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So sah die Fashion Week aus bevor es Social Media gab

Photo: Dave Benett/Getty Images.
Wir alle haben die Geschichte schon einmal gehört: Die Fashion Week als solche hat sich verändert, sie ist fast nicht mehr wiederzuerkennen. Aus einer Veranstaltung für die geschlossene Exklusivgesellschaft wurde ein All-Access-für-jedermann-Event, das jetzt auch noch per Livestream aus Übersee zu begutachten ist. Seit ein paar Wochen, und für noch ein paar weitere, werden unsere Instagram-Feeds mit Bildern von Catwalks, Street-Style-Stars und promireichen ersten Reihen bombardiert. Für diejenigen, denen bisher nicht die Möglichkeit geboten war, live und nah dabei zu sein, ist es schier unmöglich sich die Stimmung vorzustellen, die vor dem Digitalzeitalter vor Ort herrschte. Wie war es wirklich bei Gareth Pughs Debutshow, als man wusste, dass man gerade Zeuge von etwas Außergewöhnlichem wurde, ohne Kamera oder Handy in der Hand? Wie sah die erste Reihe aus, als beim finalen Lauf wirklich applaudiert wurde, anstatt das Telefon für einen letzten Snap zu zücken? Wir haben mit einigen Modemenschen gesprochen, die schon dabei waren, bevor die London Fashion Week zu einem Streaming-Event wurde, und haben sie alles gefragt, was uns zu den Modewochen der vergangenen Jahrzehnte so auf dem Herzen lag. Mandi Lennard, PR-Guru und Gründerin von Mandi’s Basement
Als Branchenlegende bietet Lennard eine wahrlich kaleidoskopische Perspektive auf die Geschichte der Fashion Week. In den frühen 90ern verdiente sie ihr Geld als Einkäuferin bei Browns und gründete im Anschluss ihre PR-Agentur Mandi's Basement. Sie erinnert sich an leichtere Zeiten, in denen Harrod's den anwesenden Modejournalisten einen Shuttle-Bus anstatt einzelner Uber-Fahrer anbot...
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... über die Unschuld der Fashion Week vor dem Aufstieg der sozialen Medien

„Wir wussten nicht, was zur Hölle wir taten, als wir die ersten Shows veranstalteten – man kann also nur vom Glück reden, dass es damals noch keine sozialen Medien gab! Aber es ist wahr, sie bringen eine ganz eigene Dynamik in das Modespektakel, und ich bin mir sicher, ich hätte es geliebt. Sie hätten das Ganze weitaus vielschichtiger gemacht und die Sinneserfahrung auch denen geboten, die sich außerhalb der eigentlichen Veranstaltung befanden. Sie hätten Türen geöffnet, Bilder und Inspiration gezeigt. Es wäre explosiv gewesen!“
... über wichtige Momente, die viral gegangen wären
„Ich denke oft an Schlüsselmomente zurück, die die Welt bewegt hätten, hätte es damals schon Social Media gegeben. Einer davon wäre zum Beispiel Gareth Pughs Finale-Auftritt auf der Fashion East gewesen; oder der Tag, an dem wir nackte Models über den Catwalk im British Fashion Council schickten, um klarzumachen, wie J Maskreys Skin Jewelry wirkte. Oder als Vivienne Westwood die damalige Neumama Jerry Hall mit der neugeborenen Georgia May Jagger über den Laufsteg schickte.“ ... über das, was man anfangs von Bloggern dachte
„Der popkulturelle Hype war so riesig. Es war plötzlich so, als wäre alles mehr Schein als Sein, aber Susie Lau (a.k.a. Susie Bubble) ist eine so konsistente und gute Modekommentatorin, dass sie sich so eben eine Plattform geschaffen hat, die ihre Karriere begünstigen konnte – und das ist gut! Sie ist das Poster Girl des zeitgemäßen Mode-Glams!“ Susie Lau, Gründerin von Susie Bubble
Die Pionierin des Modeblogs wie wir ihn kennen. Ms. Lau fing auf einer privaten Plattform damit an, Mode zu dokumentieren, als das noch bei weitem nichts war, was man einfach so getan hätte. Als dann noch soziale Medien dazukamen, war ihre Karriere schnurstracks am Abheben.
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Another #SeeNowBuyNow notch this season as @tommyhilfiger #TommyNow kicks off on their very own Tommy Pier!

