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Wie es ist, an einer Sommerdepression zu leiden, wenn alle anderen happy sind

Foto: Eylul Aslan.
Jede*r versteht, wenn du im Winter traurig oder müde bist – es ist sozusagen gesellschaftlich akzeptiert. Schließlich ist das Wetter ja auch einfach deprimierend. Aber mir persönlich geht es tatsächlich schlecht, wenn die Sonne rauskommt und die Temperaturen steigen. Dann fühle ich mich einfach beschissen.
Wenn es regnet, kann ich das als Ausrede dafür nehmen, dass ich schlechte Laune habe. Oder zumindest spiegelt das Wetter dann meine Emotionen wider. Aber strahlender Sonnenschein ist wie ein Schlag ins Gesicht für mich. Und wie sich herausgestellt hat, bin ich nicht die Einzige, der es so geht.
Dr. Lata McGinn, eine lizensierte klinische Psychologin und Mitglied der Anxiety and Depression Association of America, bestätigt, dass der „Winterblues“ zwar weit verbreitet ist, aber auch Frühlings- oder Sommerdepressionen keine Seltenheit sind. „Viele Menschen beginnen im Frühling mit einer Therapie – weil die meisten im Winter prinzipiell weniger aktiv sind. Wenn alle draußen an der frischen Luft sind, fallen Symptome und mentale Beeinträchtigungen mehr auf. Sie bilden einen starken Kontrast zum unbeschwerten, entspannten, fröhlichen Verhalten anderer Menschen“, erklärt Dr. McGinn. Anders gesagt: Es kann sein, dass sich deine Depressionsanzeichen verschlimmern, wenn alle um dich herum glücklich sind. Vielleicht fühlst du dich sogar schuldig, weil es dir nicht gut geht.
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Es gibt Studien die zeigen, dass die Suizidraten im Frühling und Sommer steigen. Jedoch ist laut Dr. McGinn unklar, wieso das so ist. Ein Grund dafür könnte sein, dass Betroffene im Winter durch eine schwere Depressionsphase gegangen sind und der Frühling ihnen Energie und einen Push gibt, etwas zu tun. Außerdem können wetterabhängige Stimmungsschwankungen auch durch bestimmte Erinnerungen oder Erfahrungen getriggert werden, die man mit der Jahreszeit assoziiert. Wenn jemand beispielsweise seine Familie an einem heißen Sommertag verloren hat, werden ihn hohe Temperaturen immer wieder an das erinnern, was passiert ist. Dr. McGinn ergänzt, dass es auch Menschen gibt, die sich so sehr dafür schämen, dann deprimiert zu sein, wenn alle anderen fröhlich sind, dass sie es nicht mehr ertragen.
Doch für deine Gefühle und Empfindungen solltest du dich auf keinen Fall schämen! Es ist okay, traurig zu sein – egal, wie das Wetter ist. Vergleiche dich nicht mit anderen, sondern versuche, dich auf deine eigenen Erwartungen zu konzentrieren, denn sie könnten das Beste aus dir herausholen, so Dr. McGinn. „Du weißt nicht, was in anderen vorgeht. Du kannst ihre Gedanken nicht lesen, also weißt du auch nicht, ob es ihnen wirklich gut geht. Vielleicht wirkt es auch einfach nur nach außen so“.

Das kannst du tun

„Akzeptiere, dass es dir schlecht geht und verurteile dich nicht dafür“. Wenn du traurig, enttäuscht oder wütend auf dich selbst bist, weil du Depressionen hast, macht das die Sache nicht besser. So absurd das vielleicht klingen mag: Wenn du nachgibst und dich deiner schlechten Laune beugst, kann das langfristig dafür sorgen, dass du dich besser fühlst – wie eine Studie zeigt. Deine Depressionen zu leugnen beziehungsweise zu ignorieren kann es dagegen schlimmer machen.
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Vielleicht verbessert sich dein Zustand, wenn du rausgehst und etwas unternimmst – auch, wenn du darauf keine Lust hast. „Sieh deine schlechte Laune als ein Zeichen dafür, dass du das Gegenteil von dem machen sollst, wonach dir eigentlich ist. Darauf zu warten, dass es dir besser geht, bevor du etwas unternimmst, ist keine Option. Schließlich verbessert sich deine Stimmung ja erst, wenn du etwas machst”.
Wenn das nicht hilft, ist es natürlich genauso fein, auch an sonnigen Tagen einfach mal auf der Couch liegen zu bleiben. Genauer beobachten solltest du deinen Zustand jedoch, wenn du dich für einen längeren Zeitraum niedergeschlagen fühlst, denn das könnte ein Zeichen für ein umfassenderes Problem sein. „Wenn es dir schwerfällt, die Energie, das Interesse oder den Willen aufzubringen, etwas zu unternehmen, wie etwa rauszugehen und andere Menschen zu treffen, dann könnte es sein, dass du an einer Depression oder einer Angststörung leidest. Wenn dem so ist, solltest du dir professionelle Hilfe suchen“, rät Dr. McGinn.
Ob Winter oder Sommer: Nimm deine Gefühle ernst. Wenn es dir schlecht geht und du Unterstützung brauchst, dann such sie dir.
Informationen und Hilfsangebote für Menschen, die an Depressionen leiden, findest du bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Die Telefonnummer lautet 088 3344533.
Falls du darüber nachdenkst, dir das Leben zu nehmen oder du dir um jemanden Sorgen machst, dann ruf die Telefonseelsorge unter 0800 1110111, 0800 1110222 oder 116123 an. Der Anruf ist anonym und kostenlos.
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