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Reifer, aber immer noch auf die Fresse: TLC sind mit neuem Album zurück

Foto: Dennis Leupold
Sie gelten als die Mütter aller Girlgroups und legten schon Anfang der 90er mit unsterblichen Hits wie „Waterfalls“ oder „No Scrubs“ den Grundstein für die heutige female fronted Popmusik: Nach mehr als 15 Jahren Veröffentlichungspause erschien kürzlich mit „TLC“ das brandneue Album der amerikanischen Kultformation, auf dem sich Tionne „T-Boz“ Watkins und Rozonda „Chilli“ Thomas immer noch als ziemlich angriffslustige Ladies präsentieren. Pünktlich zum Release ihrer neuen Single „It's Sunny“ sprachen wir mit TLC-Sängerin Chilli über das Leben mit Online-Hatern, den Tod von Ex-Mitglied Lisa Lopes und das böse F-Wort innerhalb ihrer Texte.
Chilli, TLC haben in ihren Texten niemals ein Blatt vor den Mund genommen – schon auf dem Opener eures neuen Albums gebt ihr euch selbst nach über 15 Jahren Plattenpause immer noch extrem selbstbewusst! Der berühmte TLC-Swag?
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Vielleicht! Sobald T-Boz und ich gemeinsam Musik machen, entsteht automatisch dieser besondere Sound. Das ist auch die beste Art, das Album zu beschreiben: Es ist einfach TLC! Dieser crazy-sexy-coole Stylemix, den man von uns kennt, allerdings auf eine neue, moderne Weise. Wir sprechen wieder über all das, was uns bewegt. Das geht von reinen Partysongs bis hin zu vielen Stücken, die sich damit beschäftigen, was momentan falsch läuft auf dieser Welt.
Zum Beispiel Internettrolle und Cybermobbing wie auf dem Stück „Haters“...
Vor Einführung des Internets war es nicht so leicht, jemanden zu mobben oder auf andere Art zu beleidigen. Heute muss man sich nur sein Smartphone schnappen und hat eine Million verschiedene Möglichkeiten, der ganzen Welt auf sämtlichen Social-Media-Plattformen sehr hässliche Dinge entgegen zu schleudern. Man kann sich völlig anonym hinter dem Bildschirm verstecken und muss niemandem mehr persönlich gegenübertreten. In meinen Augen sind die meisten Hater nur arme Würstchen. Sie sind unglücklich, einsam, traurig und suchen nach der Liebe und Aufmerksamkeit, die man ihnen im normalen Leben versagt. Dabei ist ihnen aber gar nicht klar, welchen seelischen Schaden sie ihren Opfern zufügen. Jeder muss für sich selbst entscheiden, bis zu welchem Grad man diesen virtuellen Stalkern die Kontrolle über sein Leben überlässt. Ich kann nur empfehlen, Cyber-Bullies einfach kommentarlos zu blockieren und sich auf keine weitere Kommunikation einzulassen. Das hat bisher perfekt funktioniert.
„Perfect Girls“ verhandelt den momentanen Beauty-Wahnsinn auf Instagram und Co. Ihr habt mittlerweile selbst Nachwuchs im Teenie-Alter...
Foto: Dennis Leupold
Der Text stammt von Tionne. Sie hat eine 16-jährige Tochter, die natürlich auch auf den üblichen Plattformen unterwegs ist. Sämtliche Social-Media-Seiten sind heute voll mit bis zum Erbrechen nachbearbeiteten Fotos von perfekt aussehenden jungen Mädchen, die sich in den verschiedensten Positionen darstellen. Fast könnte man annehmen, sie wollten dieses Posing zu ihrem Beruf machen. Viele „normale“ Girls halten diese Scheinwelt für echt und versuchen, diesen falschen Vorbildern nachzueifern. Der Song soll allen Frauen Mut machen, sich so zu akzeptieren, wie sie sind. Ich habe nichts dagegen, wenn man auf Fotos mal hier und da einen Pickel wegretuschiert. Problematisch wird es in meinen Augen, wenn man sein Äußeres auf Lügen aufbaut.
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Folgen wir den falschen Idolen und Idealen?
Definitiv. Ich glaube, das Hauptproblem ist, dass die Kinder heute nicht mehr innerhalb der Familie und in der Schule erzogen werden, sondern vom Fernsehen, vom Internet oder auf der Straße. Es gibt zwei Arten von Künstlern: diejenigen, die ihre Kunst transportieren und denen es nicht so wichtig ist, eine Role-Model-Funktion zu erfüllen. Das ist auch völlig okay. Aber bei uns war es schon immer ein wenig anders. Ich würde uns zwar auch nicht wirklich als Vorbilder betrachten, doch aber als eine Art große Schwester für unser Publikum. Wir erzählen in unseren Songs, was uns so passiert, und freuen uns, wenn wir anderen Menschen dabei helfen können, mit ihrer Situation besser klar zu kommen. Nach den Shows im Gespräch mit Fans zu hören, dass Lieder wie „Waterfalls“ oder „Unpretty“ ihr Leben verändert oder gar gerettet hätten, ist jedes Mal wieder eine unbeschreibliche Erfahrung.