A photo posted by Susie Lau (@susiebubble) on


... über das Bloggen vor dem Bloggen

„Ich glaube, ich dokumentierte die Fashion Week eben anders als es traditionelle Journalisten und Moderedakteure zu diesem Zeitpunkt taten, weil ich meine eigenen Fotos machen wollte, auch wenn sie mit einer ziemlich schäbigen Kamera gemacht waren. Ich wollte meine ganz eigene Sicht der Dinge auf dem Blog darstellen.“ ... über die Fashion Week vor dem Aufstieg der sozialen Medien
„Als ich zur ersten London Fashion Week ging, waren Designer wie Gareth Pugh und Henry Holland gerade im Kommen (ein großes Dankeschön an Mandi Lennard), und die Spannung vor Ort war körperlich zu spüren. Das waren wilde Events damals. Alle haben sich ganz speziell für diese oder jene Show angezogen, Outfits zusammengestellt, damit sie ihre Präsenz, ihr Engagement und ihre Dankbarkeit für alle sichtbar kundtaten.“ Stefan Siegel, CEO, Not Just A Label
Ex-Model und CEO von Not Just A Label ist ein weiterer Branchenexperte, der im Laufe seiner Karriere die Fashion Weeks aus sämtlichen Blickwinkeln sehen konnte. Seine erste Fashion Week war London 2008 – als das Event nicht sehr viel mehr war, als ein „merkwürdiges Zelt“ außerhalb des Londoner Naturkundemuseums.

... über die ersten Social-Media-Versuche der Modewelt

„Ich kann mich noch daran erinnern, als wir damals Twitter entdeckten und niemand wirklich wusste, wie oder wozu man das nun gebrauchen soll. Damals konnte man auch noch keine Bilder teilen; aber das führte zwangsläufig dazu, dass die Leute bei Hashtags kreativ wurden und beispielsweise #overheardLFW erfanden.“ ... über das, was man anfangs von Bloggern dachte
„Anfangs freute ich mich darüber, dass Modeblogger endlich angekommen waren, mit den selben Ambitionen wie Blogger in anderen Bereichen. Ich erhoffte mir ehrliche Meinungen, Transparenz und unabhängige Stimmen. Was stattdessen entstand, war ein neuartiger Narzissmus gepaart mit einem starken Faible für Corporate Branding.“ ... über das, was er an der alten Fashion Week vermisst
„Mode muss wieder zu einem ganzheitlichen Erlebnis werden. Die Mode muss noch klüger werden, um das kluge Publikum zu erreichen – ein Publikum, das derzeit sein Geld für erlebnisorientierte Güter ausgibt: Essen, Fitness und Reisen. Ich will hierbei nicht allzu verallgemeinernd werden, weil es derzeit natürlich einige interessante Spieler in der Modewelt gibt. Spieler, denen eigentlich noch viel mehr Aufmerksamkeit gebührt, während der Champagner auf der Fashion-Week-Titanic nur so weiterfließt.“ Katherine Omerod, Editorial Director, Lyst
Modejournalistin und Chefredakteurin bei Lyst war bei allen Veränderungen dabei. Sie erinnert sich noch an die Zeit, als der schnellste Weg zum Fashion-Week-Ticket ein funktionierendes Faxgerät war und Fashion-Credibility nicht in Followern, sondern Respekt gemessen wurden.
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Fashion week with friends like these ❤️ @alwaysjudging @lucywilliams02 ?: @jasonlloydevans

