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Conchita Wurst über ihr Doppelleben: „Als Tom esse ich morgens gerne kalte Pizza, was sich Conchita niemals erlauben würde”

Glamour verpflichtet! Zwar konnte Conchita Wurst (27) keine Rolle in der Kino-Adaption der britischen Kultserie „Absolutely Fabulous“ (seit 08. Oktober im Kino) ergattern, dafür leiht sie dem Topmodel Jourdan Dunn ihre weltberühmte Stimme. Von Champagner-Sausen und roten Teppich kann sie trotzdem ein Lied singen. Macht sie gelegentlich auch. Verkleidet als Donatella Versace. Das ist Conchita großes Kino genug. „Ein Film über mich wäre entweder ein Drama oder eine Komödie“, findet die Eurovision Song Contest-Gewinnerin 2014 dann auch beim Interview mit Refinery 29 im Berliner Soho House und lacht sich dabei in ihren nicht minder berühmten Bart hinein.

Conchita, die britische Komödie „Absolutely Fabolous
ist eine bissige Abrechnung mit dem vermeintlichen Glamour-Leben in der die beiden Heldinnen Kate Moss von einer Brücke stürzen – entspricht das deinem Humor?
Ich habe schon den anarchischen Humor der Fernseh-Serie geliebt, der genau so auch im Film wiederfindet. Es ist die Art von schwarzem, fiesem, aber auch tiefgründigem Humor bei dem man sich kurz geschockt überlegt, ob man darüber überhaupt lachen darf. Das finde ich so toll und so spannend, Genau das finde ich so tolle an dem Humor des Films – er gibt mir die Möglichkeit zu reflektieren.

Verrat uns doch bitte mal deinen Lieblings-Witz
Oh, Gott ich bin ganz schlecht im Witze erzählen. Ich gehöre auch leider zu den Menschen die über Witze lachen können wie: „Treffen sich zwei und einer kommt nicht.“

