Alle mal die Hände hoch, die noch nie auf unangemessene Kommentare im Internet gestoßen sind: Oh, gar keine Hände oben!? Das Netz ist ein Haifischbecken: Bei Facebook und Instagram schwimmen hungrige Haie, die fressen wollen. Sie zerfleischen sowohl Prominente als auch Privatpersonen.
Es ist ja immer wieder die Rede davon, dass die Anonymität im Internet die Hemmschwelle senkt, das Böse in uns herausholt, die Manieren vergessen lässt – die Pennsylvania State University hat allerdings gerade erst herausgefunden, dass Jugendliche vor allem von ehemaligen Freunden und Ex-Partnern gemobbt werden. Die Zahl dieser Cybermobber sei sieben Mal höher als bei Usern, die sich vorher nicht kannten. Fast jeder fünfte deutsche Jugendliche ist schon einmal im Internet gemobbt worden, zu diesem Ergebnis kam eine Studie von Vodafone und des Meinungsforschungsinstituts YouGov im letzten Jahr.
Schikane im Netz hat viele Gewänder: Eine Hassmail, Gerüchte verbreiten auf den sozialen Netzwerken, beleidigende Kommentare, Fotomontagen oder entwürdigende Bilder des Opfers. Wer betroffen ist oder so etwas auch nur weit entfernt wahrnimmt, sollte schnell handeln – aber wie? Wir sprachen darüber mit Uwe Leest, er ist der Vorstandsvorsitzende des Bündnis gegen Cybermobbing e.V.. Als Mobbing-Experte spricht er täglich mit Opfern und setzt sich aktiv dafür ein, die Zahl der Leidenden zu verringern – durch Politik, Prävention und Seelsorge.
Herr Leest, warum sind im Internet so viele Kommentare negativ motiviert? Müsste man nicht denken: Wenn ich etwas nicht mag, verschwende ich meine Zeit auch nicht damit?
Das Internet dient vielen als Ventil für ihren Frust. Die Anonymität und Distanz zum Gegenüber bergen die Möglichkeit sich asozial zu verhalten, ohne die, offline üblichen, Konsequenzen zu spüren. Bezüglich Cybermobbing motivieren die Täter in der Regel Defizite in ihrem Leben wie ein Mangel an Liebe und Aufmerksamkeit. 36,2 Prozent der Täten waren selbst einmal Opfer. Weitere Gründe können sein: Herrschsucht beziehungsweise Demonstration von Macht, Lust auf Mobbing, Angst oder die Suche nach Sündenböcken für eigenes Versagen, Stärkung des Gemeinschaftsgefühls einer bestimmten Gruppe, fehlende Konfliktlösungsstrukturen, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Neid und das Streben nach Anerkennung.
Was ist der Unterschied zwischen einem Shitstorm und Cybermobbing?
Ein Shitstorm ist ein Sturm der Entrüstung, der über das Internet stattfindet. Er beinhaltet eine große Menge an negativer Kritik und Beleidigungen. Er entsteht durch einen konkreten Auslöser und ist temporär. Cybermobbing unterscheidet sich dadurch, dass die Beleidigungen von bestimmten Tätern über einen längeren Zeitraum stattfinden. Die Beleidigungen entstehen nicht aus Entrüstung, sie sind kein emotionaler Ausbruch. Es handelt sich hierbei um eine kontinuierliche Demütigung der Zielperson. Wie sollte man damit umgehen, wenn man im Internet drangsaliert wird?
1. Ruhe bewahren. Nichts an sich ranlassen und keine Selbstzweifel haben. Sperren Sie den Cybermobber aus: Die meisten verantwortlichen Websites und Anbieter geben die Möglichkeit, jemanden der sich schlecht verhält, zu sperren oder zu melden. Nicht auf beleidigende oder unangenehme Nachrichten reagieren, auch wenn es schwer fällt. Eine Reaktion ist genau das, was der „Cybermobber“ will, er fühlt sich so bestätigt. Sollten die Nachrichten nicht aufhören, sollten die Opfer einen neuen E-Mail-Account eröffnen.
2. Beweise sichern! Kopien von unangenehmen Nachrichten, Bildern oder Online- Gesprächen z.B. durch Screenshots sichern. Sie werden helfen, anderen zu zeigen, was passiert ist und können auch dazu beitragen, den Täter zu ermitteln.
3. Mit anderen darüber reden! Wer betroffen ist oder jemanden kennt, der im Internet oder über Handy eingeschüchtert oder schikaniert wird, sollte damit nicht alleine umgehen. Sie sollten mit Menschen reden, denen sie vertrauen.
4. Wenn nötig, sollten die Opfer zur Polizei gehen und den Täter anzeigen, denn in vielen Fällen ist Cybermobbing (Beleidigungen, Beschimpfungen, Bloßstellen, Üble Nachrede) strafbar.
