Wir haben in den vergangenen Wochen nicht nur einmal über den sogenannten Orgasm Gap gesprochen – also darüber, dass Frauen im Verhältnis deutlich seltener zum Orgasmus kommen als Männer. Neue Studien haben jetzt auch belegt, dass eben dieser Unterschied auch im Bereich der Pornografie gravierend ist. Es ist jedoch offenbar so, dass Pornodarstellerinnen noch seltener zum Höhepunkt kommen als alle anderen Frauen. Es liegt also der Gedanke nahe, dass der weibliche Orgasmusmangel in Pornos auch Einfluss auf unser aller Orgasmus-Quantität nehmen könnte.
Laut einer Studie des Journal of Sex Research erleben Frauen in Pornofilmen weitaus weniger Orgasmen als Männer. Tatsächlich haben Forscher herausgefunden, dass nur 18,3 % der Frauen, dafür aber ganze 78 % der Männer in den Filmen einen echten Höhepunkt erreichen.
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Für die Studie haben Wissenschaftler die 50 meist gesehenen Videos auf Pornhub angeschaut und sowohl männliche als auch weibliche Orgasmen genauer untersucht. Unter anderem wurden Anzeichen wie Atmung oder das Stöhnen detailliert betrachtet. Ebenfalls untersuchte man, welche sexuellen Handlungen zum Orgasmus geführt haben. In allen Videos waren dabei jeweils sowohl eine Frau als auch ein Mann zu sehen. Von insgesamt 60 Protagonistinnen kamen nur 18% zum Orgasmus, während rund 78% der insgesamt 50 Männer einen Orgasmus vor laufender Kamera zeigten.
Obwohl die Forscher auch herausfanden, dass 13% der Frauen „mehrdeutige“ Orgasmen zeigten, also nicht eindeutig klar war, dass und auf welche Weise sie den Höhepunkt erreicht hatten, wurde dennoch ein massives Orgasmus-Ungleichgewicht zwischen Mann und Frau festgestellt.
45% der Frauen erreichten ihren Höhepunkt über die vaginale Stimulierung, 35% beim Analverkehr. Laut der Wissenschaft könnten diese Erkenntnisse auch erklären, warum der männliche Orgasmus oft noch immer Priorität hat. „Die Repräsentation des Orgasmus in der Mainstream-Pornografie vermittle unrealistische Vorstellungen und Erwartungen an den weiblichen Höhepunkt als auch an die sexuelle Leistung des Mannes,“ sagen die Forscher.
Dass Frauen oftmals eher durch die vaginale Penetration oder anale Stimulierung zum Orgasmus kommen, unterstützt die These, dass Frauen vielfältiger als Männer „kommen“ können. Auch wenn 50 Porno-Videos nicht unbedingt repräsentativ für eine Studie sind, ist Pornhub immer noch eine der größten Online-Porno-Websiten weltweit. Die dortigen Clips sind also zumindest relativ bezeichnend für das, was viele von uns sehen und konsumieren. Aber sicherlich gelten die Erkenntnisse deshalb nicht grundsätzlich für alle Pornos.
Trotzdem verdeutlicht die Studie erneut, dass der Orgasm Gap real ist. Wir sollten uns überlegen, wie dieses Ungleichgewicht auf Dauer zu verändern ist und was wir dazu beitragen können.
Wenn man allerdings davon ausgeht, dass hauptsächlich Männer Pornos sehen, stellt sich die berechtigte Frage, warum die Produzenten und Zuschauer nicht mehr von den Frauen sehen wollen. Auch wenn man nicht mit absoluter Sicherheit sagen kann, dass Pornofilme der Grund für den Orgasm Gap sind, repräsentieren sie doch auf gewissen Weise unsere sexuellen Praktiken.