A photo posted by Katherine Ormerod (@katherine_ormerod) on


... über das erste Mal als Instagram bei der Fashion Week präsent war

„Es waren keine Magazine, die damit anfingen, sondern Blogger. Ich erinnere mich daran, dass einer meiner Assistenten sagte, ich solle mir Instagram herunterladen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt aber noch gar mein iPhone und dachte mir, Dann eben nicht. Es hat mich weitere zwei Jahre gekostet zu merken, wie relevant diese Plattform war.“ ... über die Bedeutung von gutem Aussehen
„Man ging zur Fashion Week und alle waren besessen davon zu wissen, was man trug. Und auch, wenn es einen nicht gleich zur Chefredakteurin gemacht hat, hat es einen – mit etwas Glück – in einen kleineren, exklusiven Kreis von Eingeweihten hineingeschleust. Aber gutes Aussehen allein macht noch lange keinen fruchtbaren Boden für erfolgreiche Karrieren aus.“ ... über das Akzeptieren der Veränderung
„Wenn ich an all die Menschen denke, mit denen ich jemals zusammengearbeitet habe, erkenne ich zwei Lager: Es gibt einige, die die Veränderungen noch immer nicht akzeptieren können und Fashion Weeks so durchmachen, als würde Instagram gar nicht existieren. Und dann gibt es da die Menschen, welche die neuen Angebote in Technik und Kommunikation zum Ausgleich ihrer professionellen Arbeit nutzen und ausprobieren.“ ... über die Menschenmengen, die sich mittlerweile vor den Shows tummeln
„Ich versehe ja den Ansporn, so reinzukommen, aber gleichzeitig hat es etwas Hinterhältiges. Geht und macht ein Praktikum, versucht so ein Ticket zu ergattern, engagiert euch, macht euch bemerkbar. Seid authentisch, wenn ihr euch für Mode interessiert.“ ... über die Veränderungen der Fashion Week
„Ich glaube nicht, dass irgendjemand hätte voraussagen können, wie es jetzt gekommen ist. Es gab schon immer Shows, vor allem die amerikanischen, bei denen es mehr um den Rummel ging als um die Mode. Aber dann gab und gibt es Shows, zum Beispiel in Paris, die nicht so sind. Da geht es noch immer hauptsächlich um die Mode und nicht darum, wer in der ersten Reihe sitzt. Es gibt eben von beiden ein paar.“ Yvan Rodic, Street-Style-Fotograf & Gründer von Facehunter
Street-Style-Fotograf Rodic ist sein zehn Jahren bei der Fashion Week dabei. Als er anfing, gab es MySpace. Viele andere Fotografen traf er anfangs nicht.
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✋??@handinfire #NYFW #NYC #FacehunterNYFW #FacehunterNYC ?? | ? = MrFH

A photo posted by Yvan Rodic (@facehunter) on


... über seine Erinnerungen an die ersten Fashion Weeks

„Ich fragte die Menschen, ob ich ein Foto machen dürfte, und sie waren so überrascht! Damals war das einfach nichts, womit man auch nur annäherungsweise gerechnet hat. Und es gab auch nur eine Handvoll Menschen, die das taten. Ich hatte damals so gut wie keine Konkurrenz. Da die sozialen Medien damals noch nicht wirklich ausgebaut waren, gab es auch nur begrenzte Möglichkeiten, seine Fotos an den Mann zu bringen. Natürlich war auch die Geschwindigkeit eine grundlegend andere. Alle Fotografen gingen nach der Fashion Show erstmal nach Hause und luden ihre Fotos auf den Computer, das ging alles sehr viel langsamer.“ ... über die Entwicklung von Street-Style
„Zwischen 2008 und 2010 hat der Trend stark zugenommen. Street-Style hat anfangs wirklich auf der Straße stattgefunden; es waren hauptsächlich Menschen in Gegenden wie Brooklyn, die einfach ihr Ding gemacht haben. Dann realisierten sie, dass sie auch einfach außerhalb der Shows warten können und diese Bilder an Magazine verkaufen können, sie haben bemerkt, dass sie Macht haben. Und je öfter man fotografiert wurde, desto sichtbarer und mächtiger wurde man auch als Sujet der Bilder. Außenstehende mag das anbiedern, aber Zahlen haben eben ihren Wert.“ Joe Tootal, Modelagent, Models 1
Bevor er begann als Agent bei Models 1 zu arbeiten, arbeitete Joe Tootal selbst als eins. Er erinnert sich daran, dass ihm Anfragen und Aufträge zugefaxt wurden und daran, dass die Meinung der großen Modejournalisten und -verleger die einzige war, die zählte.

#NYFW Catwalk Update. @alicia.burke.14 @louschoof @lineobrems @zhenya.migovych ??

A photo posted by MODELS 1 (@models_1uk) on


... über die Arbeit als Model bevor es soziale Medien gab

„Man kam in der Modelunterkunft an, einen Tag vor der Fashion Week, und fand ca. 100 Zettel mit Zeitplänen für jedes Model am nächsten Tag. Was echt unangenehm war, wenn man mal eine schlechte Saison vor sich hatte, weil alle immer erst die Pläne der anderen begutachtet haben bevor sie sich ihrem eigenen Plan gewidmet haben.“

... über das, was er an der alten Fashion Week vermisst

„Definitiv den Überraschungseffekt der Kollektionen und das Insiderwissen. Es war immer so aufregend, jemandem von der Geschichte eines Designers zu erzählen und darüber, woher die Inspiration kam, den Blick dahinter wagen zu können. Heutzutage weiß jeder alles, die Universalantwort lautet ‚weiß ich schon‘. Alles ist zugänglich und unmittelbar geworden, was für mich tatsächlich ein bisschen von der Magie und der Kreativität des Ganzen kompromittiert hat, aber für Marken und Verkaufszahlen ist das natürlich absolut sinnvoll und nachvollziehbar.“
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