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Studie enthüllt: In diesem Alter seid ihr zu alt für Ikea

Photo: Tsuji/Getty Images.
Eine aktuelle Analyse von Earnest hat Überraschendes zutage gefördert: Es gibt offenbar ein bestimmtes Alter, in dem wir typischerweise das Interesse an Ikea verlieren. Anhand einer anonymen Befragung ergab sich, dass wir vor allem in unseren 20ern beim schwedischen Möbelriesen shoppen, haben wir jedoch ein Alter von 34 erreicht, zieht es uns immer seltener dorthin. Wie die Website berichtet, sei dies wohl der Tatsache geschuldet, dass wir uns mit der Zeit von „unseren Freunde abheben möchten, die auch alle das gleiche Billy-Regal bei sich stehen haben.” In unserer Redaktion hat diese Nachricht allerdings zu einigen hitzigen Diskussionen geführt, besonders unter jenen R29ers, die das Ikea-Trennungsalter bereits überschritten haben. Eine kleine Befragung unter Freunden und Kollegen ergab für mich erstmal aber keinen drastischen Abfall des Interesses, sobald die frühen Dreißiger erreicht waren. Vielmehr gaben einige sogar an, dass sie bereits seit ihren frühen Zwanzigern, das Alter, welches in der Earnest-Analyse als Höhepunkt unserer Ikea-Obsession identifiziert wurde, die Nase voll hatten von Leichtbaumöbeln. Eine der Befragten zeigte sich besonders frustriert davon, dass die selbst zusammenzuschraubenden Möbel schon nach wenigen Jahren instabil wurden und nahezu zusammenfielen. „Ich habe mich schon mit 25 davon verabschiedet”, erklärte sie. „Ich lebe tatsächlich ohne Bett, weil ich mir kein hochwertiges leisten kann. Ich will mir aber nicht wieder eines dieser billigen Ikea-Dinger kaufen”, erklärte mir unsere Autorin Amelia Edelman. Mit 31 hat sie das eigentliche Trennungsalter noch gar nicht erreicht. Ihre Abneigung schreibt sie einem Umzug von einem Ende des Landes in das andere zu. „So einen langen Transport überleben Pappmöbel eben nicht.” Auf der anderen Seite gab es aber auch eine Menge Leute, sowohl jünger als auch älter als 34, die sich für den schwedischen Möbelkonzern aussprachen. „Ich kaufe noch immer viel bei Ikea. Die Kindermöbel sind der Wahnsinn”, sagte etwa Michelle Taranksy Kleiman, 35. Viele, die die 34 bereits überschritten hatten, zeigten sich vor allem von der Küchenabteilung begeistert. Die Worte Kate Fulbrights, 27, sprechen da wohl vielen Ikea-Befürwortern aus dem Herzen: „Ich werde niemals aufhören, dort einzukaufen.“ Ist der ausschlaggebende Punkt, um Ikea ein für alle Mal den Rücken zu kehren, also wirklich der, dass unser eigenes Zuhause nicht bloß der Klon all der Wohnungen unserer Freunde sein soll? Wir sind da jedenfalls nicht vollends überzeugt. Für mich macht es jedenfalls den Eindruck, als hätte das Ganze weniger mit einem bestimmten Alter zu tun, als allgemein mit einer gewissen Reife, die jeder in einem anderen Alter für sich erlangt. Oder anders: Wir haben Ikea nicht satt, weil wir älter werden, sondern weil ein erwachsenerer Lebensstil natürlicherweise bedeutet, dass wir wert auf bestimmte Qualität legen. Anfang Zwanzig hat man meist nur wenig Geld zur Verfügung, was bedeutet, dass auch die erste eigene Wohnung günstig eingerichtet werden will. Zwischen 18 und 24 bin ich ganze zehn Mal umgezogen. Und diverse Male musste ich ein vollkommen leeres Apartment vollkommen neu einrichten. Da fand ich mich dann häufig bei Ikea wieder, um nicht ein halbes Vermögen für Bett, Sofa und Küchenmöbel ausgeben zu müssen. Wenn es dann mal wieder Kisten packen und Umziehen hieß, fiel es mir leicht, mich von einigen Stücken direkt wieder zu trennen, konnte man sich das Ganze doch ganz einfach und günstig im nächsten Ikea wiederbeschaffen. Und selbst wenn man nur innerhalb der Stadt die Wohnung wechselt, lässt sich so eine unhandliche Couch ohne Aufzug nur sehr umständlich in den 6. Stock hieven. Da ist es dann praktischer, nicht all zu viel zu investieren und das gute Stück einfach dem Nachmieter zu überlassen. Nachdem ich nun aber sesshaft geworden bin, (mittlerweile wohne ich schon fast vier Jahre in derselben Wohnung) lohnt es sich auch in hochwertigere Stücke zu investieren.
Ein weiterer Grund, warum Ikea irgendwann weniger interessant erscheint: Wer mit seinem Partner zusammenzieht, hat häufig auch ein größeres Budget zur Verfügung, werden größere Anschaffungen doch meist zusammen finanziert. Da braucht dann nicht mehr das Preiswerteste vom Preiswerten gekauft werden und viele schaffen sich hochwertigere, langlebigere Möbel an. Wer in einer dauerhaften Beziehung lebt, strebt häufig auch in anderen Lebensbereichen nach Dingen, die von Dauer sind. Aber ist der schlechte Ruf, den Ikeamöbel hinsichtlich ihrer Halbwertszeit genießen, wirklich berechtigt? Manch ein Stück mag vielleicht wirklich nicht dafür gemacht sein, uns ein Leben lang zu begleiten, es gibt jedoch auch einige Teile, die nicht direkt „Pappkarton“ rufen. Das supergünstige Zeug mag die Studienzeit zwar kaum überstehen, wer sich aber mal ein wenig Zeit nimmt und das Sortiment gründlich durchstöbert, findet ganz sicher das eine oder andere Teil, das auch unserem reiferen, erwachsenen Ich ganz gut gefällt. Jamie-Lee Josselyn, 34 Jahre alt und damit genau im Trennungsjahr angekommen, formuliert es so: „Ich möchte nicht, dass meine Wohnung aussieht wie aus dem Katalog. Alles sollte sich in Maßen halten!“ Meine Mutter, die bis zu einem Altern, welches weit hinter der 34 liegt, nie eine Ikeafiliale von innen gesehen hatte, erinnerte mich glatt an ein Kind im Süßwarenladen, als sie all die schönen und preiswerten Möbel entdeckte – und diese Frau besitzt eine antike Esszimmergarnitur, auf die wir uns nur mit äußerster Vorsicht setzen dürfen. Vielleicht liegt es gar nicht am Alter, wenn wir uns von bestimmten Dingen trennen. Es liegt nicht an Ikea, es liegt an dir selbst – vielleicht hat das Ganze auch noch eine zweite Chance verdient. Und alte Freunde wieder zu treffen, ist doch eigentlich immer ganz schön.

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