Was tun, wenn die biologische Uhr ohrenbetäubend tickt und die große Liebe nicht (mehr) in Sicht ist? Auf den Kinderwunsch verzichten? Oder als Solo-Frau adoptieren wie Charlize Theron und Angelina Jolie? Ina hat einen anderen Weg gefunden. Sie hat ein Kind mit ihrem schwulen Freund bekommen. Warum das ihre Traumlösung ist, erzählt sie hier.
„Er sagt: ‚Ich kann dir kein Kind machen’“, erzählt Ina. Der Satz traf sie wie eine Faust in den Magen. Ich sei schon 38. Die Wahrscheinlichkeit sei groß, dass ein Kind von mir nicht gesund sein würde, erzählt sie weiter über die Offenbarung ihres (Ex-)Freundes. Ina war entsetzt. „Ich konnte das nicht glauben“, sagt sie. „Was dachte sich dieser Idiot eigentlich? Sollte ich mir einen potenziellen Vater für ein Kind selber backen? Als ob gute Väter an jeder Ecke warten würden?“ Für die Berlinerin war das Thema Beziehung damit beendet. Und leider auch das Thema Kind – dachte sie zumindest.
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Drei Tage nach der Trennung war sie mit ihrem Bekannten Stefan zum Abendessen verabredet. Stefan ist gutaussehend: groß, blond, schlank, blaue Augen – und total schwul. „Wir haben uns vor 13 Jahren im Kitkat Club in Berlin kennengelernt. Ich hatte ihn, unverschämt wie ich bin, einfach angesprochen. Mein erster Satz war: ‚Ich will ein Kind von dir!’“, erzählt sie lachend. Die ganzen Jahre blieben die beiden locker in Kontakt, nun saßen sie in der hintersten Ecke eines urigen italienischen Restaurants und aßen Pasta, als er nach ihrem Beziehungsstatus fragte. „Als ich sagte, dass ich wieder Single sei, antwortete er: ‚Dann reden wir jetzt übers Kind’.“
Für Ina war sofort (oder besser: immer noch) klar: Sie wollte ein Kind von diesem Mann. Ob sie Bedenken hatte? „Nö“, sagt sie wie aus der Pistole geschossen. Da Stefan wirklich kein körperliches Interesse an Frauen hat, suchten die beiden eine Kinderwunschklinik auf. Es klappte direkt beim ersten Versuch. Drei Monate nach ihrem Treffen war sie schwanger und sechs Monate vor ihrem 40. Geburtstag kam ihre gemeinsame Tochter zur Welt.
Dort wo für andere Paare die Probleme anfangen, packten die ungewöhnlichen Eltern pragmatisch an. „Wir gingen zu einer Anwältin, um alles zu klären“, sagt sie. Doch das war gar nicht so einfach. „So einen Fall wie uns gab es nicht und von daher war nicht klar, was und wie es geregelt werden soll“, erzählt Ina. Die Eltern, die getrennt in Friedrichshain und Steglitz wohnen, regelten es schließlich selbst. Das Sorgerecht wurde geteilt. Genauso wie das Kindergeld. „Jeder hat sie drei Tage die Woche und braucht Kleider, Essen und Spielzeug“, erklärt sie.
Und wie wurde für ein eventuelles Zerwürfnis vorgesorgt? „Gar nicht, Stefan ist schließlich der Mann an meiner Seite“, sagt sie. Gerade sind die beiden zusammen mit ihrer Tochter in Thailand und auch an Weihnachten war er zur Bescherung bei ihren Eltern mit. „Für meine Mutter ist er der Wunschschwiegersohn“, sagt Ina. Und das obwohl Ina in einer festen Partnerschaft mit einem anderen Mann lebt.
Wie geht das zusammen? „Es ist eine Form von Beziehung, selbst wenn wir keinen Sex haben“, sagt sie und überlegt. „Das ist meine Form von Polyamorie.“ Ina lacht laut. „Mein Lebensmotto war immer schon: Lebe lieber ungewöhnlich.“ Und was sagt ihr neuer Partner zu der Konstellation? „Der wurde gleich mit der Wahrheit konfrontiert“, erklärt sie. Ein neuer Partner müsse sich schließlich in die bestehende Beziehung zum Vater des Kindes integrieren können. „Das ist nicht verhandelbar. Da heißt es: Friss oder stirb“, sagt sie.
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