Eigentlich bin ich aus dem Alter für Kinder-Hörspiele längst heraus. Doch die Drei Fragezeichen sind für mich mehr als eine Kindheitserinnerung - und gehören zum Einschlafen unbedingt dazu.
Nicht eine Nacht liege ich allein im Bett. Jeden Abend gesellen sich drei junge Männer zu mir. Eigentlich sind sie älter als ich, aber sie haben sich verdammt gut gehalten. Während ich die 40 hinter mir gelassen habe, sind sie höchstens halb so alt. Dabei kennen wir uns schon mindestens dreißig Jahre. Seit 1979 ermitteln Justus, Peter und Bob auf ihren Hörspielkassetten auch auf deutsch. Und im Jahr 2017 gehört es für mich noch immer zum Einschlafen dazu, dass ich mir eine Folge Drei Fragezeichen anstelle.
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Wann ich die erste Kassette gehört habe, weiß ich nicht mehr genau. Es muss Mitte der 1980er Jahre gewesen sein. Und wenn ich ehrlich bin, war ich als Kind eher Fan von TKKG. Mein großer Bruder war der, der die Drei Fragezeichen-Kassetten kaufte, während ich bei jeder Gelegenheit ein Fünf-Mark-Stück gegen eine TKKG-Kassette eintauschte. So lagen wir in unserem Doppelstockbett und diskutierten, ob wir denn diesen Abend Drei Fragezeichen oder TKKG hörten. Dass ich damals die klischeehaften Geschichten um Tarzan, Karl, Klößchen und Gabi so mochte, kann ich heute nicht mehr recht nachvollziehen. Den besseren Geschmack hatte damals auf jeden Fall mein Bruder.
Das leise Quietschen des Kassettenrekorders
Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, ist das allabendliche Hörspielhören eine der stärksten Erinnerungen. Der silberne Mono-Kassettenrekorder von Grundig spielte mit leisem Rauschen und Quietschen die aktuelle Lieblingskassette ab. Keine Folge habe ich wohl so oft gehört wie "... und das Gespensterschloss". Aber auch der "Super-Papagei", der "Phantomsee" und der "Doppelgänger" standen und stehen hoch im Kurs.
Doch es gab auch Jahre, in denen ich die Drei Fragezeichen fast vergessen hatte. Aus dem kleinen Kassettenrekorder wurde ein Tapedeck, und auch das benutzte ich irgendwann kaum noch. Die rund 40 Kassetten lagerten in einem gelben Postpaket, drei Drei Fragezeichen-LPs standen zwischen "Vadder Abraham und die Schlümpfe" und "Pumuckl" im Regal mit den Kinderplatten. Drei Fragezeichen? Da bin ich zu alt für!
Angst um die Drei Fragezeichen-Kassetten
Heute spiele ich Kassetten und Platten aus einem ganz anderen Grund nicht mehr: Die Angst, dass sie Schaden nehmen könnten, ist viel zu groß. Stattdessen kommen MP3s zum Einsatz. Ein Freund hatte mit drei gebrannte CD-ROMs mit den ersten 95 Folgen der Drei Fragezeichen in die Hand gedrückt - das muss etwa im Jahr 2000 gewesen sein. Besonders schön fand ich, dass die ganz alten Folgen manchmal leierten. Es muss sich jemand die Mühe gemacht haben, seine Kassetten zu MP3s zu konvertieren.
Ab Folge 100 habe ich eine lückenlose CD-Sammlung und alle Folgen auf meinem Smartphone. Jeden Abend im Bett greife ich also zum Handy, wähle eine Folge aus, starte sie und mache das Licht aus. Viel mehr als die Titelmelodie und die Einstiegsszene kriege ich aber meist nicht mit. Die Stimmen von Justus, Peter und Bob lassen mich schnell einschlafen. Schließlich weiß ich: Wenn die Drei Fragezeichen ermitteln, ist alles in bester Ordnung.
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