In einer perfekten Welt könnten wir alle ständig Urlaub machen und dahin reisen, wo wir schon immer mal hin wollten. Wir hätten nicht nur genügend Geld, sondern auch ausreichend Urlaubstage und einen Travelbuddy, der auf unserer Wellenlänge ist. Aber wir leben nicht in einer perfekten Welt und deshalb sieht die Realität für viele ganz anders aus.
Vielleicht hast du auch diese eine Freundin, die gerade frisch vom Auslandssemester zurück ist und dir weismachen will, dass jede*r reisen kann, wenn sie*er es nur wirklich will. Das klingt in der Theorie natürlich nicht schlecht, aber manchmal halten gewisse Umstände eben vom Reisen ab. Punkt. Schließlich kosten selbst Billigreisen Geld und manche Menschen können es sich nicht leisten, Urlaub zur Priorität zu machen.
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Wie dem auch sei: An irgendeinem Punkt im Leben packt so ziemlich jede*n das Fernweh – zum Beispiel, wenn wir im Insta-Feed die Fotos vom Islandurlaub eines Freundes entdecken und davon träumen, selbst inmitten der atemberaubenden Landschaft zu stehen.
Sind eigentlich alle immer in Griechenland oder in Italien?
Durch die sozialen Medien fühlt es sich manchmal so an, als würde jeder, die*den du kennst ständig einen Wochenendtrip nach Griechenland oder Italien oder wohin auch immer machen, während du zu Hause rumsitzt und dich mit der sehr realen FOMO konfrontiert siehst. Und selbst, wenn du gar nicht das Verlangen hast, ans andere Ende der Welt zu reisen, möchtest du bestimmt ab und zu einfach mal raus aus dem Alltag, so die klinische Psychologin Dr. Marni Amsellem. „Vielleicht sehnst du dich danach, aus deiner Routine auszubrechen. Du möchtest fliehen und die Realität einfach hinter dir lassen. Wenn du dir vorstellst, am Strand zu liegen oder an einem anderen traumhaften Ort zu sein, ist das wahrscheinlich genau das Gegenteil von deinem tatsächlichen aktuellen Leben.“
Um es kurz zu machen: Es gibt viele verschiedene Gründe, warum du Fernweh haben könntest, aber laut Dr. Amsellem läuft es am Ende meist darauf hinaus, dass du einen Tapetenwechsel brauchst. „Manche Menschen sind von Natur aus neugieriger als andere – sie möchten immer wieder neue Dinge ausprobieren und kennenlernen“, erklärt Dr. Amsellem und ergänzt „das trifft besonders auf Personen zu, die lieber jedes Jahr in einem anderen, ferneren Land Urlaub machen als die, die immer wieder zum selben Ort reisen“.
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Ob neugierig oder nicht: Auch, wenn du gerade nicht verreisen kannst, gibt es Möglichkeiten, deine Wanderlust zu befriedigen – allerdings musst du dafür eventuell deine Fantasie etwas spielen lassen.
Eine Auszeit zu Hause
Tipp Nummer eins: Staycation – oder zu Deutsch: der gute alte Urlaub auf Balkonien. Den solltest du laut Dr. Amsellem nämlich nicht unterschätzen: „Durch eine Staycation kommst du aus dem täglichen Trott heraus. Obwohl du immer noch in derselben Stadt bist und die gleichen Sachen siehst, kannst du wenigstens mal die Arbeitsemails, Rechnungen, Wäscheberge und alles, was dich sonst noch so stresst, liegen lassen“.
Zwar brauchen wir manchmal einen freien Tag, um uns neu auszurichten und all die Haushaltspflichten zu erledigen, die sonst liegen bleiben, aber darum geht es bei einer Staycation nicht. Es geht darum, eine Pause vom Alltag zu machen und Abstand von allem zu nehmen. Und wenn du denkst, deine Stadt sei zu langweilig für eine Staycation, dann mach dir Folgendes bewusst: Die Kirschen in Nachbars Garten schmecken immer süßer. Will heißen: Bestimmt gibt es Menschen, die sich für ihren Urlaub bewusst deine Heimat ausgesucht haben – sei es, weil man dort etwas erleben oder einfach nur relaxen kann. Dr. Amsellem rät: „Stell dir vor, es kommt dich jemand besuchen, der oder die sich in der Gegend nicht auskennt. Was würdest du ihr*ihm zeigen? Was würdet ihr unternehmen?“
Oder anders gesagt: Wenn du dringend Urlaub brauchst, dir aber keine große Reise leisten kannst, dann nimm dir trotzdem einen oder zwei Tage frei und teste das neue Restaurant aus, in das du schon immer gehen wolltest. Oder besuche mal wieder all deine Lieblingsplätze. Ich persönlich gehe zum Beispiel gern unter der Woche in Museen oder zu meinem Lieblingscafé zum Brunchen, weil es dort dann nicht so voll ist.
Staycation hin oder her: Du willst einfach mal raus? Zeit, um mit dem Sparen anzufangen und deinen Traumurlaub zu planen – selbst, wenn du ihn dann erst in ein paar Monaten (oder Jahren) antreten kannst. Stelle dir eine Art Moodboard für deine nächste Reise zusammen: Lege dir einen Lesezeichenordner an und schaue einfach mal nach Locations, Restaurants, Tipps und Unterkünften. Vorfreude ist schließlich die schönste Freude und so hast du schon mal etwas, für das es sich lohnt, morgens aufzustehen und zur Arbeit zu gehen.
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