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Anthony Kiedis: „Ich frage ich mich ernsthaft, ob ich dazu verdammt bin, ein ewiger Frauenheld zu sein”

Getty Images
Mit seinen 56 Jahren sieht Anthony Kiedis so aus als könnte er mit den Surfer Boys an den kalifornischen Stränden noch immer um die perfekte Welle wetteifern - was er zuweilen auch macht, wenn er mal nicht mit den Red Hot Chili Peppers auf Tournee ist und seinen Pflichten als Vater eines Sohnes und Liebhaber junger Models nachkommt. Die Baseballkappe lässig auf halb acht gehängt und sonnengebräunt - so sitzt er da und begrüßt Refinery29 mit seinem typischen Lausebub-Lächeln in einer feudalen Hotelsuite im Pariser Four Seasons.

Mr. Kiedis, in den Songs ihres neuen Album „The Getaway“ verarbeiten Sie die Trennung von Helena Vestergaard, mit der Sie zwei Jahre lang liiert waren. Sie schienen in der Zeit sehr glücklich zu sein. Was lief da schief?
Hätten Sie mich das kurz nach der Trennung gefragt, wäre ich wahrscheinlich zusammengebrochen, so sehr nahm mich das Ende dieser Beziehung mit. Ich war wütend und enttäuscht darüber, zwei Jahre meines Lebens an eine Person vergeudet zu haben. Es dauerte eine Weile bis ich meine Situation als Inspirationsquelle für neue Songs begreifen konnte. Aber um ihre Frage zu beantworten. Es sollte sich herausstellen, dass Helena einfach noch nicht reif genug für eine erwachsene Beziehung war. In einer Partnerschaft geht man gemeinsam durch Höhen und Tiefen, das ist ganz normal. Viele junge Menschen wissen nicht, wie man Krisenzeiten bewältigt, Helena ebenfalls nicht. Wir haben als Team leider nicht funktioniert.

Dabei haben sie selbst oft genug betont, nicht für eine langfristige Beziehung geschaffen zu sein…
Das ist korrekt, was nicht bedeuten soll, dass ich mich nicht nach einer langfristigen Beziehung sehne.

Helena ist dreißig Jahre jünger als Sie. Vielleicht versuchen Sie es zur Abwechslung mal mit einer Frau in ihrem Alter?
Junge Frauen sind begeisterungsfähiger und einfach offener gegenüber neuen Dingen. Sie interessieren sich für neue Musik, Mode, Tanzstile, Kunst und wollen alles ausprobieren. Sie sind noch nicht so abgestumpft und gelangweilt wie viele Frauen in meinem Alter.

In Ihrer Biografie „Scar Tissue“ äußerten sie die Angst davor genauso wie ihr Vater als ein zwanghafter Womanizer zu enden. Als die Beziehung mit Heather Christie, der Mutter Ihres Sohnes Everly, in die Brüche ging, sagte sie: „Ich hoffe, Anthony wird eines Tages finden, wonach er sucht.“
Vor zehn Jahren hätte ich gesagt, dass ich mit 50 ganz sicher in einer langfristigen Partnerschaft sein werde. Aber wo ich heute hier so sitze und nach der desaströsen Erfahrung aus meiner letzten Beziehung, frage ich mich ernsthaft, ob ich nicht doch dazu verdammt bin, ein ewiger Frauenheld zu sein. Das mag für viele Männer erstrebenswert klingen. Für mich ist es das nicht. Seit sieben Jahren ist mein Sohn die große Liebe meines Lebens. Sollte ich also nicht die Person finden, mit der ich eine nachhaltige Beziehung aufbauen kann, ist das auch okay. In meinem jetzigen Zustand bin ich sowieso noch nicht bereit für etwas Neues.

Also sind sie derzeit glücklicher Single?
Single: ja. Glücklich: eher nicht. Aber wie gesagt: Ich komme zurecht. (lacht)

Wollten Sie eigentlich jemals Vater werden?
Nein, Everly war nicht geplant. Um ehrlich zu sein, habe ich mir nie große Gedanken ums Vater werden gemacht, warum auch. Mit meinen bisherigen Beziehungen hat sich diese Frage einfach nie gestellt. Mit meiner Ex-Freundin Heather Christie eigentlich auch nicht. (lacht) Everly war ein Zufallsprodukt, unerwartet, aber willkommen.

