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Kolumne: Freitags kommt Frau P.!

Ab sofort gibt’s jede Woche Freitag Highlife in Tüten. Tschillebing, ich bin Frau P.! Bitte was, bitte wer? Kennt ihr nicht? Macht doch nix, lasst euch auf was Neues ein – taucht mit mir ab in meine Welt! Tschillebing ist bei uns Peemöllers (Achtung, von uns gibt es ein paar mehr…) zur Begrüßung ein ganz geflügeltes Wort. Und ein Wort, das mich immer wieder beflügelt. Weil es mich an Zuhause, an meine Heimat Schleswig-Holstein erinnert. Immer wenn dort – in einem kleinen Dorf zwischen Hamburg und Lübeck – mein Opa Hermann auf unseren Bauernhof fuhr, kurbelte er die Fensterscheibe seines roten Mercedes Benz’ 190 D runter, hupte und rief lauthals… ja, genau, Tschillebing! Warum? Na, warum denn nicht?! Ich mag Phantasieworte. Ich mag eine eigene Sprache zwischen Herzensmenschen, die nur sie verstehen und sie deshalb (noch mehr) miteinander verbindet. Wie ein geheimer Pakt. Ob ich nicht zu alt für solchen Quatsch bin? Ha, sowas höre ich öfter! Aber was genau soll denn bitte „zu alt“ heißen? Ich mache wahnsinnig gern Kokolores. Ein Wort, das übrigens viel zu selten benutzt wird (an dieser Stelle ein kleiner Trommeltusch für Koko und ihre zwei Silbenschwestern). Genauso wie Remmidemmi. Vielleicht deshalb oder aber auch aus Verehrung an den Deichkind-Song habe ich meine Wohnung „Remmi&Demmi-WG“ getauft. Weil ich sie mir mit meiner Freundin teile. Seit knapp vier Jahren. Warum? Na, warum denn nicht?! Das irritiert mitunter. So einige. Vor allem aber die ab 35 Plus. Ob ich denn dafür nicht zu alt sei? Ob ich mir die Wohnung denn nicht allein leisten könne? Bei einigen Männern löst genau das natürlich Kopfkino aus: „Ah, deine Mitbewohnerin ist Schauspielerin…“ – und schon sind sie voll von der Rolle! Weil sie sich ausmalen, in welche Rollen wir wohl schlüpfen könnten. Für mich ist das alles – also meine Mädels-WG, genauso wie die Männerphantasien… – normal. Sie ist Remmi, ich bin Demmi („…zusammen seid Ihr Krawall“, sagt immer ein Freund von uns). So lebe ich, weil ich es so will. So habe ich es mir ausgesucht, weil es mir so gefällt. Warum? Na, warum denn nicht?! Kein Leben ist vollständig ohne ein bisschen Verrücktheit. Wie langweilig wäre es denn, wenn alle gleich wären? Ich treibe es gern bunt. Als mich meine (damals) sechsjährige Nichte das erste Mal in Berlin besuchte, sah sie das erste Mal in ihrem Leben einen Mann mit grün gefärbten Haaren. Diese Farbe kannte sie als Dorfkind bis dahin nur aus Dr. Oetkers Wackelpudding-Mischung mit Waldmeister-Geschmack. „So ist das in Berlin, hier kann jeder machen und tun, was er will“, erklärte ich ihr. Finja blickte zu mir auf: „So wie du, bei dir ist jeden Tag Fasching.“ Ihre (Weit)Sicht der Dinge in diesem kleinen Moment ist mir ganz besonders in Erinnerung geblieben. Nur ein einziger Satz, der alles sagt: Sie, das heute kleine Mädchen vom kleinen Dorf, bewundert das heute große Mädchen in der großen Stadt. Das mit Ende 30 nach dem Lust- und Laune-Prinzip lebt. Und eben nicht nach Zahlen. Das bereits die ganze Welt bereist hat und auch sonst gern und oft Grenzen überschreitet – um sagen zu können: Ich habe es ausprobiert! Na und, dann habe ich mir eben mal die Finger verbrannt oder die Füße verletzt. „Warum trägst du einen Verband, hast du wieder barfuß in Scherben getanzt?“ – Finja Peemöller (damals 8 und besorgt) zu ihrer Tanze, äh, Tante Ilka Peemöller (damals 35 und bis heute außer Rand und Band). Klar sind andere mit Ende 30 längst verheiratet (oder oftmals schon wieder geschieden…), klar haben andere schon Kinder, klar leben andere mit ihrem Partner zusammen, klar haben andere ein Auto (nein, ich trampe nicht, ich fahre Taxi), klar sparen andere für die Eigentumswohnung statt, klar… Warum? Na, warum denn nicht?! Jeder Jeck ist anders. Und keiner muss nach der Pfeife des anderen tanzen. Jeder sollte nur wenigstens einmal in seinem Leben so wild tanzen, dass er aus dem letzten Loch pfeift. „Als gäb’s kein Morgen mehr“, wie Philipp Poisel so wunderschön gesungen hat…. Warum? Na, warum denn nicht?! Weil man sich dann spürt. Mit jeder Faser. Weil man sich dann vergisst. Komplett. Ein schönes Kompliment bekam ich deshalb die Nächte von einem männlichen 85er-Jahrgang. Er hatte mich im „King Size“ beim Tanzen beobachtet, weshalb er mich später im Club ansprach: „Ich habe noch nie jemanden gesehen, der den Augenblick so genießt und sich selbst so feiert.“ Warum? Na, warum denn nicht?! Ja, ich feiere gern – vor allem das Leben. Morgen kann alles schon vorbei sein. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Wenn unerwartet ein Mensch geht. The Time Is Now, jetzt oder nie. Man kann keinen Moment zurückholen. Und nichts ist schlimmer als ein „Hätte ich mal…“ Aber jeder ist anders. Leben und leben lassen – das ist die höchste Kunst: den anderen so sein zu lassen, wie er ist, mit all seinen Macken und Marotten – in der Freundschaft wie in der Partnerschaft. Ich verurteile doch auch niemanden für sein Anders-Leben. Aber ich rate euch: Tanzt! Vor allem aus der Reihe!

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