Der diesjährige Internationale Frauentag liegt jetzt hinter uns. Nun richten wir unsere Aufmerksamkeit auf die Zukunft. Obwohl wir gesellschaftlich konditioniert sind, „schön“ und „hässlich“ aus der Sicht einer anderen Person zu definieren, gibt es Anlass zu Zuversicht: Eine Gegenbewegung ist im Anmarsch, die bestehenden Schönheitsidealen die Stirn bietet. Wir feuern diese neuen Stimmen aktiv an und wollen diesen Tenor verstärken.
Wir wollen hiermit auf keinen Fall zu vereinfacht ausdrücken, was für eine bedeutende Rolle unser Selbstbewusstsein spielt. Vielmehr handelt es sich hierbei um eine Art Liebesbrief an jene Personen, die sich nie in Bildern dargestellt sehen, die als „schön“ gelten. Diese Worte hier richten sich an jene, denen gesagt wurde, dass sie nicht den „richtigen Look“ hätten, an jede:n von uns, der:die sich nicht dazugehörig fühlt.
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Trotz vielversprechender Entwicklungen wie die Erfolgsgeschichte von Body Positivity und Bewegungen, die sich für vielfältigere und ungefilterte Darstellungen von Schönheit stark machen, sind wir immer noch ständig ungesunden Idealen ausgesetzt. Junge Menschen werden damit überschwemmt und unter Druck gesetzt, „perfekt“ sein zu müssen. Sie sind ständig mit toxischen Bildern konfrontiert, die sich negativ auf ihr Selbstwertgefühl auswirken. Das Promoten bestimmter Schönheitsideale in den sozialen Medien führt auf direkte Weise zu einer negativen Selbstwahrnehmung. Diese Entwicklung nimmt einen immer besorgniserregenderen Lauf an.
Als zwei Schwarze Frauen, die als Führungskräfte in den Bereichen Medien und Marketing arbeiten, fühlen wir uns verantwortlich, Ideen zu fördern, die uns voranbringen werden. Wir lernten uns vor Kurzem kennen und hatten sofort einen persönlichen Draht zueinander, nachdem wir uns beide über die Botschaften beklagt hatten, mit denen die Teenies in unserem Leben täglich bombardiert werden. Meine Stieftochter ist 18 Jahre alt. Ich denke oft über die junge Frau, die sie nun ist, nach und darüber, wie sie und meine jüngere Tochter sich wohl selbst sehen.
Mit diesem Beitrag wollen wir uns gemeinsam gegen ungesunde Schönheitsstandards zur Wehr setzen. Diese Maßstäbe, die als erstrebenswert gelten und überall zu finden sind, von Kinderbüchern bis hin zu Mainstream-Modeseiten, herrschen schon viel zu lange vor. Unser Ziel ist es, dieses problematische Konzept von Schönheit aufzubrechen und so zu verändern, dass das Selbstbewusstsein junger Menschen gestärkt werden kann, sodass sie Anmut in sich selbst und in anderen finden können. Damit wollen wir insbesondere denjenigen, die sich selbst selten repräsentiert sehen, unter die Arme greifen.
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Deshalb wollen wir unsere Stimmen und unsere Plattform nutzen und uns auf diesem Wege zu einem Versprechen an uns selbst, an unsere Mitmenschen und an die Mädchen (und Frauen), die wir großziehen, bekennen. Von jetzt an wollen wir den bestehenden Dialog in unserem Leben und in unseren Kreisen aktiv hinterfragen, bekämpfen und Wege finden, auf unsere inneres Selbstvertrauen zurückzugreifen, um die Art und Weise zu verändern, wie wir Schönheit sehen. Mit dieser neuen Denkweise beabsichtigen wir, dazu beizutragen, die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden zukünftiger Generationen zu verbessern.
Viele von uns haben im vergangenen Jahr viel Zeit damit verbracht, in sich hineinzuhören. Das hat dazu geführt, dass Selbstfürsorge jetzt eine größere Rolle spielt denn je. Wir möchten aber einen Schritt weiter gehen und zu Selbstgesprächen ermutigen – also Unterhaltungen, die in deinem eigenen Kopf beginnen. Wir wollen andere dazu motivieren, eine Mentalität zu entwickeln, die sie stets daran erinnert, dass sie es wert sind. Wir möchten andere dazu bewegen, die innere Kraft, die bereits jede:r von uns in sich selbst trägt, zu erkennen und diese einzufordern.
So eine Haltung einzunehmen, ist gerade jetzt besonders wichtig, da einige Schüler:innen mehr als ein Jahr lang nicht in der Schule waren. Stell dir vor, wie nervös sie sein werden, wenn sie wieder in die Welt zurückkehren können, in ihre Klassenzimmer, wo sie noch mehr Hinweisen und Erwartungen, wie sie aussehen, sich geben oder sich fühlen sollen, ausgesetzt sein werden. Mit diesem Hintergrund wird unser Versprechen für junge Menschen noch bedeutsamer und dringlicher.
