Natürlich gibt es schon viele Artikel, in denen sich Blogger und andere Leute über Instagram, den neuen Algorithmus, die verschwindende Authentizität etc. aufregen und trotzdem sage ich euch: Es liegt an uns es zu ändern! Ich war und bin immer eine Verfechterin von Instagram gewesen, von der Online-Sammelmappe von Inspirationen, dem bebilderten Tagebuch, mit dem man Leute mitnehmen und inspirieren kann. Ich bin immer noch der Meinung, dass sich jeder bewusst dafür und dagegen entscheiden kann, Social Media-Kanäle zu verwenden und sich selbst überlegen kann, auf welche Art und Weise er dies tut.
Und trotzdem hat sich bei mir etwas im letzten halben Jahr verändert. Instagram hat mir vor allem Anfang des Jahres so gar keinen Spaß mehr gemacht. Ich hatte kein Bedürfnis mehr andere Profile, meinen Feed oder mein eigenes Profil zu checken. Im Podcast haben Masha und ich darüber gesprochen, dass Instagram dafür sorgt, dass egal was für eine gute Zeit man hat, man immer denkt, dass alle anderen eine noch bessere Zeit haben, als man selbst. Man sitzt im Büro an den Mails und gefühlt alle anderen sind auf Raves, auf Ibiza oder zumindest beim Day Drinking. Ist denn keiner außer mir im Office? Sind die alle arbeitslos? Natürlich ist das ein Trugschluss und auch ich poste ein Bild von unserem Ibiza-Trip vor einer Woche, während ich tatsächlich mit Tanja in Berlin am Tisch sitze und wir gemeinsam einen E-Mail-Krieg führen. Wir alle teilen unsere übertrieben guten Momente mit der Gang, verlängern Urlaube online und posten kaum mehr spontane, unperfekte oder nachdenkliche Dinge. Vielleicht ist es genau das, was ich als so falsch empfinde: Oft fehlt mir die Inspiration, die Botschaft, die Idee oder ein Wiedererkennungsfaktor in den Posts, egal ob im Text oder Bild. Und damit schließe ich uns nicht aus, wir selbst sind oder waren Opfer des eigenen Mediums.
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Am Anfang der Social Media-Zeit gab es den Gedanken, dass Prozesse und Tools zu mehr Vielfalt und Toleranz führen könnten – durch die schnelle Kommunikation, den Austausch mit Andersdenkenden, die digitale Verknüpfung von Nischen und deren Bestärkung. Manchmal fühle ich mich dennoch eher so, als würde Instagram uns alle gleichschalten. Wir fahren zu denselben Urlaubszielen, tragen dieselben Handtaschen und posen vor denselben drei Cafés an jedem Ort aufdieser Welt. Von wegen Vielfalt! Gefühlt gibt es nur zwei hyper-erfolgreiche Typen von Frauen auf Instagram: Das blonde Fitnessmodel mit den Beachwaves und die Kylie Jenner Make-Up Girls. Waren Blogger nicht mal die Mädels von nebenan, mit denen man sich identifizieren konnte? Die Schwächen zeigten, über Liebeskummer und Einsamkeit und das Erwachsenwerden schrieben, Geschichten erzählten und Ratschläge gaben. Im besten Fall waren sie Vorbilder – nicht nur bei der Kleiderwahl. Natürlich gibt es die inspirierenden Talente, die ich respektiere. Auch solche, die nur Fashion-Content kreieren, dabei aber visuell so stark, trendgebend und nah am Zeitgeist sind. Es geht nicht darum, dass jeder der größte Storyteller oder Moralapostel sein muss, sondern darum, dass man sich einen Wiedererkennungswert schafft. Als Blogger oder Instagrammer haben wir alle einen Einfluss auf das Weltbild vieler Menschen. Vielleicht sind wir nur ein Teil ihres Medienpuzzles, aber genau deshalb sollte dieses Puzzle so vielfältig und bunt wie möglich sein. Damit meine ich, sich als Blogger oder Instagrammer zwischendurch mal Gedanken zu machen, was man mit einem Post sagen oder erreichen will. Ob man witzig oder geistreich ist, eine Idee oder einen Tipp gibt. Lasst euren Content und eure Postings nicht nur durch die Likeability und den Instagram-Ästhetik-Filter bestimmen. Emanzipiert euch davon und postet aus eurer tatsächlichen Wahrnehmung und Inspiration, aus eurer intrinsischen Motivation heraus. Dafür muss man vielleicht ein kleines Instagram-Reset machen: weniger und ausgewählten Leuten folgen, die einem wirklich etwas mitgeben.
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Ich erlebe selbst, wie schwierig es teilweise ist, meinen eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Immer geht das nicht. Manchmal habe ich mir großen Druck gemacht, inspirierende, tragbare, innovative Outfits in einem zeitgeistigen Look zu fotografieren, sie schnellstmöglich online zustellen und auf allen Kanälen zu streuen. Parallel dazu will ich smarte, emotionale, persönliche Texte schreiben, ein Kulturprogramm bieten und zusätzlich unsere Reisen, Projekte und unsere Emails regeln.
Dabei habe ich festgestellt, dass man als erstes den Druck rausnehmen muss, um wieder kreativ sein zu können und vor allem muss man sich Zeit nehmen, um sich selbst richtig kennenzulernen und dabei vielleicht verborgene Interessen und Talente reifen zu lassen. Gibt es Themen, die so noch gar nicht auf Instagram oder Social Media stattfinden? Habe ich Hobbies, mit denen ich andere anspornen und bereichern kann?
Ich habe im letzten Jahr die Architekturfotografie auf unseren Reisen entdeckt (#LisaSpaziert), ich liebe die musikalischen und modischen Einflüsse aus dem Hip Hop, ich habe eine Leidenschaft für Power-Gadgets, wie Uhren und Autos. Auf der anderen Seite bin ich tief von Werten, wie Nächstenliebe geprägt, die ich aus meinem christlichen Umfeld mitgegeben bekommen habe. Ich glaube an das Gute in der Welt, an die Kraft der Natur, an die einfachen Dinge. Ich habe für mich gemerkt, dass ich mehr brauche als den perfekten Kleiderschrank, die Ladies-Lunches und beruflichen Erfolg, um glücklich zu sein. Das, was dazwischen stattfindet - die kleinen Dinge - das ist das Leben. Und genau diese kleinen Dinge, genau diese Eigenheiten, sind manchmal schwierig auf Social Media darzustellen. Sie sind nicht so leicht zu vermitteln und bekommen deswegen nicht ganz so viele Likes. Ich glaube aber, dass sich der Versuch lohnt. Nur wer bei sich selbst ist und zeigt was ihn ausmacht, kann, meiner Meinung nach, langfristig online und offline authentisch sein. Dein Wiedererkennungsfaktor ist das, was DU bist.
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