Gerade als wir dachten, dass der Kardashian-Jenner-Clan 2018 kultureller Aneignung fernbleiben würde, gibt es den nächsten Skandal. Kylie Jenner versteckt sich seit Monaten, Khloé Kardashian wird in wenigen Monaten Mutter, Kendall Jenner macht sich bereit für die New York Fashion Week und Kim Kardashian West hat gerade ihre jüngste Tochter, Chicago West, mit Hilfe einer Leihmutter willkommen geheißen. Fast wäre die wohl berühmteste Familie den ersten Monat des neuen Jahres ohne Fehltritt ausgekommen. Fast.
Kim Kardashian trägt nun Cornrows
Kardashians neuester Snap zeigt sie mit neuer Frisur. Ihre blonden Haare trägt sie jetzt in perlenbesetzten Cornrows geflochten, nennt sie aber selbst „Bo Derek Braids” und gibt sich selbst den Spitznamen Bo West. Es ist nicht das erste Mal, dass Kardashian Namen für Flechtfrisuren erfindet. Im vergangenen Jahr liebte sie „Boxer Braids", den Ausdruck gab es vorher auch nicht, aber die Boxer haben ihr verziehen. Diesmal hat sie aber ziemlich doll daneben gegriffen, denn die Schauspielerin Bo Derek hat wirklich absolut nichts mit der Erfindung oder der Prägung des Begriffes „Cornrows“ zu tun. Cornrows sind per Definition aus drei Strähnen bestehende Flechtzöpfe, die am Ansatz beginnen. Sogenannte „Fulani Braids“ sind traditionell afrikanische Zöpfe, die am Kopf entlanggeflochten werden und häufig mit Perlen an den Spitzen abschließen. Bo Derek trug ähnliche Zöpfe für ihre Rolle in 10 aus dem Jahr 1979 und auch sie sorgte damals mit unsensiblen Kommentaren für Kritik.
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Als 10 veröffentlicht wurde, schrieb die Presse Derek zu, dass sie diese traditionelle Frisur besonders in den USA zu einem „cross-kulturellen Hype“ machte. Eunice Ann Collins war damals am Set für die Zöpfe der Schauspielerin verantwortlich und meldete sich in einem Artikel im People Magazin ebenfalls zu Wort: „Wir haben unser Haar schon immer so getragen. Für Weiße ist das nur eine Modeerscheinung.“ Jahre später, als Kylie Jenner von Amandla Stenberg ebenfalls wegen ihrer Frisur der kulturellen Aneignung beschuldigt wurde, reagierte Derek gegenüber The Cut fast wie eine wahre Kardashian: „Es ist eine Frisur! Das ist alles.“
Aber genau das stimmt nicht: Es ist eine Frisur, die die Kardashian-Jenners tragen. Sie haben echten, weltweiten Einfluss auf ihre Millionen an Followern, die meist noch sehr jung sind. Es reicht also ein unüberlegter Post und Fans denken, dass Cornrows tatsächlich in einer romantischen Komödie aus den 80ern erfunden wurden.
Natürlich ist nichts Falsches daran, neue Styles auszuprobieren, aber es ist eben nicht okay eine völlig aus der Luft gegriffene Quelle anzugeben und das gerade in Zeiten, in denen es häufig noch immer als unprofessionell oder ungepflegt gilt, als Schwarze*r sein Haar in seiner natürlichen Textur zu tragen. Kardashian betreibt mit ihren Posts „Whitewashing“ vom Feinsten und ignoriert damit die tief traditionellen Wurzeln dieser Flechttechniken, die eben nicht nur ein Style für ein paar Wochen sind, sondern so viel mehr Bedeutung, Geschichte und Kunst in sich tragen.
Kim scheint der ganze Zirkus um ihre nicht existente kulturelle Sensibilität am berühmten Hintern vorbeizugehen. Sie bestellt am Telefon einfach „zero Fucks“. Na, wenn's hilft.
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