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Instagram hat diese Pariser Straße ruiniert

Foto: Samantha Ohlsen / Alamy Stock Photo
Wenn es nach den Anwohner*innen dieser Straße in Paris ginge, wäre es Instagrammern verboten, ihre Gasse als Fotokulisse zu benutzen.
Die Rue Crémieux sieht besonders aus: Die aus der Mitte des 19. Jahrhundert stammenden Häuschen sind alle in anderen Pastellfarben gestrichen: Babyblau, Fliederlila und Zartrosa zieren die Fassaden. Sieht ziemlich hübsch aus, blieb somit aber auch den Unmassen an Urlauber*innen, die jedes Jahr in die Stadt der Liebe reisen, nicht verborgen. Die Rue Crémieux ist längst zur Touriattraktion geworden. Dass das Instagram-Foto in der märchenhaften kopfsteingepflasterten Gasse da nicht fehlen darf, ist wohl klar. Dass es nicht bei einem schnellen Schnappschuss im Vorbeigehen bleibt, sondern Horden von Menschen mit Reflektoren und professioneller Kameraausrüstung dort hinpilgern, ist in Zeiten, in der jede*r auf der Suche nach dem perfekten Foto zu sein scheint, aber ebenso klar.
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Seit vier Jahren bahnen sich die Bewohner*innen der Insta-Häuschen nun ihren Weg durch die Menschenmassen, die ihr Zuhause ohne zu fragen zur Fotokulisse umfunktionieren. Jetzt ist das Maß voll: Diese Woche wendet sich der Anwohnerverband der Rue Crémieux offiziell an die Stadt Paris, wie Travel + Leisure berichtet. Sie wollen erreichen, dass ihre Straße abends und am Wochenende für Nicht-Anwohner*innen geschlossen bleibt. Dieser Wunsch wird verständlich, wenn man einen Blick auf Instagram wirft. Mehr als 32.000 Posts sind aktuell unter dem Hashtag #ruecremieux zu finden.
Dass es sich eben nicht nur um schnelle Schnappschüsse handelt, betonte der Vizepräsident des Anwohnerverbands. Die Menschen, die in den pastellfarbenen Häuschen leben, halten die andauernde Lärmbelästigung nicht mehr aus. Fotoshoots, Musikvideos, laute Gespräche schnatternder Touristengruppen und sogar ein Flashmob fanden schon zu jeder Tages- und Nachtzeit vor ihren Fenstern statt – und das alles für Instagram. Gegenüber Franceinfo sagte er: „Es ist die Hölle geworden. Unter der Woche geht es, weil dann nur Tourist*innen hier unterwegs sind, die nicht allzu sehr stören. Aber am Wochenende haben wir regelmäßig 200 Leute vor dem Fenster. Während wir zum Mittagessen in der Küche sitzen, findet direkt vor unserem Haus ein Shooting statt.“
Wenn man sich den Geotag auf Instagram ansieht, wird schnell klar, wo das Problem liegt. Es ist eine Sache, ein Foto von einer schönen Gasse zu machen. Es ist eine andere, sich vor die Tür eines fremden Hauses zu setzen und eine riesige Fotocrew mitzubringen oder sich auf ein Fensterbrett zu setzen, um ein Musikvideo zu drehen.
Mit ihrem Appell an die Stadt hoffen die Anwohner*innen nun auf Hilfe. Sie wünschen sich Schranken an beiden Enden der Straße, die tagsüber unter der Woche für Besucher*innen geöffnet sind. Abends und am Wochenende wollen die Bewohner*innen jedoch Ruhe und Privatsphäre, zwei durchaus verständliche Anliegen. Der Gedanke, jedes Mal beim Verlassen der eigenen vier Wände auf ein Set mit Lichtern, Tänzern und Kamera zu treten, ist ziemlich schaurig. Wir alle haben sicher schon einmal davon geträumt, in einem Musical zu leben. Aber alles hat seine Grenzen.
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