Zu welcher Heldin hast du in deiner Kindheit aufgeblickt?
Janet Jackson war immer schon eine meiner absoluten Heldinnen; ebenso wie Anita Baker oder Jody Watley. All diese tollen Frauen hatten nicht nur großartige Stimmen und viel Soul im Blut, sondern stellten unglaublich starke, inspirierende Persönlichkeiten dar.
TLC gelten als Pionierformation und Vorreiterinnen aller Girlbands. Macht es dich heute stolz zu sehen, welchen Einfluss ihr auf die Entwicklung der weiblichen Popmusik hattet?
Lady Gaga erzählte einmal in einem Interview, dass ihr „Waterfalls“ über ihre schlimme Highschool-Zeit geholfen hätte. Das hat mich auf eine Art schon stolz gemacht. Genau wie mich jede andere Geschichte unserer Fans stolz macht, denen wir mit unseren Stücken ein wenig Selbstvertrauen und Hoffnung geben können.
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Foto: Dennis Leupold
Auf „Aye MuthaFucka“ benutzt ihr das verbotene F-Wort! Keine Angst, von den großen amerikanischen Einzelhandelsketten aus dem Plattenregal verbannt zu werden?
Nein (lacht). Wir sind schon große Mädchen und dürfen ab und zu auch mal schmutzige Wörter in der Mund nehmen. Wir halten uns noch sehr zurück, verglichen mit den Sachen, die man oftmals von anderen Bands hört. Es wäre auch nicht das erste Mal, dass wir einen „Parental Advisory“-Warnhinweis auf unsere Platten kleben müssten. In dem Song sprechen wir vom Standpunkt einer Frau, deren männliches Gegenüber sich einfach nur lächerlich verhält. Statt sich auf dieses hirnlose Gespräch einzulassen, heißt es sinngemäß: Aye Motherfucker, ich bin raus. Schönes Leben noch, adios.
Fluchst du gerne abseits der Bühne?
Ob man es glaubt, oder nicht: Es hält sich tatsächlich in Grenzen! Es kann schon mal passieren, dass mir ein nicht ganz jugendfreies Wort rausrutscht, wenn wir locker zusammen sitzen und Spaß haben. Aber ich achte sehr darauf, nicht in Gegenwart von Kindern zu fluchen.
Auf „Way Back“ habt ihr sogar den legendären Snoop Dogg zu einem Gast-Feature überreden können. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit der Rap-Ikone?
Der Track entstand schon vor ein paar Jahren für einen Film. Während der Aufnahmen haben wir ihn nochmal rausgekramt und ein wenig überarbeitet. Ursprünglich hatten wir gar nicht im Sinn, einen Gastsänger mit auf die Platte zu nehmen. Tionne ist komplett ausgerastet, als ich ihr von Snoops Zusage erzählte! Wir haben uns sofort perfekt verstanden und waren komplett einer Meinung, was dieser Song braucht. Snoop beichtete später, dass es schon immer sein Traum gewesen wäre, einmal mit uns zu arbeiten! Für mich ist dieser Typ die Kirsche auf dem Sahnehäubchen dieser Platte.
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Klingt irgendwie nach jeder Menge würziger Rauchschwaden, die sich durchs Studio zogen...
Auf keinen Fall (lacht). Ich reagiere allergisch auf jede Art von Zigarettenrauch. Ich rauche nicht, ich trinke nicht und halte mich auch von anderen Sachen fern. Auch, wenn ich viele Leute kenne, die sich ab und zu mal einen Joint drehen – wenn ich ins Studio komme, muss immer frisch gelüftet sein! Ich höre dann immer schon von Weitem: Reißt die Fenster auf, sie kommt!
Das kurze „Left Eye Interlude“ ist eurer 2002 verstorbenen Bandkollegin Lisa „Left Eye“ Lopes gewidmet, auf dem ihre Stimme als Anrufbeantworter-Sample zu hören ist. Das neue Album ist die erste Platte, die komplett ohne sie entstand. Wie haben sich die Aufnahmen gestaltet?
Foto: Itunes
Mit diesem Song wollten wir an ihre Energie erinnern und natürlich an ihre tolle, einzigartige Stimme, die irgendwie immer ein wenig angepisst klang. Dieses kurze Sample spiegelt genau ihre Persönlichkeit wider und das, was Lisa ausgemacht hat. Wir arbeiteten damals am „3D“-Album, als sie plötzlich verstarb. Damals schien es unmöglich, ohne sie weiterzumachen. Wir haben unendlich lange gebraucht, um mit diesem Verlust klarzukommen. Selbst heute gibt es bei Shows noch Momente, in denen man bei manchen Songs Tränen in den Augen hat. Aber die Zeit ist eine tolle Sache: Heute können wir über sie sprechen und sie richtig abfeiern. Lisa wird immer da sein und für immer ein Teil von TLC bleiben.
Das Album „TLC“ ist bei Starwatch erschienen. Ab Mitte Oktober sind TLC erstmalig wieder live in Deutschland auf Tour.

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