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Bisher haben sich diejenigen, deren Verantwortung es ist, Ressourcen zu schaffen, um jüngere Generationen über den Aufbau von Selbstwertgefühl aufzuklären, nicht mit den oft nuancierten Herausforderungen auseinandergesetzt, die junge unterrepräsentierte Menschen zu bewältigen haben. Hiermit wollen wir uns ein Beispiel an Gen Z (Wir sind uns dessen bewusst, dass es sich dabei nicht um eine homogene Gruppe handelt!) nehmen und entscheiden uns, Schönheit als eine Form von Aktivismus zu nutzen. Wir möchten unsere Aufmerksamkeit auf unsere intrinsische Kraft lenken und Teil einer generationsübergreifenden Bewegung werden. Wir versprechen hiermit denen, die nach uns kommen, Bewältigungsmechanismen und nicht Regeln weiterzureichen, sodass sie ihre innere Stärke entfalten können.
Unsere Bemühungen können als eine Art Entgiftungskur verstanden werden, als eine Starthilfe, um deine eigene Fähigkeit und Power zu erkennen, obwohl du gleichzeitig äußeren kritischen Stimmen ausgesetzt bist. Zu oft geht die innere Stärke unter gesellschaftlichen Botschaften oder unterschwelligen Hinweisen, wie man gesellschaftlichen Erwartungen zufolge zu sein hat, verloren. Wir wollen hiermit anerkennen, wie wichtig es ist, uns auf unsere persönliche Handlungsfähigkeit zu stützen, genauso wie die Möglichkeit, Entscheidungen, die in Identitätsfragen verwurzelt sind, frei treffen zu können und die Absicht, unsere intrinsische Kraft walten zu lassen, um unser wahres Selbst ausleben zu können.
Selbstvertrauen macht uns nicht immun gegen Unsicherheit, der Tendenz, uns mit anderen zu vergleichen, oder der Scham, die mit dem Prozess der Selbstentdeckung einhergeht. Es geht darum, zu hinterfragen, wie wir über unseren Körper und unser Selbstbild sprechen. Für viele von uns kann das eine lebenslange Aufgabe darstellen. Der Punkt ist, dass wir unsere Individualität feiern und nicht versuchen sollten, uns so sehr anzupassen, dass wir uns selbst dabei verlieren. Mit diesem Versprechen wollen wir beide einander und uns selbst dabei unterstützen, die heutigen Umstände zu ändern. Sieh es als eine Dosis Selbstfürsorge an, eine:n innere:n Trainer:in, der:die uns anfeuert, wenn sich Unsicherheiten in unseren Gedanken breitzumachen beginnen. Wir sehen diese Art von Selbstliebe- und akzeptanz als eine Panzer, mit dem wir uns gegen unrealistische Schönheitsstandards und dem Druck, in irgendeine Schublade passen zu müssen, schützen können.
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Wir wollen einen Stamm schaffen, zu dem sich unsere Lieben gesellen können. Wir wollen andere dazu ermutigen, weiterzumachen, sie anfeuern und so unsere Bewegung ausweiten. Wir wollen kein exklusiver Club sein, sondern einer, der andere magnetisch anzieht. Wann immer sich Gedanken einschleichen, die Unsicherheiten und Selbsthass in uns laut werden lassen, wir uns dabei ertappen, wie wir Vergleiche anstellen, oder wir in den sozialen Netzwerken herumscrollen, verpflichten wir uns mit diesem Versprechen hier dazu, innezuhalten und uns zu fragen, woher diese Nachrichten eigentlich kommen und was tatsächlich hinter ihnen steckt. Wir versprechen, uns und unsere Töchter regelmäßig daran zu erinnern, dass es systemische Kräfte gibt, die darauf abzielen, unseren Selbstwert zu untergraben. Schenk ihnen keinen Glauben. Belohn sie nicht mit einem Like. Folge ihnen nicht länger, wenn sie deine Werte nicht schätzen.
Was wir jetzt mehr denn je brauchen, ist Optimismus. Dieser kann durch Inklusivität entstehen – nicht als Modewort, sondern als Weg voran. Stell dir mal gemeinsam mit uns vor, wie es wäre, wenn es keine Schönheitsstandards gäbe, an denen wir uns messen müssten? Nichts „Gutes“ oder „Schlechtes“ oder „für“ ein bestimmtes Geschlecht, eine Hautfarbe oder einen Haartyp. Kannst du dir eine solche Welt vorstellen? Was wäre, wenn es das alles nicht gäbe? Keine Labels. Kein Beurteilen. Nur das Wissen um und die Investition in deinen eigenen Wert.
Mit diesem Versprechen wollen wir den Stein ins Rollen bringen. Wir versprechen einander und unsere Familien, Dinge besser zu machen. Wir veröffentlichen unser Absichten hier, um uns selbst zur Verantwortung zu ziehen. Damit hoffen wir, den gleichen Dialog unter unseren Refinery29-Leser:innen auszulösen und sie dazu zu ermutigen, mehr auf sich selbst als äußere Stimmen zu hören. Wir werden dieses persönliche Versprechen in Handlungen, die unseren erweiterten Gemeinschaften zugutekommen werden, verwirklichen. Wir hoffen, dass du dich uns anschließen wirst.
Simone Oliver ist die weltweite Chefredakteurin von Refinery29.
Esi Eggleston Bracey ist Executive Vice President und COO von Unilever (Nordamerika) und der Marke Dove. Sie war 30 Jahre lang als globale Führungskraft in den Bereichen Schönheit, Kosmetik und Marketing tätig und war eine treibende Kraft für Gleichberechtigung und Inklusion in der Branche sowie für die bahnbrechende Crown-Act-Gesetz. Dieses zielt darauf ab, Diskriminierung aufgrund von Frisur oder Haartextur von Schwarzen landesweit gesetzlich zu verbieten.
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