Schon in der Heimat war für sie die allgemeine Einstellung gegenüber Geflüchteten nur schwer erträglich. Zwar hat Greta in Deutschland nicht in Heimen selbst gearbeitet, sich aber seit 2015 intensiv mit dem Thema beschäftigt. „Ich hatte den Eindruck ich bin gut vorbereitet – vor Ort habe ich aber gemerkt, dass meine Vorstellungen eine große Illusion sind und wenig bis nichts mit der Realität zu tun haben. Aus der menschlichen Perspektive habe ich vorher scheinbar wenig verstanden; man wird nicht gut informiert und ist so hilflos“, erzählt sie. Veria setzt diesem Gefühl die Krone aus. „Ich habe zum ersten Mal begriffen, was es eigentlich heißt, zu flüchten. Was es heißt, alles hinter sich lassen zu müssen, seine Heimat zu verlieren und alles was damit zusammenhängt“, erzählt Greta. In dem Camp gibt es Menschen, die zuvor ein Leben geführt haben, das sich von dem unseren kaum unterscheidet. Da gibt es Studenten, die ihre Studien abgebrochen haben, um sich in Sicherheit zu bringen, ältere Damen, Hausfrauen, ganze Familien, die ihre Wohnungen und Häuser, ihre vollen Kleiderschränke, ihre Freunde, Familie, das ihnen bekannte Zuhause mit Haustieren, Wegen, die sie seit ihrer Kindheit gehen, Nachbarn, die seit Jahren morgens grüßen, und ein Gefühl von Heimat hinter sich gelassen haben, gefährliche bis tödliche Wege auf sich genommen haben, um sich vor Krieg, Armut und Gewalt in Sicherheit zu bringen. „Ich war immer empathisch. Aber was es heißt, all das hinter sich zu lassen, um am Rande der Gesellschaft auf einem nicht mal so zu bezeichnenden Niveau zu leben, ist mir erst hier vor Ort klar geworden“, weiß Greta heute. Ein Umstand, der sie bewegt, schockiert, getroffen hat. Kahle Zimmer mit Schimmel an den Wänden, wenig Platz, viel Lärm – mit Teppichen wird versucht die Lautstärke zu dämmen und sich ein wenig Privatsphäre zu schaffen.