5. Wenden Sie sich an Personen, Organisationen die Ihnen helfen können! Es gibt in Deutschland Mobbingberatungsstellen und auch anonyme Hotlines die weiterhelfen und zu guter Letzt natürlich das Bündnis gegen Cybermobbing e.V.
Herr Leest, warum sind im Internet so viele Kommentare negativ motiviert? Müsste man nicht denken: Wenn ich etwas nicht mag, verschwende ich meine Zeit auch nicht damit?
Das Internet dient vielen als Ventil für ihren Frust. Die Anonymität und Distanz zum Gegenüber bergen die Möglichkeit sich asozial zu verhalten, ohne die, offline üblichen, Konsequenzen zu spüren. Bezüglich Cybermobbing motivieren die Täter in der Regel Defizite in ihrem Leben wie ein Mangel an Liebe und Aufmerksamkeit. 36,2 Prozent der Täten waren selbst einmal Opfer. Weitere Gründe können sein: Herrschsucht beziehungsweise Demonstration von Macht, Lust auf Mobbing, Angst oder die Suche nach Sündenböcken für eigenes Versagen, Stärkung des Gemeinschaftsgefühls einer bestimmten Gruppe, fehlende Konfliktlösungsstrukturen, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Neid und das Streben nach Anerkennung.
Was ist der Unterschied zwischen einem Shitstorm und Cybermobbing?
Ein Shitstorm ist ein Sturm der Entrüstung, der über das Internet stattfindet. Er beinhaltet eine große Menge an negativer Kritik und Beleidigungen. Er entsteht durch einen konkreten Auslöser und ist temporär. Cybermobbing unterscheidet sich dadurch, dass die Beleidigungen von bestimmten Tätern über einen längeren Zeitraum stattfinden. Die Beleidigungen entstehen nicht aus Entrüstung, sie sind kein emotionaler Ausbruch. Es handelt sich hierbei um eine kontinuierliche Demütigung der Zielperson. Wie sollte man damit umgehen, wenn man im Internet drangsaliert wird?
1. Ruhe bewahren. Nichts an sich ranlassen und keine Selbstzweifel haben. Sperren Sie den Cybermobber aus: Die meisten verantwortlichen Websites und Anbieter geben die Möglichkeit, jemanden der sich schlecht verhält, zu sperren oder zu melden. Nicht auf beleidigende oder unangenehme Nachrichten reagieren, auch wenn es schwer fällt. Eine Reaktion ist genau das, was der „Cybermobber“ will, er fühlt sich so bestätigt. Sollten die Nachrichten nicht aufhören, sollten die Opfer einen neuen E-Mail-Account eröffnen.
2. Beweise sichern! Kopien von unangenehmen Nachrichten, Bildern oder Online- Gesprächen z.B. durch Screenshots sichern. Sie werden helfen, anderen zu zeigen, was passiert ist und können auch dazu beitragen, den Täter zu ermitteln.
3. Mit anderen darüber reden! Wer betroffen ist oder jemanden kennt, der im Internet oder über Handy eingeschüchtert oder schikaniert wird, sollte damit nicht alleine umgehen. Sie sollten mit Menschen reden, denen sie vertrauen.
4. Wenn nötig, sollten die Opfer zur Polizei gehen und den Täter anzeigen, denn in vielen Fällen ist Cybermobbing (Beleidigungen, Beschimpfungen, Bloßstellen, Üble Nachrede) strafbar.
5. Wenden Sie sich an Personen, Organisationen die Ihnen helfen können! Es gibt in Deutschland Mobbingberatungsstellen und auch anonyme Hotlines die weiterhelfen und zu guter Letzt natürlich das Bündnis gegen Cybermobbing e.V.
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Um eine angenehme Zukunft für unsere Gesellschaft zu gestalten, ist es unser aller Aufgabe, auch online achtsam mit unseren Mitmenschen umzugehen
Uwe Leest
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Justin Bieber hat angeblich gerade seinen Instagram-Account gelöscht hat, weil die Zahl der bösen Kommentare zu hoch war. Lassen Prominente die Kritik im Netz tatsächlich an sich ran?
Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, sind in der Regel geschult mit Kritik umzugehen. Doch durch das Internet sind sie manchmal solch gewaltigen Hasswellen ausgesetzt, dass es unmöglich wird, sich dem zu entziehen, außer man „schaltet ab“, wie Justin Bieber das getan hat. Prominente sprechen sich immer wieder gegen Cybermobbing aus, was belegt, dass sie einen persönlichen Bezug zu diesem Thema haben.
Glauben Sie, dass es einen positiven Trend in den nächsten Jahren geben wird und die Beleidigungen im Netz weniger werden?
