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Dieser Artikel erschien zuerst bei Queer.de.
Kanadische Freundlichkeit, die vielen Kontraste und eine beeindruckende LGBTI-Community machen die Metropole am Ontariosee zu einem der besten Reiseziele in Nordamerika.
An der Ecke von Alexander und Church Street erinnert in Toronto eine stolze Statue an den Geschäftsmann und Friedensrichter Alexander Wood, der 1793 von Schottland nach Kanada auswanderte. 1810 geriet er ins Zentrum eines "schwulen" Sex-Skandals. Eine Frau wurde damals brutal vergewaltigt – sie sagte aus, sie erkannte ihren Peiniger nicht, habe aber Kratzer an dessen Penis hinterlassen. Als Wood anordnete, dass er die Penisse von Verdächtigen begutachten möchte, machten Gerüchte über seine sexuelle Orientierung die Runde. In der homophoben Zeit zerstörten sie seine Reputation. Als er 1826 20 Hektar Land kaufte, wurde dieses Gebiet von seinen Gegnern "Molly Wood's Bush" genannt – "Molly" war zu dieser Zeit ein Schimpfwort für Schwule. Aus diesem Land wurde später das Village von Toronto – und Wood gilt heute in der Stadt als Vater der Gay Community.
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Im "Village" kommen selbst die Geldautomaten nicht ohne Regenbogen aus (Bild: churchwellesleyvillage.ca)
Das Village (auch Church Street oder Church Wellesley Village genannt) ist seit Jahrzehnten das Epizentrum des LGBTI-Lebens in Toronto. Die Straße ist gefüllt mit Bars, Restaurants, Cafés, Theatern, Gallerien und vielen Grünanlagen. Man kann hier einfach mal die Seele baumeln und es sich bei einem Martini gut gehen lassen. Denjenigen, die noch nie in Toronto waren, mag die "Gaybourhood" bekannt vorkommen. Das liegt daran, dass die Serie "Queer as Folk", die eigentlich im amerikanischen Pittsburgh spielt, hier gedreht wurde.
Der mutmaßliche älteste noch betriebene queere Buchladen Nordamerikas befindet sich ebenfalls im Village, kürzlich ist er von der Yonge Street sogar direkt auf die Church Street umgezogen. Seit 1970 werden im "Glad Day Bookshop" alte und neue Bücher verkauft – von Ratschlagbüchern für LGBTI-Aktivisten bis hin zu Jugendromanen. Neben Events wie Signierstunden oder Lesungen gibt es am neuen Standort auch ein Café und eine Bar, und am Wochenende kann man zwischen den Schmökern sogar tanzen.
Das "Church Street Community Centre" mit der Hausnummer 519 ist seit über drei Jahrzehnten das Zentrum des Village. Es bietet eine Vielzahl an Events und Dienstleistungen an. Im innovativen, freundlichen Restaurant "Fabarnak" arbeiten Menschen aus der Community, die sonst nur schwer auf dem Jobmarkt Fuß fassen können. Fast nebenbei werden hier wunderbare Gerichte mit regionalen Lebensmitteln angeboten. Das Restaurant ist ein wundervoller Ort für ein Mittagessen. Alternativ kann man hier sein Essen mitnehmen und im gegenüberliegenden Cawthra-Park picknicken.
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Recht versteckt in einer ehemaligen Werkstatt in einer Seitenstraße der Church Street befindet sich "Buddies", eine gemeinnützige Theatergruppe, die es sich zum Ziel gemacht hat, die queere kanadische Kultur zu zeigen. Die Einrichtung ist heute das künstlerische Herz des queeren Toronto. Samstagsabends öffnet das "Buddies" seine Türen für das Partyvolk, inklusiver vieler Drag Queens. Dazu gibt es kreative Events wie Strip-Buchstabierwettbewerbe.
Am Strand von Hanlan's Point kann die Badehose zu Hause bleiben
Schön versteckt vor den meisten Touristen – und trotzdem mit einem wunderbaren Blick auf die Stadt – ist Hanlan's View einer von nur zwei Stränden in Kanada, bei denen Badebekleidung optional ist (der andere FKK-Strand ist Wreck Beach in Vancouver). Hier trifft sich die queere Bevölkerung, um zu schwimmen, ein Picknick zu machen oder auch für Partys. Hanlan's Point ist kein ausschließlich schwul-lesbischer Strand, auch wenn man das an so manchem sonnigen Nachmittag meinen könnte. Bereits zu Beginn der Schwulenbewegung in den Siebzigerjahren wurde hier das erste "Gay Day Picnic" abgehalten. Erreichbar ist der Strand mit der Fähre von Queen's Quay zur Haltestelle Hanlan's Point. Am besten dort einfach den Massen folgen, die sich auf den kurzen Weg zum Strand machen.
Das CLGA ist das größte unabhängige LGBTI-Archiv der Welt. Es ist eine unglaubliche Quelle insbesondere für kanadische Dokumente, darunter auch audiovisuelles Material, Kunst, Fotos, Poster und was das Herz sonst noch so begehrt. Man muss einen Besuch aber zeitig vorbereiten: Wenn man im Archiv stöbern will, muss man mindestens fünf Werktage vorher einen Antrag stellen und auch erklären, welches Forschungsgebiet von Interesse ist.
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Im "queeren Westen" von Toronto (Bild: Tourism Toronto)
Torontos zweite LGBTI-Gegend bietet ein paar Gründe, mal das Village zu verlassen: Das boomende Szeneviertel ist die Heimat vieler netter Cafés, kreativer Boutiquen, zahlreicher Kunstgalerien, hipper Hotels und vieles mehr. Der "queere Westen" Torontos ist ein fröhliches, gemischtes Viertel, das sich trotz eines schnellen Aufschwungs in den letzten Jahren sein alternatives Image bewahrt hat.
1991 startete eine kleine Gruppe von Leuten ein Festival mit dem Ziel, Filme von oder über Mitglieder der LGBTI-Community zu zeigen und zu fördern. Das Inside Out LGBT Filmfestival begann ganz klein, hat sich aber seitdem zu einem der größten Film-Events seiner Art in Kanada gemausert. Das Festival findet im Mai über elf Tage statt; an die 35.000 Kinobegeisterte nehmen gewöhnlich an Filmvorführungen, Künstlergesprächen, Podiumsdiskussionen, Installationen und Partys teil. Alle Filme laufen im TIFF Bell Lightbox Theatre mit seinen fünf Kinos, drei Bildungszentren, zwei Galerien, einem dreistöckigen Atrium, Bistro, Restaurant und einer Lounge.
Treppe in der Art Gallery of Ontario
Die größte Institution für Kunst in Ontario bringt gerade Erstbesucher zum Staunen – innen wie außen. Das Gebäude wurde 2008 vom Künstler Frank Gehry, der in unmittelbarer Nachbarschaft aufgewachsen war, völlig neu gestaltet. Allein der Anblick der strahlenden Glaswelle, die die Dundas Street einen ganzen Block lang zum Leuchten bringt, ist einen Besuch wert. Innen ist eine plastische Treppe vielleicht die bezaubernste Treppe, die ein Besucher jemals hinauf- und hinabwandeln wird.
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