Wie hat sich Ihr Leben seit seiner Geburt verändert?
Vor der Geburt meines Sohnes war ich primär Sänger einer Rockband, der über die Kontinente zog. Heute bin ich zu allererst ein Vater, der morgens sehr früh aufsteht und seinem Sohn Frühstück macht und durch diesen neuen Lebenswandel wunderbar ruhig wurde. Vorher lebte ich so instabil, dass ich gar keine wirklichen Wurzeln geschlagen habe. Ich besaß kein Haus, in dem ich dauerhaft wohnte und lebte kein Leben, in das sich so etwas wie Gewohnheiten oder sogar Beständigkeit einschleichen konnten. Ein Vater zu sein ist der coolste Trip, auf dem ich je war.

Sie teilen sich zwar mit der Mutter Ihres Sohnes das Sorgerecht, Everly wächst aber überwiegend in Ihrer Obhut auf. Sie sind seinetwegen sogar in eine ruhigere Gegend gezogen...
Richtig. Ich wache jeden Morgen neben meinem Sohn auf, gehe surfen und beschäftige mich mit Musik. Neulich ritt ich eine sehr große, sehr schnelle, wilde Welle, die eigentlich viel zu anspruchsvoll für meine Surfer-Fähigkeiten war, aber ich habe sie geritten und fühlte mich danach unbesiegbar.

Manche Männer kommen erst durch ihre Vaterschaft im Erwachsenen-Leben an - ist das bei Ihnen auch so?
Da ist schon was dran. Vor Everly war ich mir selbst am Wichtigsten, ich hatte das Gefühl die ganze Welt würde sich nur um mich drehen. Heute stehe ich zuerst mit dem Gedanken auf, ob es meinem Sohn gut geht und wenn das mal nicht der Fall ist, was ich tun kann, damit es ihm besser geht. Diesen komplett egoistischen Schweinehund in mir habe ich für meinen Sohn vom Hof gejagt. Ich kann nicht mehr einfach nur mein eigenes Ding durchziehen, weil da ein kleiner Mensch ist, der sich allzeit auf mich verlässt.

Wie würden Sie Ihren Erziehung-Stil beschreiben?
Soviel Freiheiten wie möglich, so viel Regeln wie nötig. Ich halte nichts von Bestrafungen. Ich erkläre lieber und greife durch, wenn Everly über die Stränge schlägt. Ich meine hey, erst ist ein kleiner Mann, er muss seine Grenzen ausloten, das steckt nun mal in uns Männern. (lacht)

Können Sie sich noch an den ersten guten Rat erinnern, den Sie als Kind bekommen haben?
Als ich noch ein kleiner Junge war, las mir meine Nanny aus einem Buch mit dem Titel „The Beginners Mind“ vor. Es handelte davon, dass man den Dingen stets unvoreingenommen begegnen sollte, mit den Augen eines Anfängers. Wer die Welt durch die Augen eines Anfängers betrachtet, wird jeden Tag etwas Neues entdecken und niemals aufhören zu lernen.

Wann waren Sie das letzte Mal so richtig nervös?
Ich bin vor jeder Show nervös. Nervosität ist eine wichtige Sache für einen Musiker. Sie zeigt einem, dass man sich noch immer um seine Auftritte schert und nicht abgestumpft ist. Ich hoffe also, dass die Nervosität vor einem Konzert niemals aufhört.

Viele Musiker sind abergläubisch. Haben Sie einen Talisman?
Vor meiner Abreise nach Europa schenkte mir mein Sohn ein Pokémon-Stift. Den trage ich jetzt ständig bei mir. Er ist mein Talisman.

Wann waren Sie zuletzt zu Tränen gerührt?
Erst kürzlich als ich mit einem guten alten Freund beim Frühstück saß. Er macht gerade eine sehr schwere Zeit durch und als er mir von seinem Leid erzählte, war ich tief berührt.

Sie gelten als großer Serien-Fan. Haben Sie einen guten Tipp für uns?
Die britische Mini—Serie „The Night Manager“ mit Hugh Laurie und Tom Hiddleston in den Hauptrollen. Eine raffinierte Spionage-Story die so spannend ist, dass ich mir alle sechs Teil an einem Wochenende reingezogen habe.

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