Lange Zeit war dein After-Work-Drink das Wunderheilmittel für einen schlechten Tag, so viel ist sicher. Neueste Forschungsergebnisse zeigen jetzt allerdings exakt auf, wieso das abendliche Glas Rosé so gut zu wirken scheint – und so schnell: Alkohol könnte tatsächlich dein Gehirn auf die gleiche Art beeinflussen wie ein schnelles Antidepressivum (wie beispielsweise Ketamin).
Für die Studie, die diese Woche online bei Nature Communications veröffentlicht wurde, wollten die Forscher testen, wieso Alkohol anscheinend Symptome einer Depression lindern kann. Dafür haben sie zwei Gruppen von Mäusen besoffen gemacht: Normale Mäuse auf der einen Seite, auf der anderen Mäuse, die ohne die Fähigkeit ein bestimmtes Protein herzustellen, welches mit dem Prozess der Erinnerungsbildung zu tun hat, gezüchtet worden sind. Nach der Happy Hour wurde deutlich, dass die normalen Mäuse eine Veränderung zeigten in der Art, wie die Transmitter, die für die Erinnerung zuständig sind, arbeiteten. Mäuse ohne das Protein haben diesen Effekt jedoch nicht gehabt, was bedeutet, dass das Protein essentiell für die stimmungsaufhellende Wirkung von Alkohol ist. Außerdem haben die normalen Mäuse ein stimmungsaufhellendes Verhalten noch 24 Stunden nach dem Suff aufgezeigt.
Die Forscher zogen daraus die Schlüsse, dass daraus erklärt werden kann, wieso Menschen sich ebenfalls besser fühlen, nachdem sie ein oder zwei – oder drei – Drinks zu sich genommen haben.
„Es sind weitere Forschungen in dieser Richtung nötig, aber unsere Ergebnisse liefern eine biologische Basis für den natürlichen, menschlichen Instinkt sich selbst zu helfen,” erklärt die leitende Autorin und Doktorandin Kimberley Raab-Graham in einer Pressemitteilung. Das würde auch erklären, wieso alkoholabhängige Menschen häufig an Depressionen leiden.
Die Forscher warnten weiterhin, dass der Drang nach Selbsthilfe schnell in einer Alkoholsucht münden kann. Während also nichts daran verwerflich ist, dass man heute direkt zur Happy Hour rennen will, um den langen Arbeitstag hinter sich zu lassen, sollte man sich wohl nach einem anderen, nicht alkoholischen Ventil, umsehen, wenn man sich dabei ertappt, dass die Happy Hours jeden Abend stattfinden.
Übersetzt von Cloudy Zakrocki
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