durch welchen Kanal du dich ausdrückst?
Es kommt ganz darauf an, wie man sich fühlt und was man zu sagen hat. Dementsprechend wählt man das Medium, das diese Gefühle am besten transportiert. Ich male zum Beispiel gerne Bilder, schreibe Lyrics und komponiere.
Und was bedeutet dir Mode?
Sie ist ein Teil von mir; wie zu atmen. Und das ganz unabhängig davon, ob man in der Öffentlichkeit steht oder nicht.
Hat sich dein Stil im Laufe der Zeit verändert?
Nein, niemals. Ich trage nach wie vor Kapuzenpullover. Ich habe versucht, mich ein wenig eleganter zu kleiden ... Aber geschafft habe ich das meiner Meinung nach nicht. Mein Look ist nach wie vor „tomboyisch”.
Was ist dein Supergirl-Kostüm?
Einen Anzug von Versace. Wenn ich den anziehe, fühle ich mich sofort selbstbewusst und stark.
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So wirkst du eigentlich immer. Geht der Druck um den „perfekten“ Körper im Musikbusiness ganz spurlos an dir vorbei?
Es gibt im Moment zwei Positionen. Die eine beinhaltet, extrem dünn zu sein und sich auf dieses Ideal runterzuhungern. In solchen Kreisen habe ich mich früher bewegt. Meine Mentoren waren allesamt Indie-Künstler. Und in der Szene nahm man immer Heroin und war schlank. Da habe ich nie hineingepasst. Ich war die Ausnahme der Regel und dennoch wurde ich akzeptiert.
Aber auch die Gegenbewegung erfährt gerade dank der sozialen Medien einen Aufschwung. Da wird einem vermittelt, dass es okay ist, Kurven zu haben. Wie auch immer: Das einzig wichtige ist, sich bei den ganzen äußeren Einflüssen nicht zu verlieren. Du musst auf dich selbst hören, auf deinen Körper, denn nur du kannst wissen, ob es dir gut geht. Das kann dir niemand sonst sagen.
Aber auch die Gegenbewegung erfährt gerade dank der sozialen Medien einen Aufschwung. Da wird einem vermittelt, dass es okay ist, Kurven zu haben. Wie auch immer: Das einzig wichtige ist, sich bei den ganzen äußeren Einflüssen nicht zu verlieren. Du musst auf dich selbst hören, auf deinen Körper, denn nur du kannst wissen, ob es dir gut geht. Das kann dir niemand sonst sagen.
Also, hast du dich noch nie von der Meinung anderer beeinflussen lassen?
Diese ganzen Ideale sind nicht mehr als ein Trend, nur dadurch ausgelöst, was man gerade jetzt als schön erachtet. So etwas kann jedoch deinen Figurtypen nicht beeinflussen. Kurzlebige, zeitabhängige Strömungen versus DNA – was ist wohl stärker?
Gibt es dennoch etwas, das dir Angst macht?
Ich habe keine Angst. Vor nichts und niemandem.
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