Ich hätte das Bündnis gegen Cybermobbing nicht gegründet, wenn ich nicht an eine Verbesserung der Situation glauben würde. Wir erzielen stetig Erfolge auf unserem Gebiet bezüglich Aufklärung, Prävention und Forschung. Außerdem sind wir nicht die einzigen, die etwas gegen Cybermobbing unternehmen, das Thema ist in Gesellschaft und Politik angekommen. Wir leben in einer Zeit, in der unsere sozialen Kontakte und unsere Arbeitswelt immer mehr digitalisiert wird. Um eine angenehme Zukunft für unsere Gesellschaft zu gestalten, ist es unser aller Aufgabe, auch online achtsam mit unseren Mitmenschen umzugehen. Wir werden im Herbst diesen Jahres unsere Cybermobbing Studie von 2013 weiterführen, um die Entwicklung der letzten 3 Jahre nachvollziehen zu können und um neue Anhaltspunkte für Präventionsmaßnahmen zu erhalten. Da wir ein gemeinnütziger Verein sind, suchen wir für diese Studie noch finanzielle Unterstützung.
Wie sieht Ihre tägliche Arbeit aus?
Ziel des Bündnisses ist es, die Gesellschaft für die Problematik des Cybermobbing zu sensibilisieren, Aufklärungs-, Forschungs- und Präventionsarbeit zu leisten. Da sich das Bündnis als Dachorganisation wahrnimmt, ist ein weiteres erklärtes Ziel, alle Kenntnisse und Informationen auf dem Gebiet zu bündeln und jene miteinander zu vernetzen, die sich mit der Thematik beschäftigen. Eine Forderung des Bündnisses ist, das Präventionsmanagement an Schulen auszubauen. Diesbezüglich ist die Bildungspolitik gefragt, sie ist gefordert, neue Rahmenbedingungen für die Ausbildungs- und Erziehungssituation zu schaffen. Kinder und Jugendliche müssen mehr als bisher über die Gefahren und Risiken, aber auch Chancen und Nutzen des Cyberspace aufgeklärt und sensibilisiert werden. Außerdem sollte Medienerziehung bereits im Kindergarten stattfinden und in den Schulen implementiert werden. Mehr Informationen und konkrete Hilfestellung gibts auf www.cybermobbing-hilfe.de
Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, sind in der Regel geschult mit Kritik umzugehen. Doch durch das Internet sind sie manchmal solch gewaltigen Hasswellen ausgesetzt, dass es unmöglich wird, sich dem zu entziehen, außer man „schaltet ab“, wie Justin Bieber das getan hat. Prominente sprechen sich immer wieder gegen Cybermobbing aus, was belegt, dass sie einen persönlichen Bezug zu diesem Thema haben.
Glauben Sie, dass es einen positiven Trend in den nächsten Jahren geben wird und die Beleidigungen im Netz weniger werden?
Ich hätte das Bündnis gegen Cybermobbing nicht gegründet, wenn ich nicht an eine Verbesserung der Situation glauben würde. Wir erzielen stetig Erfolge auf unserem Gebiet bezüglich Aufklärung, Prävention und Forschung. Außerdem sind wir nicht die einzigen, die etwas gegen Cybermobbing unternehmen, das Thema ist in Gesellschaft und Politik angekommen. Wir leben in einer Zeit, in der unsere sozialen Kontakte und unsere Arbeitswelt immer mehr digitalisiert wird. Um eine angenehme Zukunft für unsere Gesellschaft zu gestalten, ist es unser aller Aufgabe, auch online achtsam mit unseren Mitmenschen umzugehen. Wir werden im Herbst diesen Jahres unsere Cybermobbing Studie von 2013 weiterführen, um die Entwicklung der letzten 3 Jahre nachvollziehen zu können und um neue Anhaltspunkte für Präventionsmaßnahmen zu erhalten. Da wir ein gemeinnütziger Verein sind, suchen wir für diese Studie noch finanzielle Unterstützung.
Wie sieht Ihre tägliche Arbeit aus?
Ziel des Bündnisses ist es, die Gesellschaft für die Problematik des Cybermobbing zu sensibilisieren, Aufklärungs-, Forschungs- und Präventionsarbeit zu leisten. Da sich das Bündnis als Dachorganisation wahrnimmt, ist ein weiteres erklärtes Ziel, alle Kenntnisse und Informationen auf dem Gebiet zu bündeln und jene miteinander zu vernetzen, die sich mit der Thematik beschäftigen. Eine Forderung des Bündnisses ist, das Präventionsmanagement an Schulen auszubauen. Diesbezüglich ist die Bildungspolitik gefragt, sie ist gefordert, neue Rahmenbedingungen für die Ausbildungs- und Erziehungssituation zu schaffen. Kinder und Jugendliche müssen mehr als bisher über die Gefahren und Risiken, aber auch Chancen und Nutzen des Cyberspace aufgeklärt und sensibilisiert werden. Außerdem sollte Medienerziehung bereits im Kindergarten stattfinden und in den Schulen implementiert werden. Mehr Informationen und konkrete Hilfestellung gibts auf www.cybermobbing-hilfe.de