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Wieso GZSZ die perfekte Parodie meines eigenen Lebens ist

GZSZ ist selbst mindestens so ein Tabuthema, wie die Tabuthemen mit denen es sich beschäftigt: Kokain, Inzest, Tinder. Für die meisten Menschen in meinem Umfeld ist es ein Unterschichtenformat, das von jenen konsumiert wird, die kein eigenes Leben haben. Diesen Menschen möchte ich mich gerne vorstellen: Mein Name ist Christina, ich bin 27 Jahre alt, besitze den Bachelor of Arts und habe ein Leben, das bis dato den Inhalt für ganze Bücher liefern könnte – und trotzdem schaue ich Gute Zeiten, schlechte Zeiten. GZSZ ist die Familie, die ich nie wollte. Ich wurde sozusagen in sie hineingeboren, bin mit ihr aufgewachsen und würde mich in in ihrer Konstellation als schwarzes Schaf betiteln. Und auch wenn ich nicht alles vertrete, was die Serie darstellt, liegt es in meiner Natur, sie zu lieben.
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Doch damit konnte ich mich erst arrangieren, als ich zu der Erkenntnis kam, dass sie eine gelungene Parodie und somit die ehrlichste und ironischste Nachdichtung unseres ernsten und doch so simplen Leben ist. Diese Soap besitzt das „Talent“ und somit das Erfolgskonzept, die einfachsten Verknüpfungen zwischenmenschlicher Kontakte so einfach darzustellen, dass sogar die größten Ignoranten dieser Formate noch eines von ihr lernen können: nämlich das Richtig und Falsch – und das so einfach erklärt, dass man es gar nicht NICHT verstehen kann, selbst wenn man sich intuitiv weigert. Und auch wenn meine Freunde und somit vermutlich größten Fans mich dafür verspotten, erwähne ich gerne beim ersten Date, dass ich Joe Gerner für den Boss aller Bosse halte.

Sogar die größten Ignoranten dieser Formate [können] noch eines von GZSZ lernen [...]: nämlich das Richtig und Falsch – und das so einfach erklärt, dass man es gar nicht NICHT verstehen kann.

Christina Maria Gross
Die Handlungsstränge dieser Daily Soap wirken so radikal, weil die emotionale Entwicklung der Rollen in ihrer natürlichen Form im übertragenen Sinne fett geschrieben, dreifach unterstrichen und mit einem Emoji versehen werden. Nur um sicher zu gehen, dass das geringste Vorhandensein einer Form von Empathie beim Zuschauer stimuliert wird. Die Charaktere handeln stark impulsiv und mit Leichtigkeit, ohne Rücksicht auf Konsequenzen, mit vollstem Vertrauen in die Menschen, die mit ihrer Feder ihr fiktives Leben nieder schreiben.
Aus der Distanz ist leicht zu analysieren, dass genau dieses Regelwert der Erfolgsgarant dieser Daily Soap ist. Denn wären ihre Rollen und deren Verhalten nicht so extrem, dass sie schon wieder parodisch im Hinblick auf das eigene Leben wirken, gäbe es auch keine Geschichte zu erzählen. Und das führt uns auch schon zum Unterschied zwischen dem inszenierten Rollenspiel, dass wir uns fünf Tage die Woche für 22 Minuten zu Gemüte ziehen können und unserer sogenannten „Wirklichkeit“ , die wir sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Stück, als unseren Alltag schimpfen.
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Wären die Rollen und deren Verhalten nicht so extrem, dass sie schon wieder parodisch im Hinblick auf das eigene Leben wirken, gäbe es auch keine Geschichte zu erzählen.

Christina Maria Gross
Das echte Leben, in ehrlichen Zeiten
In dieser uns selbst auferlegten „Wirklichkeit”-Routine drehen wir uns in unserem Mikrokosmos primär um uns selbst. Ein Fulltime-Job, der uns in die Wiege gelegt wurde und tagtäglich wiederholt wird – von dem Zeitpunkt an, in dem wir uns den bitteren Beigeschmack von Träumen aus dem Mund putzen, bis hin zum erneuten einkokonieren in unsere Bettdecke, von Aronal bis Elmex. Ganz abgesehen von dem Zeitraum dazwischen, in dem wir mit geschlossenen Augen unserem Umfeld gegenüber den Spotlight ganz intuitiv auf uns selbst richten.
Und wenn wir mal kurz einen Moment ehrlich zu uns sind, befinden wir uns alle oft genug oder doch zu selten in Phasen unserer Existenz, die unspektakulärer nicht sein könnten. Es gibt nunmal Episoden in unserem Leben, in denen einfach nichts passiert. In denen wir von der Neuinterpretation und der kontinuierlichen Selbstinszenierung unseres Alltags eine Pause nehmen. Wir akzeptieren diesen Zustand und empfinden es dann als Absurdität, wenn wir in dieser Ruhephase doch mit einem Schicksalsschlag oder dem ein oder anderen Realitäts-Stupser konfrontiert werden. Wie unverschämt das Leben doch manchmal sein kann! Was einem dann bleibt? Raus aus dem frottierten Bademantel unserer Wohlfühl-Oase, in eine Wirklichkeit, die unwirklicher nicht sein könnte.
Die unwirkliche Wirklichkeit von Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Und auch wenn es doch recht unwahrscheinlich ist, dass ich eine Affäre mit einem Mann anfange, der sich als mein Vater entpuppt und anschließend mit einer Ananas-Skulptur von meiner Mutter und meiner lesbischen Ex-Geliebten ermordet wird, ist GZSZ eine Parodie von zwischenmenschlichen Fehlschlägen, die so unwahrscheinlich sind, dass sie irgendwo auf diesem Planeten schon wieder der Realität entsprechen könnten.
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Natürlich ist GZSZ keine Prognose dafür, was vor einem liegt, sondern eher eine Konfrontation mit dem Unwahrscheinlichen, ein Flirt mit den Absurditäten, die in einer abgewandelten und vielleicht minimalistischeren Form schonmal um realen Leben existiert haben.
Nennt mich simpel, aber diese Show beweist wie komplex es ist, das eigene Leben am Laufen zu halten. Und auch wenn es eine Floskel ist, sollte man besonders seine eigene Rolle im eigenen Leben nicht zu ernst nehmen.
In guten, wie in schlechten Zeiten.

GZSZ [ist] eine Parodie von zwischenmenschlichen Fehlschlägen, die so unwahrscheinlich sind, dass sie irgendwo auf diesem Planeten schon wieder der Realität entsprechen könnten.

Christina Maria Gross
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