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Warum der „Eiskalte Engel“-Soundtrack immer noch der beste aller Zeiten ist

Foto: Cruel Intentions u2013 Film/Columbia Pictures
18 Jahre lang ist es schon her, dass die damals noch blutjungen Shooting-Stars Reese Witherspoon als unschuldiges Schulmädchen, Sarah Michelle Gellar als intrigante Kokserin und Ryan Phillippe als unwiderstehlicher Frauenverführer in der Coming of Age-Verfilmung Eiskalte Engel (Cruel Intentions) einem Millionenpublikum den Kopf verdrehten. Der Film von Regisseur Roger Kumble schlug damals wie ein Meteroit ein – und zwar mitten in unsere Kinderzimmer, in denen wir abends noch Pyjamapartys mit unseren Freundinnen veranstalteten.
Dabei basiert die Geschichte auf einem historischen, aber brisanten Briefroman namens Gefährliche Liebschaften von Choderlos des Laclos, der schon 1782 veröffentlicht wurde, um den dekadenten Lebensstil des Ancién Regime kurz vor der Französischen Revolution widerzuspiegeln. Kumble übersetzte die Handlung jedoch in einen modernen Kontext, mitten hinein ins New York der 1990er Jahre. Das Prinzip der Übersetzung eines literarischen Klassikers in ein modernes Stück hatte in den 90er Jahren Hochkonjunktur – Erfolge wie Clueless oder 10 Dinge, die ich an dir hasse, die ebenfalls auf historischen Werken beruhen, belegen das. Im Zentrum von Eiskalte Engel stehen eine Handvoll verwöhnter Rich Kids, die sich aus lauter Langeweile und zu viel Luxus immer weiter in ein Netz aus Intrigen, Romanzen und letztendlich auch jugendlicher Sehnsucht nach echter Liebe verstricken. Die Story, ach was, jede einzelne Szene, dürfte uns allen bekannt sein. Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass die meisten von uns den Film mehrere Male gesehen haben, spätestens dann als er auf VHS-Kassette erschien. Ein Sucht-Potential wie Eiskalte Engel, das haben nicht viele Filme.
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Und dann gab es da noch einen Soundtrack zum Film, der nicht nur bei mir, sondern auch all meinen Freundinnen im CD-Regal neben der Musikanlage zu finden war, und mindestens für ebenso viel Begeisterung wie der Film gesorgt hat. Die CD lief rauf und runter, stundenlang, wochenlang. Von Placebos Every You and Every Me bis hin zu The Verves Bitter Sweet Symphony, dem emotionalen Höhepunkt der Tracklist, zog mich jeder Track wie ein Sog in jede einzelne Filmszene hinein. Besagter erster Song wird eingespielt, als die Kamera den hübschen Sebastian das erste Mal im Rückspiegel seines teuren Cabriolet heranzoomt, während er durch Manhattan fährt. Every You and Every Me unterstreicht genau das, was wir von der männlichen Hauptfigur erwarten dürfen – er ist voller Lust auf Abenteuer, trägt aber auch eine Menge Sehnsucht und Schwere mit sich. Das alles ist auch in der Hauptfigur angelegt.
Sebastian ist ein launischer Typ, der, bevor er sich ernsthaft in Annette verliebt, nach der Devise „Wie du mir, so ich dir" lebt. Allerdings wird schnell deutlich, dass er ein emotionales Wrack ist. Die ganze Melodramatik seines Daseins fängt der Song Colorblind von den Counting Crows stimmungsmäßig so gut ein, dass man nicht anders kann als diesem Typen spätestens jetzt zu verfallen. Und klar (dafür haben wir den Film auch geliebt) – Eiskalte Engel hat viele heiße Szenen zu bieten, die mir und meinen Freundinnen vor 18 Jahren noch heftig imponierten. Im Gegensatz zu anderen Teenie-Dramen ging es hier nämlich tatsächlich irgendwie verruchter zu. Erotische Spannung pur gibt es zum Beispiel bei Faithless' Addictive. Der Soundtrack war die perfekte Hintergrundmusik für mein eigenes Liebesleben, das ich mir dann und wann in meinem Zimmer – zwischen Band-Postern und Kuscheltieren – fiktiv ausmalte.
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Der Soundtrack ist ein bunter Querschnitt aus allen möglichen Radiohits der 90er. Klassiker wie Fatboy Slims Praise You neben leichter Kost wie Coffee & TV von Blur gibt es auch. Oder The Verves Bitter Sweet Symphony, der Finalsong, zu dem Annette am Ende in Sebastians Jaguar über den Highway fährt, nachdem er gestorben ist. Ich lüge nicht, wenn ich sage, dass wir in ein kollektives Tränengelage gefallen sind, als er ertönte. Und meine Mutter erzählte mir neulich, dass ich ihr sogar mal erzählt habe, dass ich mir diesen Song zu meiner Beerdigung wünsche. Ähm ja. Jeder einzelne von den 15 Tracks, vom ersten bis zum letzten Song, klang für mich eben wie wahr gewordene Poesie.
Und heute? Habe ich zwar kein CD-Regal mehr, aber den Soundtrack besitze ich noch immer. Ich hüte ihn wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Jedes Mal, wenn mir nach einer Dosis guter Musik oder einer Prise 90er Jahre-Charme ist, dann ziehe ich die Platte aus der Schublade hervor, lege sie in den CD-Spieler ein und freue mich über 15 richtig gute Tracks, die noch immer, vom ersten bis zum letzten Song, wie wahr gewordene Poesie klingen. Für mich hat dieser Soundtrack Kultstatus erreicht, denn er ist zeitlos und aktuell, genau wie der Film – und ich weiß, dass es meinen Freundinnen genauso so geht.

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