Die Eigenwahrnehmung weicht bekanntlich ein bisschen (sehr) von der Außenwahrnehmung ab – das kennt man von sich selbst, das kennen Deutsche aber auch als Nation ganz gut. Während wir uns für vermeintlich weltoffen und fortschrittlich halten, hängen uns international immer noch ein paar Klischees hinterher: vom notorischen Reservieren der Liege mit dem Badetuch bis hin zum pedantischen Geizhals, der auf Reisen möglichst Deutsch sprechen will und am liebsten auch in der Ferne sein Schnitzel isst.
Aber wir haben 2019 und würden gerne ein neues Zeitalter einläuten, und zwar das der aufgeklärte(re)n deutschen Reisenden. Unterstützen tut das eine kürzlich veröffentlichte Studie zum Reiseverhalten der Deutschen, die Airbnb durch das Umfrageinstitut YouGov durchführen lassen hat und für die mehr als 1.500 Personen über 18 Jahren befragt wurden. Die Studie verrät, dass es gar nicht mal so schlecht steht um die Weiterentwicklung unserer touristischen Alter Egos und dem Widerlegen von kläglichen Stereotypen. Zwar zeigen sich viele der Veränderungen vorerst in Details, doch diese sind nicht minder wichtig: 76 Prozent der Befragten etwa gaben an, im Urlaub gezielt Neues ausprobieren zu wollen. Im Konkreten heißt das zum Beispiel, dass 62 Prozent der Reisenden es zu einer Priorität machen, sich auf die lokale Kultur einzulassen, 64 Prozent bemühen sich gar darum, vor Ort die Landessprache zu sprechen, und ganze 50 Prozent verzichten gerne auf das heimische Schnitzel mit Pommes, wenn es darum geht, die einheimische Küche des Urlaubslandes kennenzulernen.
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Top Reiseziel im Ausland bleibt weiterhin Spanien – Mallorca, das 17. Bundesland der Republik, ist ein Dauerbringer, trotz neuestem Trinkverbot am Strand –, gefolgt von Italien auf Platz Drei, Griechenland und die Türkei teilen sich den vierten Platz. Doch der neue Platz Eins ist: Deutschland selbst. Nachhaltigkeit scheint also womöglich auch ein Thema zu sein und Abenteuerlust geht eben auch in heimischen Wäldern, Seen und an deutschen Stränden ganz gut.
Während stabile zehn Prozent der Deutschen übrigens einen Lieblingsort haben, den sie dann auch gerne frequentieren, hält es mehr als die Hälfte der Reisenden (54%) offener und besucht regelmäßig und ganz bewusst neue Orte, um Abwechslung in die Urlaubsroutine zu bringen. Ganze 17 Prozent bevorzugen es laut Studie sogar, bei jeder Reise einen neuen Ort zu erkunden.
Doch auch wenn nur etwa 16 Prozent der Umfrageteilnehmenden behaupten, sie hätten schon einmal „eine Liege mit ihrem Handtuch reserviert“ und nicht mal jede*r Zehnte FKK-Strände in Anspruch nimmt, bleiben ein paar preußische Tugenden – zumindest bei der Reiseorganisation – erhalten: Mehr als zwei Drittel aller Deutschen buchen ihren Urlaub mindestens zwei Monate im Voraus, jede*r Fünfte sogar sechs. Außerdem werden bei der Auswahl des Reiseziels weiterhin die Kosten am meisten priorisiert. Gepflogenheiten, die sich mit neuen Tendenzen im Reiseverhalten also ganz gut vertragen, denn wer sich auf Locals einlässt, entdeckt meist preiswertere Orte als große, touristische Attraktionen und wer im Voraus bucht, hat erstens mehr Zeit zum Sparen und zweitens länger Vorfreude.
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