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Weder Generation X noch Millennials – brauchen wir die Mikrogeneration Xennials?

Foto: Natalia Mantini
Lange Zeit konnte ich mit den unterschiedlichen Generations-Begriffen nichts anfangen. Als 1978 Geborene fühle ich mich weder in der Generation X (zwischen 1964 – 1980 geboren) noch in der Generation Y (zwischen 1981-1996 geboren) - auch als Millennials bekannt - komplett Zuhause.
Einerseits bewundere ich die Generation der Millennials, deren Vorstellung von Erfolg in der Selbstverwirklichung verankert ist, statt in einengenden und ungesunden Arbeitsstrukturen zu funktionieren. Anderseits frage ich mich oft, wenn ich durch meinen Instagram-Feed scrolle, warum und wann konstantes Glücklichsein und ständige Achtsamkeit zum ultimativen Lebensmodell erklärt wurde.
Zu meinen Idolen zählen die neurotische, verletzliche und immer leicht traurige Winona Ryder, die 1994 mit ihrer Rolle als Lelaina Pierce in dem Film „Reality Bites“ zur Inkarnation der Generation X wurde, oder Kurt Cobain, der an seinem Ruhm und der Welt zerbrach. Kritik, Exzess und auch Traurigkeit gehören für mich zum Leben dazu und machen es aus. Trotzdem kann ich mich dennoch nicht den pessimistischen Ansichten der Generation X anschließen, die dank der Digitalisierung und vor allem der Selbstdarstellung auf den unterschiedlichsten Social-Media-Kanälen den Untergang des Abendlandes beschwören.
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Warum das so ist? Jetzt hat ein Professor aus Australien dem ständigen Zwiespalt, in dem ich mich befinde, pessimistisch gesehen einen Stempel aufgedrückt oder optimistisch formuliert, er hat mir mit einem neuen Generationsbegriff ein Zuhause gegeben. Für den Soziologieprofessor Dan Goodman von der Universität Melbourne zählen zwischen 1977 und 1983 Geborene nämlich zur Generation der Xennials. Es handelt sich hierbei um eine Mikrogeneration, da sie nur eine Zeitspanne von sechs Jahre umfasst.
Was uns sonst noch ausmacht: Wir können auf eine analoge Kindheit zurückblicken, haben die Digitalisierung aber noch früh genug erlebt, um sie komplett zu erfassen und uns in dieser Welt sicher zu bewegen.
Wir gehen davon aus, dass es eine Mikro- oder, anders gesagt, eine Zwischengeneration gibt, und zwar zwischen der Generation X, die wir als depressive, Flanellhemden tragende, Grunge hörende Kinder bezeichnen, die direkt nach den Baby-Boomers kamen, und den Millennials, die als Tech-sicher, optimistisch und ein bisschen zu selbstgefällig beschrieben werden“, sagt Goodman.
Hervorragend! Während sich andere von der Bezeichnung ihrer Generation angegriffen fühlen mögen, kann ich mir als Xennial jetzt das Beste aus beiden Welten aussuchen.
Meine Kindheit war von selbstgebauten Höhlen, Playmobil und Puppenspiel geprägt – keine Ahnung, vielleicht machen das Kinder heute auch noch so. Dafür hatte ich als Teenager weder eine E-Mail-Adresse noch ein Smartphone, geschweige denn ein Handy: Die Tatsache, dass Jungs, die mit mir gehen wollten, erst einmal die Hürde nehmen mussten, bei mir Zuhause auf dem Festnetz anzurufen, und dann die strenge Stimme meines Vaters im Ohr hatten –„Christine, da ist jemand am Telefon für dich, der anscheinend nicht gelernt hat, seinen Namen zu nennen, wenn man irgendwo anruft“ – finde ich nicht nur romantisch, sondern auch überaus mutig! Heute bin ich manchmal etwas pikiert, wenn ich per WhatsApp nach einem Date gefragt werde. Dann denke ich aber auch: Naja, wenn es für ihn so einfacher ist, warum soll er diese Starthilfe nicht nutzen.
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Wenn Florian Illies in seinem Buch „Generation Golf“ (die deutsche Analogie zur Generation X) den Samstagabend im Kreise der Familie mit „Wetten, dass...?!“ im TV als ultimatives Gefühl von heiler Welt und Geborgenheit beschreibt, teile ich seine Empfindung. Andererseits könnte ich im Zeitalter von Netflix einen Abend „Wetten, dass...?!“ nur noch schwer ertragen.
Natürlich habe ich mit Menschen, die ähnlich sozialisiert sind und ins gleiche Zeitalter geboren wurden, gemeinsame und selbstverständlich auch prägende Erfahrungen. Andererseits ist der Mensch angetrieben von Fortschritt und Veränderung und passt sich im Laufe seines Lebens immer wieder neuen Gegebenheiten an und entwickelt sich dadurch weiter – unabhängig davon, zu welcher Generation er gehört. Bestes Beispiel dafür: Winona Ryder. Die Ikone der Generation X und selbst erklärte Internet-Abstinenzlerin feiert jetzt ausgerechnet über das Online-Streaming-Portal Netflix mit der Serie „Stranger Things“ ihr Comeback und wird dafür von alten und neuen Fans gefeiert. Traurigkeit ist auch 2017 noch ihr Markenzeichen. Sie weint fast die komplette erste Staffel durch! Was allerdings daran liegt, dass sie eine Mutter spielt, deren Sohn von einem bösen Wesen aus einer anderen Dimension gekidnappt wird. Eine Reaktion, die sowohl die immer gut gelaunten Millennials nachvollziehen können als auch die zynisch-depressive Generation X. Und wir Xennials sind schon längst in die andere Dimension eingetaucht.

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