Ehrlich gesagt kann ich nicht mehr nachvollziehen, wie ich den Weg in den Onlineshop der Schwestern Kendall und Kylie Jenner gefunden habe. Wer die beiden sind, muss ich euch sicher nicht erklären, dass es wenige Menschen auf dieser Erde gibt, die mich weniger interessieren, ist für diesen Artikel auch keine Information, die einer Ausführung bedarf. Der Hype und Kendall ging und geht an mir vorbei. Bei Kylie Jenner frage ich mich allerdings oft, was die Frau jemals wirklich geleistet hat, außer die optische Anpassung an geltene Schönheitsideale und ihren hereditären Status als Celebrity.
Jedenfalls landete ich, wie es auch immer kam, im Onlineshop von KK aka. Kendall und Kylie; und mich hielt etwas, was ich gerne Negativfaszination nenne. Negativfaszination ist, wenn man etwas eigentlich ziemlich schrecklich findet, aber nicht aufhören kann, es sich anzuschauen. Ich meine damit natürlich keine Szenarien, bei denen Menschen zu schaden kommen, sondern eher Dinge wie Trumps Twitter-Profil, die Facebookseite samt Kommentaren der AfD oder wenn man einen schlechten Song zum dritten Mal hört. Ich klickte mich durch die Artikel, die die beiden Schwestern also zu relativ happigen Preisen feilbieten und hatte mehr als ein Mal ein Déjà-Vu. Ich sah Slides, die mich doch arg an Chanel erinnerten, Slip-Ons á la Céline, Rücksäcke und Taschen im Fendi-Gewand und nicht zuletzt Kleidung, die sehr stark von ungefähr allem ich nenne es mal „inspiriert” ist, was die Modeszene gerade so zu bieten hat. Und was sich weltweit gut verkauft.
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Natürlich ist mir klar, dass auch Highstreetmarken, die ich gerne trage und deren Produkte ich hier vorstelle, das Rad nicht immer neu erfinden. Die „Kollektion” von K und K lässt mich aber die Hände über dem Kopf zusammen schlagen. Wir sind anscheinend an einem Punkt angekommen, wo modisches Know-How, das Gespür für Trends und vor allem Individualität in eine Sackgasse gefahren sind. No turning back – und das Vehikel wurde nun einfach bequem im Parkverbot abgestellt. Ist unsere Generation wirklich so verblendet, dass der Name allein schon als Verkaufsargument ausreicht? Nicht nur einmal wurden die Schwestern für ihre geklauten Designs geröstet (Refinery29 US berichtete hier und hier), dem Erfolg ihres Shops tat dies jedoch keinen Abbruch.
Fast alle Styles sind fast oder komplett ausverkauft. Zu Preisen, die man guten Gewissens als frech bezeichnen kann. Eigentlich fehlt nur noch, dass die beiden es dem chinesischen Rip-Off Onlineretailer Sheinside gleichtun und auch die Produktbilder aus den Shops auf ihrer Seite zeigen. Zur Qualität der Teile kann ich freilich nichts sagen, ich wäre wirklich mal neugierig, wie die Sachen verarbeitet sind. Die Kollektion und die Onlineseite der Jenner-Schwestern ist für mich das shopgewordenen Ebenbild des Konsums der Generation Y und Z wider, in der das schnelle auftragen von Trends und das ebenso schnelle wieder ablegen und ersetzen ebendieser wichtiger ist, als Orignalität, Nachhaltigkeit und Sinn.
Das muss ebenso ein Ende finden, wie das kopflose Verehren von Menschen, die einfach international medial präsent sind und um ihrer selbst willen berühmt. Vielleicht sehe ich das alles aber auch zu kritisch oder bin einfach zu alt. Damit kann ich aber sehr gut leben.
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