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Diversity und Inklusion auf der #NYFW– was hat sich seit letztem Jahr getan?

Fotos: Getty Images/ Fernanda Calfat
Das amerikanische Onlinemagazin The Fashion Spot macht sich jede Saison die (wichtige) Arbeit und veröffentlicht einen Diversity Report. Das Casting jeder Runway Show von New York über Paris, Mailand und London wird unter die Lupe genommen und auf People of Colour, Trans- und non-binäre, Plus-Size und ältere Models untersucht. Der Fashion Month ist noch in vollem Gange, doch mit dem bevorstehenden Ende der New York Fashion Week diesen Freitag, lässt sich bereits eine Grundstimmung in der Branche erkennen.
Die New York Fashion Week ist in Sachen Inklusion und Diverstity ein Vorreiter der Branche, was aber keinesfalls heißt, dass marginalisierte Gruppen hier ausreichend repräsentiert werden. Aber es geht voran. Schaut man sich die Auswertungen der Diversity Reports von The Fashion Spot von März diesen Jahres an, geht es vor allem in Sachen ethnische Vielfalt und Transgender (ich schließe hier non-binäre Models mit ein) voran. Die Studie beinhaltet mit New York, Paris, Mailand und London alle vier Modehauptstädte der Welt. Gleichzeitig gibt es aber noch immer ordentlich Nachholbedarf, wenn wir auf Models jenseits der 40 blicken – sowohl was das Alter als auch die Konfektionsgröße anbelangt. Auch sichtbare religiöse Attribute, wie etwa der Hijab, wird noch immer nicht als selbstverständlich wahrgenommen.
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Ich habe mich mit einer großen Tasse Kaffee durch alle Spring / Summer 2019 Shows auf Vogue Runway geklickt, die bisher auf der New York Fashion Week über die Bühne gegangen sind. Jetzt habe ich eine ellenlange Liste an Trends und Designern, die ich mir für die kommenden Monate dick auf meine Watchlist geschrieben habe, ich habe aber außerdem einige junge Talente und alte Bekannte getroffen, die das Thema Diversity und Inklusion wirklich ernst nehmen – statt sie als Insta-Stunt und für gute Verkaufszahlen zu nutzen. Denn man sieht jedem Casting einer jeden Fashion Show an, mit welcher Intention hier vorgegangen wurde und ob die Auswahl der Models natürlich und on brand geschehen ist.

Gerade die Big Player müssen den Zeitgeist übernehmen

Dass vor allem Newcomer und junge Talente in der Modebranche nicht nur den Zeitgeist offener gegenüber stehen und ergo auf ganz natürliche Weise in ihrem Casting und der Modelauswahl für Kampagnen umsetzen können, ist logisch. Genauso wichtig, wenn nicht gar wichtiger ist es aber, dass auch die Big Player der Industrie die Weichen umstellen. Sie haben (noch) die Vorherrschaft, wenn es um internationale Kundschaft, mediale Sichtbarkeit, finanzielle Macht und strukturelle Änderungen geht.
Für Proenza Schouler etwa liefen Models of Colour ebenso, wie eine bereits über 40-jährige Amber Valletta (OK, sie hat den Supermodel-Bonus, aber dennoch). Bei Prabal Gurung spielten Alter, Hautfarbe und Konfektionsgröße scheinbar eine nebensächliche Rolle, was der Präsentation der Sommerkollektion natürlich in keinster Weise schadete. Die Plus-Size Models Marquita Pring und Candice Huffine rückten, im Gegenteil, die Hadid-Clan-Overdose wieder ein wenig ins Gleichgewicht. Und bei Oscar de la Renta schritt das engelsgleiche Transmodel Teddy Quinlivan mit dem ansonsten ebenfalls sehr vielseitigen Modelcast über den Laufsteg.
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Die Show von Opening Ceremony nur vielseitig zu nennen, wäre indes eine Untertreibung. Ebenso verhält es sich mit der Präsentation des ebenfalls aus New York stammenden Labels Gypsy Sports. Opening Ceremony brannte ein wahres LGBTQIA+ Feuerwerk nieder: die Kollektion wurde von Drag-Queens und -kings vorgeführt. Garniert mit einer abschließenden Performance von Christina Aguilera. Bei Gypsy Sports spielten klassische Geschlechterrollen gar keine Rolle mehr. Ebenso rigoros wurde mit dem noch immer geltenden Verständnis von Schönheit aufgeräumt. Palmblätter in den Haaren, unrasierte Beine, Konfektionsgrößen von 34 bis 54, Tattoos, Piercings … es war einfach real.
Andere Labels machten ihren Standpunkt indes weniger laut, aber nicht weniger nachdrücklich klar. Bei Deaveaux standen Models of Colour, jeden Alters, mit grauen Haaren und auch jenseits von gängigen Modelmaßen für die Presse in Reih' und Glied. Die Labels Yeoleeh, Claudia Li oder dem CFDA Award-Gewinner Telfar Clemens casteten sogar ausschließlich Models of Colour.
Wenn die vergangene Saison Herbst / Winter 2018 den bisherigen Diversity-Rekord gebrochen hat, wird es für Spring / Summer 2019 sicherlich eine erneute Steigerung geben. Auf die offiziellen Zahlen müssen wir uns allerdings noch gedulden. Bei aller Freude über immer mehr POCs und Trans- und non-binäre Models auf den internationalen Laufstegen: Die Zahlen von Plus-Size Models sind rückläufig. Menschen mit Behinderung finden so gut wie gar nicht statt. In Editorials und vor allem Modekampagnen stoßen gerade jüngere Highstreetlabels neues Denken an. Doch es scheint, dass große Größen sich ihren Platz auf den Laufstegen von New York bis Mailand noch immer erkämpfen müssen. Auch die Sichtbarkeit von Hijabs auf den Fashion Weeks ist meines Erachtens wieder zurück gegangen (leider konnte ich hierzu keine genauen Zahlen finden). Meine Vermutung ist, dass daran nicht zuletzt die Politik ihren Beitrag dazu leistet.
Dennoch schauen wir mit einem positiven Gefühl auf den diesjährigen Fashion Month, denn auch, wenn es manchmal Rückschläge gibt oder alles eigentlich viel schneller gehen müsste: Die Branche ist auf einem richtigen Weg und es zeigt nicht zuletzt, dass sich der Kampf all der Gemeinschaften und Bewegungen auszahlt. Denn wie sagte die Drag-Queen Velour vor der Show von Opening Ceremony so passend: „It’s easy to express yourself in private but it takes a community to express yourself in public.“
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