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Beth Ditto: „Noch nicht einmal meine Ehefrau durfte meine neue Platte hören“

Foto: Mary McCartney.
Verheiratet mit der Band, das sagen viele Künstler über sich. Auch Beth Ditto, die Frontfrau von Gossip. Nach siebzehn Jahren Bandgeschichte, fühlte sich der Schlussstrich tatsächlich wie eine Scheidung für die Amerikanerin an. Heute veröffentlichte sie nun ihr lang erwartetes Solo-Debütalbum „Fake Sugar” – wie es ohne ihre Freunde auf der Bühne geht und warum dieser Lebensabschnitt so wichtig für sie ist, verrät sie im zweiten Teil unseres großen Interviews.
Beth, tut dir die Trennung von Gossip noch weh?
Erst dachte ich, dass es auf der Bühne traurig wird, vor allem weil wir in der neuen Show auch Gossip Songs spielen. Manche kritisieren das vielleicht, aber das ist ein große Sache für mich. Wenn ich auf ein Konzert gehe, dann will ich nicht Songs hören, die ich nicht kenne. Oder eben nicht nur. Man zahlt dafür, man will mitsingen und deshalb fühle ich mich nicht wie eine Musikerin, sondern wie eine Performerin. Ich möchte Menschen eine gute Zeit bescheren und dann gehört es für mich dazu, dass ich Heavy Cross spiele. Aber natürlich denke ich dann an die Menschen, die diese Songs mit mir geschrieben haben. Wir waren siebzehn Jahre eine Band, natürlich vermisse ich die Menschen. Aber ich vermisse den Stress nicht, den wir am Ende hatten. Nathan und ich haben uns verändert und uns nicht mehr so verstanden. Ich wollte nie in einer Band sein, in der ich mich nicht wie zuhause fühle. Und da es sich irgendwann nicht mehr so angefühlt hat, war es Zeit, dass wir uns trennen.
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Und so zogst du den Schlussstrich…
Ja, es hat sich angefühlt wie eine Scheidung. Es lief schon länger schlecht, aber jemand musste das Ende entscheiden, aussprechen, dass es so keinen Sinn mehr macht. Ich habe es gesagt und es war okay. Nathan war fine damit, Hannah war erst wütender. Aber ich kann eben nicht nur mit Hannah Songs schreiben, also bin ich gegangen. Es war traurig, aber jetzt sind wir alle glücklicher. Für mich ist es jetzt nur anders, weil ich in Interviews nicht mehr für Drei sprechen muss. Ich kann für mich selbst einstehen und nur eine Meinung vertreten. Und zwar meine. Das tut gut.
Wem hast du das neue Album zuerst vorgespielt?
John, meinem besten Freund und Assistenten – auch wenn ich diese Jobbeschreibung abartig finde. Er ist die einzige Person, der ich Songs vorspiele. Nicht mal meine Frau hat die Platte bisher gehört. Ich hasse das. Ich mag es nicht, es fühlt sich komisch an. Ich will eigentlich die brutale Wahrheit, aber es tut mir dann weh, wenn sie hart ist. Da bin ich zu verletzlich. Ich bin darauf bezogen aber auch komisch: Ich mag es generell nicht, anderen meine Sachen vorzuspielen, das geht eben nur mit John, bei allen anderen, also auch Plattenfirma und Kooperationspartnern gehe ich aus dem Raum. Es macht mich krank, meine eigenen Sachen mit anderen zu hören. Wenn meine Musik während eines Fotoshootings läuft, dann schüttelt es mich. Bääääh.
Foto: Mary McCartney.
Du hast auf Instagram deine Anteilnahme an dem Anschlag in Manchester nach dem Ariana Grande Konzert geteilt. Wie fühlt es sich für dich an, dass die Kunst immer wieder zur Zielscheibe wird?
Es passiert gerade so viel. Leute zünden Bomben, Menschen sterben. Eine Freundin von mir meinte letztens, dass jeden Tag Anschläge passieren auf der ganzen Welt, aber wir sind das in Europa nicht mehr gewohnt. Sie hat recht und das macht mich alles so traurig. Wir haben ein paar Tage nach dem Anschlag in Paris im Bataclan Theater gespielt und das war ein schlimmes Gefühl. Ich habe mir aber vorgenommen, mich nicht einschüchtern zu lassen und Bühnen nicht aus Angst zu meiden. Mit Musik kann ich dem Hass entgegenwirken und Menschen glücklich machen.
Was Beth Ditto über ihren Antihelden Trump, lesbische Liebe und vorgetäuschte Orgasmen erzählt, lest ihr hier.
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