Wann hast du das letzte Mal eine Aufgabe erledigt, ohne zwischendurch dein Smartphone in die Hand zu nehmen und Instagram zu checken? Schon 'ne Weile her? Nicht schlimm. Es ist nicht deine Schuld. Also zumindest nicht nur.
Hintergrund
„Heutzutage prasseln so viele Informationen auf uns ein, so viele Reize. Schau dir nur mal an, wie wir mit unseren Lieben kommunizieren: Wir hören eigentlich nur so halb zu und lesen gleichzeitig Nachrichten auf dem Handy”, so Dr. Sanam Hafeez, eine Neuropsychologin und Professorin an der Columbia University. „Wir haben das Gefühl, immer über alles informiert sein zu müssen und springen gedanklich von einem Thema zum nächsten – als würden wir mit einer Fernbedienung den Sender wechseln”.
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Wir greifen aber nicht nur selbst pausenlos zum Smartphone, sondern erwarten das auch von unseren Freund*innen. Wir gehen davon aus, dass sie direkt auf unsere Nachrichten reagieren. Gleichzeitig fühlen wir uns unter Druck gesetzt, selbst antworten zu müssen – nicht zuletzt, weil die*der andere durch die kleinen Häkchen weiß, dass die Whatsapp-Nachricht angekommen ist. Wir wollen schließlich niemanden kränken
„Vor 20 Jahren sah das natürlich noch ganz anders aus, aber jetzt betreiben wir ständig mentales Multitasking”, so Dr. Hafeez.
Tipps & Tricks
Das muss aber nicht gleich bedeuten, dass es unmöglich ist, sich heutzutage auf nur eine Sache zu konzentrieren. Es kostet uns vielleicht nur ein bisschen mehr Anstrengung als damals. Wenn du dich schnell ablenken lässt, solltest du laut Dr. Hafeez nicht verzweifeln oder sauer auf dich sein.
Schau dich als erstes in deiner Umgebung um: Gibt es Dinge, die dich stören und die du schnell und einfach ändern kannst? Vielleicht kannst du zum Beispiel in eine ruhigere Ecke des Großraumbüros ziehen oder mit Noise-Cancelling-Kopfhörern (oder normalen) der Geräuschkulisse entkommen? Geh gedanklich alle Sinne durch und überlege, was dich ablenkt. „Wenn du beim Autofahren aufpassen musst, weil du eine dir unbekannte Strecke fährst, kann es helfen, die Musik auszumachen. Wenn du kochst, dann mach den Fernseher aus”.
Ein anderer Tipp ist, produktive Zeiträume festzulegen. Nimm dir beispielsweise vor, dich 15 Minuten lang auf eine Sache zu fokussieren und nichts anderes nebenbei zu machen. Du kannst dir auch einen Wecker stellen, damit du nicht zwischendurch auf die Uhr schaust. Wenn die Viertelstunde rum ist, versuchst du, noch mal genauso lang weiterzuarbeiten – und so weiter. So kannst du, laut Dr. Hafeez, dein Gehirn Stück für Stück trainieren.
Wenn du deine Konzentration generell verbessern möchtest, dann fang mit meditieren an. Und keine Angst: Du musst dich dafür nicht im Lotussitz auf die Yogamatte setzen, die Hände in den Schoß legen und langsam ein- und ausatmen. Es gibt viele verschiedene Wege, einen Zustand der Gelassenheit und Achtsamkeit zu erreichen. „Sogar beim Duschen, Autofahren, Fahrradfahren, Joggen, (Aus-)Malen oder Wandern kannst du meditative Zustände erreichen. Es geht einfach nur darum, im Hier und jetzt anzukommen und deine Aufmerksamkeit voll und ganz einer einzigen Sache zu widmen”, erklärt Dr. Hafeez.
Wenn du allerdings so unkonzentriert bist, dass es dein Leben beeinträchtigt –du beispielsweise deinen Job verlierst, weil du nichts auf die Reihe kriegst oder du einen Unfall baust, weil du dich ablenken lässt – solltest du dir überlegen, professionelle Hilfe zu suchen, um eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung ausschließen zu können.