2007 hat Anjelica Lorenz Mode Junkie gestartet und gehörte damit zu den ersten, erfolgreichen Fashion-Bloggerinnen in Deutschland. Im vergangenen Jahr hat sie sich dazu entschieden mit dem Bloggen aufzuhören, um sich auf ihren eigenen Cupcake-Store und ihre Familie zu konzentrieren. Auf R29 Germany erzählt sie, warum sie diesen Schritt nie bereut hat.
Wenn ich manchmal an meine Bloggerzeit zurückdenke, dann frage ich mich, wie es hätte weitergehen können… Ich hatte mein Netzwerk, eine Agentur und eine lange Liste an Firmen, mit denen ich zusammengearbeitet habe. Als ich mit dem Bloggen angefangen habe, habe ich jeden Tag Bilder in unserer Wohnung gemacht, von meinen Outfits und Einkaufstüten. Aber nicht mit den großen Labels wie Chanel, Gucci und Co., die man heute von vielen Bloggern kennt. Ich habe klein angefangen.
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Es war eine wahnsinnig tolle Zeit, die mir ein Lächeln ins Gesicht zaubert, wenn ich daran zurückdenke. Ich habe mir in einem fremden Land einen Namen gemacht und habe neben meine Vollzeitjob als Visual Merchandiser gutes Geld verdient. Firmen haben angefragt, ob ich Werbung für ihre Produkte machen möchte. Und ich habe das gern gemacht. Ich wurde zu Fashion Shows eingeladen. Die Reisekosten hat natürlich die Marke übernommen. Ich habe den Traum, den heute so viele haben, gelebt.
Doch während ich immer erfolgreicher wurde, hat die Beziehung zu meinem Freund und meinem fünf Jahre alten Sohn gelitten. All unsere Freizeit (die sowieso schon sehr begrenzt war) haben wir damit verbracht, Bilder zu machen, Locations zu suchen und zu reisen. Natürlich war es für mich aufregend an Orten zu sein, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Doch mein Freund musste sich währenddessen frei nehmen von der Uni und auf unseren Sohn aufpassen. Ihr könnt euch die Streitereien vorstellen, die es deswegen gab. Gleichzeitig sind meine Standards an meine Bilder immer mehr gewachsen, umso erfolgreicher ich wurde.
Also habe ich mich dazu entschieden meinen Traum von einem eigenen Cupcake-Laden zu verwirklichen. Ich habe meine Kontakte, die ich durch meinen Blog aufgebaut habe, genutzt, um Couture & Cupcakes zu gründen. Nur einen Monat nach der Eröffnung kam unser zweites Kind auf die Welt. Dann blieb keine Zeit mehr für Fashion Weeks, Pressereisen und Shootings. Wir hatten sowieso schon so viel zutun mit einem neuen Store, zwei Kindern und einem angefangenen Studium. Die Entscheidung, den Blog zu beenden, habe ich gemeinsam mit meinem Freund getroffen. Wir haben uns dazu entschlossen, die nächsten Schritte mit dem Store zu planen und uns um unser Kleines zu kümmern. Meine Babypause hat aber trotzdem nur ungefähr zwei Wochen gedauert. Dann standen auch schon die Renovierungsarbeiten im Store an.
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Ich habe es nie bereut, mit dem Bloggen aufgehört zu haben. Mir bleiben viele großartige Erinnerungen und ich durfte viele positive Seiten der Branche erleben. Jetzt habe ich zwar nicht die neue Dionysus-Tasche von Gucci oder fliege übermorgen nach Marrakesh ins La Mamounia, dafür bin ich mit meiner Familie zusammen glücklich und mein Store läuft erfolgreich seit drei Jahren.
Es war an der Zeit meine Prioritäten zu setzen und die liegen eindeutig bei meiner Familie und einem stabilen Einkommen. Mein Instagram ist durch die selteneren Updates von 40.000 auf 29.000 Follower geschrumpft. Ich frage meine Freunde nicht mehr, ob sie noch warten können mit dem Essen bis ich das perfekte Bild gemacht habe. Morgens mache ich mir nicht mehr ewig Gedanken darum, was ich anziehe und wie ich es am besten inszeniere. Flache Schuhe sind zu meinen besten Freunden geworden, da sie im Store beim Backen einfach unverzichtbar sind. Mein Privatleben ist so viel besser geworden, als mein Bloggerleben weniger geworden ist. Natürlich ist es aufregend, wie ein Promi behandelt zu werden, doch für mich ist es noch viel schöner zuhause die Prinzessin zwischen meinen drei Jungs zu sein.
Die jungen Kreativen, Blogger und Influencer von heute haben es oft viel weiter geschafft, als ich es jemals war. Ich kann mir nur ansatzweise vorstellen, wie viel Arbeit hinter ihren Shootings mit Editorialqualität steckt. Was ihnen wohl durch den Kopf geht, wenn sie jede Woche verreisen, packen und dann schon zum nächsten Ziel aufbrechen? Dieses Business ist bestimmt sehr aufregend, doch ich habe mich dazu entschieden, mein Leben hier zu leben und könnte nicht glücklicher sein mit meinem Entschluss. Wenn ich durch Instagram scrolle und die jungen Frauen mit ihren Chanel-Taschen sehe, dann erinnere ich mich daran, dass ich auch mal Teil dieser Welt war. Doch wenn es eine Sache gibt, die ich aus dieser Zeit gelernt habe, dann ist es, dass man niemals auf ein sorgfältig kuratiertes Instagram-Foto neidisch sein sollte. Denn man sieht nie das ganze Bild und das was dahinter steckt. Glück ist das, was du aus deinem Leben machst! Und das kann man bestimmt nicht an einer Designertasche messen.
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