Der wird erst mit steigendem Alkohol-Pegel so richtig lustig...
Nein, ich kann darüber auch ohne Champagner Intus richtig amüsieren.
Champagner ist für die zwei Hauptdarstellerin in „Absolutly Fabulous“ ein Lebens-Elixier...was ist dein Lieblings-Party-Getränk?
Champagner oder Amaretto Sour. Gute Wahl, nur weniger klug, falls man sich damit betrinken möchte.
Es ist selten klug sich zu betrinken. Aber manchmal macht es Spaß und manchmal machte es Dinge leichter. Ich benötige eh nur zwei Drinks um angeheitert zu sein, dieser Pegel reicht mir meistens aus. Weil „Absolutly Fabulous“ auch die Kunst des Verschwenderischen auf die Schippe nimmt - wie viele Schuhe besitzt du?
Die Kunstfigur Conchita Wurst besitzt einen ganzen Raum voller Schuhe. Die privat Tom Neuwirth hingegen besitzt nur vier paar Schuhe. Meisten habe ich dann meine Chucks an, die schön dreckig und angeranzt sind, so wie sie sein sollten. Du unterscheidest zwischen Conchita und Tom?
Natürlich. Als Conchita kann ich ausleben, worauf ich privat keinen Bock habe. Zum Beispiel?
Mein Lieblingskleidungsstück ist eine Jogging-Hose – und im besten Fall trage ich darunter Unterwäsche, dann kann ich damit auch noch das Haus verlassen. Karl Lagerfeld, für den du mal Model gestanden hast, würde jetzt sagen...
...das jeder der mit Jogginghose das Haus verlässt, die Kontrolle über sein Leben verloren hat, ich weiß. Na und? Getting lost is part of the game. (lacht) Als Tom esse ich morgens auch gerne mal eine kalte Pizza, was sich Conchita niemals erlauben würde. Ich sprenge gerne die Konventionen, weil in mir so viele verschiedene Persönlichkeiten schlummern, die ich gerne ausleben möchte. Dazu kann ich nur jedem raten. Alles rauszulassen. Jeder Anwalt kann am Wochenende richtig hart Party machen. Und auch einigen Frauen da draußen kann ich nur ans Herzen legen, mal mit einer Jogginghose aus dem Haus zu gehen. Manche werden sich danach besser fühlen. Demnach sollte jeder gelegentlich mal eskalieren?
Absolut. Für mich funktioniert das wunderbar, weil ich beruflich stets die Kontenance bewahren muss. Da ist ein gelegentlicher Kontrollverlust eine willkommene Abwechslung um die Balance zu halten. Die Tatsache, dass ich eine stabile Familie und einen stabilen Freundeskreis habe, gibt mir die Möglichkeit und die Sicherheit nichts darstellen zu müssen. Ich muss nicht so tun als wäre jemand anderes. Dafür ist das Showbusiness da. Als Conchita Wurst liebe ich es, zu übertreiben. Dazu gehört dann auch zu viel Make Up im Gesicht, extravagante Kleidung und ein divenhaftes Auftreten. Privat brauche ich das nicht. Mit der Kunstfigur Conchita möchtest du die Menschen dazu anregen, mehr Toleranz gegenüber andersartigen Mitmenschen zu zeigen. Wann hast du herausgefunden Gefühl, dass sich diese Message mit Bart besonders gut transportieren lässt?
Die Wahrheit ist, dass ich diese bärtige Frau einzig und allein zu meiner Unterhaltung geschaffen habe – und nicht um ein politisches Statement zu setzen. Ich hatte damals eine Bourlesque-Revue moderiert und war einfach zu faul, um mich zu rasieren. Ich wollte aber im Drag-Look auftreten also bin ich mit Bart und im Kleid auf die Bühne. Bei diesem Auftritt habe ich erstmals gemerkt, dass der Bart in den Menschen viel mehr auslöst als in mir. Von dieser Möglichkeit habe ich nach meinem Sieg beim ESC bewusst gebrauch gemacht, um gegen die Missstände in der Gesellschaft aufmerksam zu machen. Dass daraus gleich ein Politikum werden würde, damit konnte niemand rechnen und das war von mir auch nicht so gewollt. Auf ein Mal hieß es, da kommt die bärtige Revoluzzerin. (lacht) Man sollte das alles nicht so ernst nehmen. Am Ende des Tages bin ich immer noch ein Typ mit einer Perücke. In welchen Momenten würdest du dir den Bart gerne abrasieren?
Ich rasiere mir den Bart regelmäßig ab. Das muss nur gut mit meinen Terminen als Conchita Wurst getimt sein, denn bis er wieder nachgewachsen ist, dauert es mindestens zu zwei Wochen. Reicht es schon den Bart abzunehmen, um sich unerkannt in der Öffentlichkeit bewegen zu können?
Das weiß ich ehrlich gesagt nicht, weil ich’s so noch nie probiert habe. Ich vermeide es frisch rasiert aus dem Haus zu gehen, weil ich ohne Bart aussehe wie ein 12-jähriger Junge. (lacht) Was möchtest du jenen mitgeben, die noch nicht das Glück haben, die Person zu sein, die sie gerne wären – außer gelegentlich mal die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren?
Brecht aus, traut euch mal jemand anderes zu sein– und sei es nur für eine Nacht. Ich langweile mich sehr schnell, vor allem mit mir selbst. Deswegen muss ich immer wieder ausbrechen und in eine neue Rolle schlüpfen. Figuren entstehen bei mir meistens, wenn ich mit meinen Freunden ausgehe oder es steht eine Motto-Party oder Halloween an. Dann überlege ich mir einen Look und schlüpfe für eine Nacht in eine Rolle und habe am Ende dieser Nacht einen neuen Menschen kennengelernt. In welche Rolle bist du besonders gern geschlüpft?
Vor einigen Jahren war ich als Donatella Versace unterwegs. Ich liebe Donatella, nur leider habe ich sie noch nicht kennengelernt. Also habe ich sie so gespielt, wie ich sie mir vorstelle und meine Version von Donatella war wahnsinnig böse, arrogant und unangenehm. (lacht) Wie böse warst du denn als Donatella?
Richtig böse! Ich habe Menschen angeschrien, dass man mir statt Champagner billigen Sekt eingeschenkt hätte. Laute so absurde Dinge. Ich bin völlig eskaliert. (lacht). Aber die Leute wussten, dass ich’s nicht ernst meine und genau das hat sie so gut unterhalten. Alle haben es gefeiert, von mir von der Seite angeraunzt zu werden: „Verlier erst mal zehn Kilo, dann reden wir weiter!“ Alles Gemeinheiten die total konträr zu meiner echten Einstellung von Leben und Leben lassen stehen. Für eine Nacht war das völlig egal. Es hat einfach riesigen Spaß gemacht, dieser fiesen Seite in mir freien Lauf zu lassen.

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