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Pro & Kontra: Darf man beim Essen mit Freunden sein Handy benutzen?

Foto: bitmoji.
Lia Haubner und Edith Löhle sind das Yin und Yang des Online-Journalismus, das Feuer und Eis von Refinery29, das Salz und Pfeffer in der Suppe von Meinungen. Im Büro sitzen sie sich gegenüber, genau wie ihre Gedanken – denn so sehr sie sich auch gern haben, ihre Meinung ist meist konträr. Diese Woche spielen ihre Haltungen Ping Pong zum Thema Handynutzung zu Tisch. Das Pew Research Center hat kürzlich eine Umfrage dazu gemacht und es hat sich herausgestellt, dass 88 Prozent der 3.000 befragten Erwachsenen der Überzeugung sind, es sei „im Allgemeinen“ nicht in Ordnung, während des Essens ein Handy zu benutzen. Ganz die Meinung von Edith Löhle, los geht's mit dem Pro & Kontra... Du, ich und dein Handy – drei sind einer zu viel.

Ich bin eine Verfechterin der Quality Time. Bei einer Essensverabredung Mails zu beantworten oder Facebook zu checken, bedeutet für mich technische Störung. Klar, kann mal ein wirklich wichtiger Anruf zwischen ein Gespräch klingeln, aber grundsätzlich erwarte ich Aufmerksamkeit und schenke diese auch meinem Gegenüber. Das ist Anstand, Respekt, Erziehung und der wie-du-mir-so-ich-dir-Gedanke. Wer denkt, dass die Ansichten vom alten Knigge im digitalen Zeitalter nicht mehr gültig sind, der irrt sich. Sein Nachfahre, Kommunikationsexperte und Buchautor Moritz Freiherr Knigge hat die Umgangsformen upgedatet. In seinem Buch „Eine Frage, Herr Knigge – Welche Umgangsformen brauchen wir noch?“ schreibt er auch über den hier diskutierten Sachverhalt. „Wenn Sie mit einem Menschen im Gespräch sind, halte ich es für respektlos, sich dem Handy zuzuwenden. Wenn Sie eine wichtige Nachricht erhalten, weisen Sie darauf hin und entschuldigen Sie sich im Vorhinein." Und so halte ich es auch: Mein Smartphone bleibt entweder lautlos in der Tasche oder aber ich erkläre, warum es auf dem Tisch liegt. Ich habe tatsächlich schon Abende erlebt, da wurden die Gesprächspausen ganz schön lang, weil meine Freundin lieber tinderte. Oder aber Lunch-Dates, bei denen ich erst essen durfte, nachdem meine Begleitung meinen Happen abfotografiert, gesnappt und bei Facebook und Instagram hochgeladen hat. Ich finde das anstrengend – bis hin zum Gefühl, dass ich meine Zeit verschwende. Und das ist ja wohl das Schlimmste. Wie eingangs gesagt, versuche ich, bewusste Momente zu schaffen. Und wenn mein Handy oder das Handy meines Dates die ganze Zeit dazwischenfunkt, kann ich doch gar nicht richtig in diesem Moment sein. Eine Multitasking-Königin bin ich nicht und frage mich generell ernsthaft, ob mir meine Freundin wirklich zuhören kann, während sie tippt und gedanklich wo ganz anders ist. Oder ist es nicht so, dass wir zulassen, dass Gespräche nur noch um die Oberfläche tänzeln? Sind wir nicht selbst schuld, wenn unsere Konzentrationsspanne immer kleiner wird? Weil wir so viel gleichzeitig machen und gleichzeitig gar nichts machen, denn die Technik denkt für uns mit?

Edith Löhle
Drei is 'ne Party: Warum eine gute Freundschaft auch ein Handy aushält Vielleicht bin ich einfach nur ein naiver Millenial – doch ich glaube fest daran, dass nicht nur ein Teil meiner Zeit als Quality Time sein soll, sondern mein ganzes Leben. In der Realität arbeite ich daran, das zu erreichen. Natürlich kommt es als festangestellter Mensch vor, dass die Endorphin-Ausschüttung steigt, sobald der Freitag näher rückt. Trotzdem versuche ich, nach dem Grundsatz zu leben, dass eine normale Woche nicht in ertragbare und angenehme Phasen eingeteilt werden darf. Genauso verhält es sich bei meinem Umgang mit der Technik. Ich halte nichts von Digital Detox und wenn ein Smartphone zu meinem Leben gehört, wäre es einfach nur unnatürlich, so zu tun, als wäre wieder 1999, sobald ich meine Freunde treffe. Dass ich während einer Unterhaltung nicht ununterbrochen Candy Crush zocke oder endlich mal 217 der insgesamt 219 Selfieversuche lösche, versteht sich dabei von selbst. Gut möglich, dass ich gerade deshalb auf „Leg doch mal dein Telefon weg“-Aufforderungen allergisch reagiere. Wenn allein die Option, kurz eine Nachricht bei WhatsApp zu checken, schon so bedrohlich wirkt, dass man mir nicht zutraut, meiner Gesprächspartnerin oder meinem Gesprächspartner Aufmerksamkeit zu widmen, werde ich sauer. Ich fotografiere mein Essen übrigens gerne. Wenn ich das Ganze auch noch für Instagram Stories filme und alle unaufgefordert erst danach zur Gabel greifen, bedanke ich mich. Allerdings bin ich auch nicht sauer, wenn mir ein Freund oder eine Freundin den Vogel zeigt und einfach anfängt zu essen. Authentische statt gestellte Dinnerszenen sind sowieso die besseren Instagrammotive. Ich wünsche mir, nicht sofort als unhöflich abgestempelt zu werden, wenn ich mein Smartphone auf den Tisch lege. Als Nichtraucherin gerate ja auch nicht sofort in Panik, dass mein Gegenüber auf einmal für eine Zigarette fluchtartig den Tisch verlassen könnte, nur weil sich die Schachtel und ein Feuerzeug während einer Unterhaltung in Sichtweite befinden. Außerdem ist meine Smartphonehülle auch noch deutlich ansehnlicher als die Warnhinweise auf der Packung. Deshalb plädiere ich für Entschleunigung und Entspannung – nicht in Sachen Technik, sondern immer dann, wenn es um den Umgang mit ihr geht. Lia Haubner
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