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Babydruck: Meine jüngere Schwester ist Super-Mama

Kleine Schwester zu sein, ist nicht leicht. Sie muss die mittlerweile uncoolen Klamotten auftragen, im abgestandenen Badewasser ihrer großen Geschwister frösteln, darf nicht über das Fernsehprogramm entscheiden und überhaupt hat sie immer die Klappe zu halten und Befehle zu befolgen. Der großen Schwester, also mir, obliegt dagegen das perfekt-pervertierte Privileg der Ersteren und der Stärkeren. First come, first served. Wir machen uns als Kinder zuerst an den Naschtisch, machen zuerst den Abschluss, feiern die ersten Studentenpartys. Katerstimmung kommt allerdings auf, wenn die Kleine plötzlich von der rechten Spur abkommt und zum Überholen mit dem Bugaboo ansetzt. Meine kleine Schwester wurde mit 26 schwanger. Obwohl ich mit 31 Jahren doch das Vorrecht auf Familienplanung hatte – oder das zumindest als First Daughter annahm (man erntet doch, was man sät). BABY STATT BOTOX

Und plötzlich sind die Haus-Hierarchien verschoben, meine Platzhirschrechte aufgehoben. Die Kleine ist die große Heldin der Familie. Ja, ja, die Letzten werden die Ersten sein – und die Erste ist plötzlich das Letzte: „Wann ist es bei dir denn nun soweit? Möchtest du nicht auch etwas aus deinem Leben machen?“ Gefolgt von einem bemitleidenswerten Kopfschüttler: „Du wirst auch nicht jünger!“ Autsch! Das ist doch wohl übertrieben übertrieben. Oder? Aus den großen Grübeleien, ob es langsam nicht Zeit werde für die erste Botox-Spritze, werden prompt Baby-Berechnungen. Mit 31 heißt es also nun Baby statt Botox.

HAT DER UTERUS EIN VERFALLSDATUM?
Der Countdown läuft. Hat der Uterus etwa ein Verfallsdatum? Jein. Auch mit 30plus steht die Fortpflanzungs-Ampel noch auf grün! Anfang 30 sind die Chancen, schwanger zu werden nicht viel geringer als mit Ende 20. Auch das Risiko für einen Gen-Defekt wäre nicht viel größer, liest man. Wenn das böse Konjunktiv nicht wäre… Laut Gynäkologen soll das Risiko, dass ein Baby mit Down Syndrom auf die Welt kommt, mit dem Alter der Mutter steigen. Bei einer 25-Jährigen liegt die Wahrscheinlichkeit bei 1:1.500, bei einer 35-Jährigen schon bei 1:400. Schock! Egal, wie gesund ich also lebe frei nach dem Motto: Matcha statt Macchiato, Quinoa statt Kippen, die Qualität der Eizellen nimmt ab 35 rapide ab. Punkt (übrigens auch die der Ü35-Spermien, liebe Kerle). BÄM! BABYFIZIERT

(Un-)Fruchtbare Fakten, die Frau nicht wissen und auch nicht googeln muss, bevor das Nesthäkchen nicht mit dem Nestbautrieb begonnen hat. Die biologische Uhr, in die meine gebärfreudige Schwester offenbar neue, leistungsstarke Batterien eingesetzt hat, tickt lauter als je zuvor. Plötzlich ist das Lifetime-Mantra „Wickelst du noch oder lebst du schon?“ vergessen und meine Gedanken kreisen nur noch um meinen kleinen Neffen, der wirklich – und ganz unparteiisch – zum Anbeißen ist. Bäm! Infiziert. Der Baby-Druck ist da und mein Freund ist nun am Drücker. Aber braucht nicht jede große Entscheidung im Leben einen kleinen Schubs?

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