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Als Berlinerin auf der Wiesn: So war mein erstes Oktoberfest

Einmal im Leben beim Oktoberfest in München dabei zu sein – das steht wohl bei vielen auf der To-Do-Liste. Ich war da eigentlich nie so scharf drauf, habe diesen Spaß aber ein Mal mitgemacht und bereits hinter mir.
Ich bin gebürtige Berlinerin und ehrlicherweise stolz darauf. Doch ich habe auch ein Jahr meines Lebens in München verbracht. Am Weißwurst-Äquator, wo die Uhren noch etwas anders zu ticken scheinen und die Wiesn das absolute Highlight des Jahres ist. Und so stürzte ich mich ins Abenteuer. Was im Klartext bedeutete, dass ich mir erst einmal ein „g'scheites“ Dirndl zulegen musste. „In normalen Sachen kannst du nicht auf die Wiesn gehen“, erklärten mir meine Münchner Mädels damals. Also ging es in einen Shop, um das richtige Modell zu finden. Schnell hatte ich meinen Favoriten auserkoren. Ein schwarzes Dirndl mit rot-weißer Blumenstickerei. Fertig! Dachte ich zumindest.
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200 Euro für ein Dirndl?

„Sie brauchen aber auch noch eine Bluse und eine Schürze“, belehrte mich die Verkäuferin mit vorwurfsvoller Stimme . Klar, brauchte ich das. Und außerdem noch Schmuck und eine Dirndl-Kette. Ich legte also mal eben so schlappe 200 Euro auf den Tisch. Jammern half gar nichts. „Das ist doch nichts“, betonte meine Münchner Freundin Julia und lachte. „Da kannst du viel mehr ausgeben.“
Dann endlich war der große Tag da. Als ich zuhause in mein Dirndl stieg und mir die Haare geflochten hatte, kam ich mir komisch vor, irgendwie verkleidet. Als ich in genau diesem Aufzug durch die Straßen lief, wurde das Gefühl nicht besser. „Alle starren mich an“, maulte ich und wollte eigentlich nur noch nach Hause. Aber nichts da: Mit gehangen, mit gefangen!
Auf dem Weg zur Theresienwiese wurde es mir klar: Ohne bayerische Tracht wäre ich viel mehr aufgefallen. Denn wohin man auch blickte: Überall waren hübsche Mädels mit ordentlich „Holz vor der Hütte“ und Männer in knackigen Lederhosen. Das sah schon gut aus. Während die meisten bereits mächtig zuhause vorgeglüht hatten (morgens um 10 wohlgemerkt!), waren wir stocknüchtern. Blöde Entscheidung.

„Sie sind wohl aus Preußen!“

Und dann geschah es plötzlich: Eine ältere Frau kam auf mich zugestürmt, blickte vorwurfsvoll in mein Dekolleté und griff schließlich beherzt zu. „Na, Sie sind wohl nicht aus Bayern“, fragte sie mich, während sie an meinem Dirndl rum fummelte und meine Dirndl-Kette zurecht rückte. Ich nickte. Was hätte ich auch sonst tun sollen, wenn eine Fremde ganz unerwartet Hand an die Bluse anlegt.
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„Sie sind aus Preußen“, stellte die Dame fest und zog die Kette enger zu. „So, jetzt sieht's doch richtig fesch aus. So können Sie gehen.“ Und tatsächlich: Während ich die Dirndl-Kette eher lasch gebunden hatte, sah mein Dekolleté durch das feste Zusammenschnüren der alten Münchnerin nun noch praller aus. Na herzlichen Dank auch!
Weiter ging es, rein in die berüchtigten Zelte. Oder besser gesagt : In die Schlange der Leute, die davor anstanden. Denn ohne Tischreservierung ist es gar nicht so einfach, einen Platz in so einem Oktoberfest-Zelt zu bekommen. Als wir endlich drin waren, hatten wir Durst. Meine Freundinnen bestellten ganz klassisch eine Maß Bier. Ich wollte eine Limo. Denn mit Bier konnte man mich jagen. Kurze Zeit später kam die Kellnerin zurück – mit den Bier-Gläsern der Mädels. Und meine Brause? Tja, die hatte sie nicht dabei. „Erstmal muss ich Bier verkaufen, der Rest kommt irgendwann, wenn Zeit ist“, raunzte sie mich an und verschwand.
Durstig tanzte ich zur lauten Musik auf den Bänken, ließ mich von betrunkenen Kerlen anrempeln und stand ewig lange bei den Toiletten an. Betrunken war ich nicht. Schade eigentlich! Dann hätte ich die Kotzhäufchen, die man immer mal wieder auf dem Festplatz zu sehen bekam, vielleicht weniger eklig gefunden. Aber trotzdem hatte dieses Spektakel eine Magie, der auch ich mich nicht entziehen konnte. So verschlossen die Münchner im normalen Leben oft schienen – zu Wiesn-Zeiten zeigten sie, dass es auch anders geht.
Ob ich noch einmal hin muss? Falls ja, würde ich es dann aber richtig machen. Mit einer Reservierung für einen Platz im Zelt, einer oder mehreren Maß Bier und allem drum und dran. Zum Glück gibt es aber mittlerweile ja in jedem noch so kleinem Örtchen ein Oktoberfest. Und auch dort kann gefeiert werden. Mein Dirndl hängt schließlich noch im Schrank.
Lust auf die Wiesn bekommen? Dann ab in die bayerische Hauptstadt. Am 22. September heißt es wieder: „O'Zapft is!“
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