Zwei meiner liebsten Apps sind über Nacht quasi Zwillinge geworden. Heute ist das neue Instagram-Update Stories erschienen: Ab sofort ist es möglich, nicht nur Fotos und Videos zu posten, sondern auch Live-Geschichten. Nach 24 Stunden verschwinden sie wieder.
Das klingt nicht nur nach Snapchat, sondern funktioniert auch genauso.
„Damit ist Snapchat tot“, sage ich zu meinen Kollegen in der Mittagspause. Die Snapchat-Anhänger widersprechen mir: Sie sind davon überzeugt, dass Instagram nicht an das Original rankommen wird.
Der Rest schüttelt den Kopf, ist aber neugierig. Immerhin ist Instagram mit einer Nutzeroberfläche, die nicht zu Schweißausbrüchen führt, wenn man über 20 Jahre alt ist, vertrautes Terrain – da könne man den Live-Stories ja eine zweite Chance geben.
Doch wie ähnlich sind sich die Story-Funktionen von Instagram und Snapchat wirklich? Braucht man beide? Und welche macht mehr Spaß?
Die ersten Schritte
Die beruhigende Nachricht: Am eigenen Instagramprofil ändert sich gar nichts. Die Integration hat ganz behutsam stattgefunden. Im Feed tauchen in einer neuen, kleinen Leiste ganz oben die Profilbilder der Leute auf, die gerade Stories gepostet haben. Man hat also ab sofort zwei Timelines. Zum Aufnehmen eines Videos für seine Story hält man bei Instagram genauso wie bei Snapchat den Kamerabutton gedrückt. Macht man ein Foto, muss nur einmal getippt werden. Los geht's:WerbungWERBUNG
Was ist mit den Filtern & der Schrift?
Ich bin über 25 und trotzdem gehört Snapchat genauso selbstverständlich zu meinem Tag wie der Kaffee am Morgen. Was mich daran fasziniert, sind die vielen Möglichkeiten, ein Video oder ein Bild zu seinem eigenen Ding zu machen. Ich wische bei meinem allerersten, aufgenommenen Schnappschuss für die Instagram Story also intuitiv mit dem Daumen von rechts nach links – und habe denselben Effekt wie bei Snapchat. So liegt ein Filter über dem Bild:Das Bild für die Instagram Story kann genau wie bei Snapchat mit Text versehen oder bemalt werden. Bei den Pinseln hat sich Instagram innovativ ausgetobt: Es gibt mehrere Stärken und eine leuchtende Variante, die das Potential zum nächsten Hype hat.
Wie sieht es mit eigenen Emojis & Stickern aus?
Die Filter für die Uhrzeit, Geschwindigkeit, Temperatur und den Ort, an dem man sich gerade befindet – sozusagen Snapchat-Urgesteine – fehlen bei Instagram. Auch eine Alternative zu den eigenen Stickern und Emojis, die gerade erst gemeinsam mit Bitmoji von Snapchat veröffentlicht wurden, gibt es bisher nicht. Außerdem kann man bei Instagram bisher nicht einstellen, ob ein Bild in der Live-Geschichte jetzt zwei oder doch lieber zehn Sekunden lang angezeigt wird.
Und was ist mit den Likes? Wie viele Leute den jeweiligen Teil der eigenen Story gesehen haben, wird nach dem Posten bei Instagram direkt unter dem Bild angezeigt.
Das Fazit: Snapchat ist vom Aussterben bedroht
Auch wenn es bei Snapchat gerade noch mehr Möglichkeiten gibt, die Live-Geschichte zu personalisieren, glaube ich, dass Instagram den Social-Media-in-Echtzeit-Thron übernimmt.
Das liegt nicht unbedingt an der besseren Umsetzung, sondern ganz einfach daran, dass es praktisch ist: Snapchat ist vom Aussterben bedroht, weil es ein Großteil der Nutzer gerne bequem und am liebsten alles an einem Ort hat. Das kommt der Konkurrenz zugute. Instagram ist jetzt die App, in der man alles haben kann: ungefilterte Live-Tagebücher, aber trotzdem auch Inspiration, Träume und Nostalgie.
Deshalb freunde ich mich schweren Herzens schon mal damit an, bei der nächsten, panischen „Ich brauche mehr Speicherplatz auf dem Smartphone“-Aktion das gelbe Icon mit dem Geist zu löschen. Tschüss, Snapchat, es war schön mit uns beiden!